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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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diese öde Hochebene im Norden und Osten unserer Grenzen für sich beanspruchte. Obwohl das felsige Gelände und der südlich davon verlaufende Recorah uns von Cokyri trennten, hatte mein vorsichtiger Vater meiner Schwester und mir nie erlaubt, diesen Teil unseres Reiches kennenzulernen.
    London glitt vom Pferderücken, landete geräuschlos auf dem Waldboden und streckte dann seine Hände nach mir aus. Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht völlig hilflos erscheinen wollte, und sprang allein ab. Doch diese Entscheidung bedauerte ich sofort. In dem Moment als meine Füße den Boden berührten, verzog ich das Gesicht vor Schmerz und biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.
    Er bedeutete mir, als Erste in die Höhle zu treten, und band sein Pferd dicht davor an. Dann verschwand er kurz aus meinem Blickfeld, tauchte aber bald mit einem Armvoll trockener Zweige wieder auf. Er brachte das Holz in die Mitte unseres Unterschlupfs und zündete es mithilfe seines Feuersteins an. Es gab nicht viel Platz, gerade genug für zwei Leute, doch das machte mir nichts aus, denn das Licht des Feuers und die angenehme Wärme wurden so geradezu behaglich eingefangen.
    Mein ehemaliger Leibwächter und ich saßen einander jetzt gegenüber. In seinem forschenden Blick spiegelten sich die lodernden Flammen, und ich zog die Decke enger um mich, als könne ich so die Fragen abwehren, die er mir unweigerlich stellen würde.
    »Möchtest du mir erzählen, was du dort draußen gesucht hast?«, fragte er schließlich in so sanftem Ton, als hätte er Sorge, mich zu ängstigen.
    »Ich bin zu Fuß gekommen«, krächzte ich, und fast blieben mir die Worte in meinem trockenen Hals stecken.
    Da stand er auf, um eine Flasche aus seiner Satteltasche zu holen, die er mir zuwarf. Dankbar fing ich sie auf, nahm einen Schluck und kräuselte angewidert die Nase.
    »Das ist Wein«, erklärte er, als er mein Gesicht sah. »Er wird dich beleben und deine Schmerzen lindern.« Ich nickte und nahm gleich noch einen weiteren Schluck. Inzwischen war er an seinen ursprünglichen Platz auf der anderen Seite des Feuers zurückgekehrt. Er wartete, bis ich noch ein bisschen mehr getrunken hatte, dann drängte er mich, ihm mehr Details preiszugeben.
    »Du bist zu Fuß gekommen? Woher denn?«
    »Von der Stelle, an der Steldor mir das Pferd weggenommen hat«, erwiderte ich unverblümt.
    Auch wenn ich in Koranis’ Haus ein wenig geschlummert hatte und auf unserem Ritt immer wieder zwischen Wachsein und Schlaf geschwankt hatte, so besaß ich doch immer noch kaum Kraft, um zu sprechen. London runzelte verwirrt die Stirn.
    »Und wo sind deine Wachen?«
    »Ich hatte keine mitgenommen.«
    »Seid ihr, du und Steldor, gemeinsam ausgeritten?«, bohrte er nach, und ich hörte bereits die wachsende Missbilligung in seiner Stimme.
    »Nein«, antwortete ich beschämt und langsam begann mir zu dämmern, dass nicht Steldor allein die Schuld an meiner misslichen Lage trug. »Ich bin allein aufgebrochen, und er ist mir nachgekommen.«
    »Und hat dir das Pferd abgenommen.«
    »Ich wollte nicht mit zurück, da wurde er böse auf mich«, sagte ich traurig und wünschte mir, der Elitegardist würde Mitleid mit mir empfinden und Steldor die Schuld geben. Doch das tat er nicht.
    »Und warum hast du den Palast überhaupt verlassen?«
    Ich senkte den Kopf, weil ich London nicht mehr in die Augen sehen konnte und wider besseren Wissens hoffte, er würde sich diese Frage nicht mühelos selbst beantworten. Schweigen senkte sich über uns, und ich spürte, wie er mich musterte.
    »Ich verstehe schon, was da dahintersteckt«, knurrte er endlich.
    Ich schaute auf und sah, dass er aufgestanden war. Offenbar war er zu aufgebracht, um sitzen zu bleiben.
    »Dann hast du den Palast also wegen irgendeiner lächerlichen Vorstellung verlassen, wonach Narian sich vielleicht auf dem Gut seines Vaters aufhalten könnte.«
    Ich wandte den Blick erneut ab und versuchte gar nicht erst, ihm zu widersprechen. Daraufhin schüttelte er missbilligend den Kopf.
    »Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass ich dort natürlich längst nachgesehen habe? Dein Wunsch, ihn zu finden, hätte dich das Leben kosten können! Du müsstest eigentlich gescheiter sein, Alera. Du hast schon dein ganzes Leben lang einen Leibwächter. Wie konntest du da ohne einen aufbrechen?«
    Ungehalten fuhr er sich mit der Hand durch sein silbergraues Haar, und ich war mir nicht sicher, ob die nächste Frage überhaupt an mich gerichtet

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