Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
schien mit der Tanner selbst zu tun zu haben. Sie tauchte am Rande in Beschreibungen von Sims Stab und seiner Nachrichtenbeschaffungsmethoden auf. Ich fand nur ein Dokument, von dem man behaupten konnte, daß es sich ausführlich mit ihr beschäftigte: eine obskure Doktorarbeit, vor vierzig Jahren geschrieben, über die Vernichtung von Point Edward.
    »Jacob?«
    »Ja. Ich habe sie gelesen. Weißt du, das war schon immer ein Geheimnis.«
    »Was?«
    »Point Edward. Warum die Ashiyyur die Stadt vernichtet haben.«
    Ich erinnerte mich an die Geschichte: Während der ersten Kriegsjahre hatten beide Seiten herausgefunden, daß sich Bevölkerungszentren nicht schützen ließen. Daraufhin wurde eine stillschweigende Vereinbarung getroffen, derzufolge taktische Ziele nicht in dichtbesiedelten Gebieten errichtet und Städte nicht mehr angegriffen wurden. Mit Point Edward verstießen die Ashiyyur gegen diese Übereinkunft. Niemand weiß warum.
    »Aber Sim hat herausgefunden, was passieren würde«, fuhr Jacob fort. »Und er hat zwanzigtausend Menschen evakuiert.«
    »Dort lebten nur zwanzigtausend?« fragte ich. Ich hatte immer angenommen, es seien sehr viel mehr gewesen.
    »Ilyanda wurde von den Cortai besiedelt. Eine religiöse Gruppe, die nie viel um Außenstehende gab. Streng kontrollierte Immigration, so streng, daß sie kulturell und wirtschaftlich stagnierten. Das hat sich jetzt alles geändert. Doch während des Widerstands war die Stadt eine Theokratie, und praktisch jeder auf dem Planeten lebte dort. Das Gemeinschaftsleben war ihnen sehr wichtig.«
    Dem Dokument zufolge stellte Sim mit seiner Vorgehensweise sein gesamtes Geheimdienstnetzwerk bloß. Die Ashiyyur begriffen sofort, daß ihre Kommunikationen abgefangen und gelesen wurden und veränderten daraufhin alles: die Hardware, Verschlüsselungssysteme, Sendepläne und Flugrouten. Erst nach der Ankunft Leisha Tanners acht Monate später konnten die Dellacondaner allmählich verlorenen Boden gutmachen. »Ist das möglich?« fragte ich.
    »Sie war anscheinend eine hochintelligente junge Dame. Und du wirst feststellen, daß die Ashiyyur phantasielos auf ihre Krise reagierten. Die Veränderungen in den Verschlüsselungssystemen waren nicht ausreichend, und das wußten sie auch. Also versuchten sie dies auszugleichen, indem sie eine antike Form ihrer Grundsprache benutzten. Du bist noch nicht dazu gekommen, aber es steht da drin.«
    »Ich dachte, sie hätten keine Sprache. Sie sind Telepathen.«
    »Keine gesprochene Sprache, Alex. Doch sie brauchen ein System für die dauerhafte Speicherung von Daten und Gedanken. Eine geschriebene Sprache. Und sie benutzten eine klassischen Ursprungs, eine, die jeder gebildete Ashiyyuraner kannte.«
    »Und Leisha.«
    »Nun wissen wir zumindest, warum Sim versucht haben wird, sie zu rekrutieren.«
    »Es ist trotzdem seltsam.«
    »Was denn?«
    »Nicht mit der Tanner. Aber mit Point Edward. Die Stummen haben die Stadt vernichtet, obwohl sie leer war, als sie dort eintrafen. Sie müssen gewußt haben, daß sich niemand mehr dort aufhielt. Warum haben sie sich die Mühe gemacht?«
    »Irgendein militärisches Ziel«, schlug ich vor.
    »Vielleicht. Doch wenn, kam jedenfalls nichts dabei heraus. Und ebenfalls seltsam ist, daß es keine Vergeltungsmaßnahmen gab. Sim hätte über einer der ashiyyurischen Welten auftauchen und eine beliebige Stadt dem Erdboden gleichmachen können. Warum hat er das nicht getan?«
    »Vielleicht, weil sie alle aus Point Edward herausgeholt hatten und er keine Kette von Vergeltungsmaßnahmen beginnen wollte.«
    Wir fanden ein Holo der Tanner zwischen einer Gruppe von Stabsoffizieren in Rohriens Schwert der Konföderation. Sie war damals etwa siebenundzwanzig gewesen und sah selbst in der dunkel- und hellblauen dellacondanischen Uniform hübsch aus. Doch ihr freundlicher Gesichtsausdruck war eindeutig fehl am Platz zwischen den düsteren, feindselig blickenden Männern um sie herum.
    Ich versuchte, eine Bedeutung in ihren Blick zu legen.
    Hatte sie etwas gewußt, was Gabe zwei Jahrhunderte später veranlaßte, in die Verschleierte Dame aufzubrechen, um es herauszufinden? Ich lag auf dem Sofa im Wohnzimmer ausgestreckt, ihr Bild vor mir. Schade, daß es die Widerungstechnik damals noch nicht gab. Um wieviel einfacher wäre es, sich bei ihr einzuklinken und ein paar Fragen zu stellen.
    Ich betrachtete sie noch immer, als Jacob mich leise informierte, daß wir Besuch bekamen.
    Auf die hintere Landefläche senkte sich

Weitere Kostenlose Bücher