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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gesprochen und nicht lange genug gelebt, um eine Abschiedsrede zu halten. Im Gegensatz zu Tariens Stimme waren die Schulkinder der Konföderation mit der seinen niemals vertraut geworden. Nichtsdestotrotz erkannte ich sie sofort. Und ich war beeindruckt, wie gekonnt die Schauspieler sie nachgeahmt hatten.
    Null sechs vierzehn siebenunddreißig, sagte sie mit einem vollen Bariton. Die Corsarius unter Arbeitsbefehl zwei zwei drei kappa übernommen. Die Transformatoren fallen bei sechsundneunzig Komma drei sieben Prozent aus, unter Kampfbedingungen kein akzeptabler Wert. Das Kommando weiß, daß die Werften zur Zeit unter starkem Druck stehen. Doch wenn die Reparatureinheiten nicht effizient arbeiten können, sollten sie sich zumindest ihrer Unzulänglichkeiten bewußt sein. Ich gebe die Corsarius hiermit an die Werft zurück. Christopher Sim, Kommandant.
    Es folgte ein weiterer Eintrag über die Reparatur der Transformatoren, und Sims scharfe Stimme akzeptierte ohne jeden Kommentar. Doch selbst über den Zeitraum von zwei Jahrhunderten hinweg konnte man die Befriedigung in seinem Tonfall vernehmen. Er wollte unbedingt das letzte Wort behalten, dachte ich amüsiert.
    »Das muß der Abschluß der Reparaturen auf Abonai gewesen sein«, sagte ich. »Kurz vor der Meuterei der Mannschaft.«
    »Ja. Das Datum kommt hin.«
    »Mein Gott«, sagte ich. »Die Meuterei, die Sieben, wir erfahren alles aus erster Hand. Spiele den Rest vom Logbuch ab.«
    Sie drehte sich mit einem bleichen Lächeln langsam zu mir um. »Das ist der letzte Eintrag«, stellte sie fest. »Danach kommt nichts mehr.« Ihre Stimme klang hohl, und obwohl die Luft noch immer ziemlich kalt war, erschienen Schweißtropfen auf ihrer Oberlippe.
    »Dann haben die Leute von der Tenandrome es doch mitgenommen«, äußerte ich etwas zu laut.
    »Das ist ein Schiffslogbuch, Alex. Es kann nicht gelöscht werden, man kann nicht an ihm herumpfuschen, kann es nicht entfernen, kann es unmöglich verändern, ohne eine Spur zu hinterlassen. Der Computer behauptet, es sei in Ordnung.« Sie beugte sich über die Konsole, hämmerte auf der Tastatur herum, betrachtete das Ergebnis und zuckte die Achseln. »Es ist alles da.«
    »Aber die Corsarius flog kurz darauf in den Kampf! Es muß doch Logbucheintragungen darüber geben! Oder?«
    »Ja«, attestierte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Kapitän eines Kriegsschiffes kein ordentliches Logbuch führt. Aber aus irgendeinem Grund führte Christopher Sim eine aus Freiwilligen bestehende Mannschaft in die wichtigste Schlacht seines Lebens und trug nichts darüber in sein Logbuch ein.«
    »Vielleicht war er zu beschäftigt«, schlug ich vor.
    »Alex«, sagte sie, »das ist unmöglich.«
    Sie nahm mit einiger Schüchternheit im Sessel des Kapitäns Platz und gab neue Anweisungen in den Computer ein. »Mal sehen, was wir bekommen, wenn wir zurückblättern.«
    Christopher Sims Stimme kehrte zurück. Ich habe keine Zweifel, daß die Vernichtung der beiden Schlachtkreuzer die Aufmerksamkeit des Feindes auf die kleinen Militäreinrichtungen auf Dimonides 11 und auf Chippewa lenken wird. Es gibt keine andere Möglichkeit. Der Feind wird diese Einrichtungen als Dorn im Auge empfinden und sie angreifen, sobald er genug Truppen zusammengezogen hat. Die Ashiyyur werden wahrscheinlich ihre Hauptkampfgruppe mit der Aufgabe betreuen …
    »Das war doch ziemlich am Anfang des Krieges, oder?«
    »Ja. Schön zu wissen, daß er das Logbuch zumindest geführt hat.«
    Wir hörten zu, während Sim die Zusammensetzung und Stärke der Truppe beschrieb, die er erwartete, und eine detaillierte Beschreibung der Feindpsychologie und der wahrscheinlichen Angriffsstrategie hinzufügte. Es war beeindruckend, daß er mit den meisten Vermutungen recht behalten sollte. Chase hörte eine Weile zu. Dann erhob sie sich und erklärte, sie wolle den Rest des Schiffes erkunden. »Willst du mitkommen?«
    »Ich bleibe hier«, entschied ich. »Ich würde gern mehr davon hören.«
    Vielleicht war das ein Fehler.
    Nachdem sie gegangen war, saß ich im Halbdunkeln da und lauschte den Ausführungen über nötige Energievorräte, Kommentaren über die Feindtechnologie und gelegentlichen knappen Berichten über Kampfhandlungen, die Sims Taktik – überraschende Angriffe und umgehende Flucht – gegen die großen Feindflotten beschrieben.
    Kein Wunder, daß Gabe so aufgeregt gewesen war! Ich fragte mich, ob er genau gewußt hatte, welchem Schiff er auf der Spur gewesen

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