Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
»Tut mir leid. Das ist inakzeptabel!«
Mein Herz pochte so heftig, ich fürchtete, es müsse mir aus der Brust springen. Aber meine Stimme blieb ruhig. »Dann tun Sie, was Sie tun müssen!«
Er nickte. »In Ordnung. Wenn das Ihr letztes Wort ist.« Er gab mir noch ein paar Augenblicke Zeit, meine Meinung zu ändern. Dann drehte er sich zu Krestoff um. »Töten Sie ihn!«
»Es ist ja wohl klar, dass, wenn Sie das tun«, sagte ich, »Sie von mir nichts mehr zu erwarten haben! Die Medien werden noch in dieser Stunde die Wahrheit über Callistra erfahren. Was meinen Sie, werden die Wähler wohl wütend auf Sie sein?«
Er hob eine Hand, um Krestoff aufzuhalten. Und starrte mich an.
Ich lächelte ihn an. Nie im Leben ist mir etwas schwerer gefallen, als dieses Lächeln aufzusetzen und beizubehalten. »Packen Sie schon mal Ihre Koffer, Wexler! Wenn Sie den Abzug durchzieht, sind wir alle tot!«
Krestoff wartete. Alex stand reglos da. Bong ging um mich herum, um eine bessere Angriffsposition einzunehmen. Und Wexler stand irgendwo an einem weit entfernten Ort und sog nur pfeifend Luft in seine Lungen.
Ich griff zu einer Lampe mit einem schweren Sockel. Gegen Bong war das keine ernst zu nehmende Waffe, doch die Geste reichte, das richtige Signal zu übermitteln.
Wexler seufzte. »Wie weiß ich, dass Sie meinen Namen aus der Story raushalten?«
»Sie werden mir vertrauen müssen!«
Wieder trat eine lange Pause ein. Jemand versuchte, das Büro zu betreten. Dann hörte ich laute Stimmen auf dem Korridor. Gleich darauf erstarb der Lärm. »Okay.« Bong knurrte vor Enttäuschung. Alex atmete tief durch. »Sie können die KI in dem Büro nutzen. Bitte annullieren Sie die Transmission!«
»Ich werde meine eigene KI benutzen. Und ich annulliere gar nichts! Ich halte die Transmission zurück. Nur für den Fall, dass Sie es sich anders überlegen. Wie lange brauchen Sie, um Alex herzubringen?«
»Diese Vorgehensweise gefällt mir nicht!«
»Sie finden mich zu Tode betrübt!«
»Sie haben gesagt, Sie halten die Nachricht bis morgen zurück.«
»Das werde ich.«
»Geben Sie mir zweiundsiebzig Stunden!«
»Sie haben bis morgen um Mitternacht. Hiesige Zeit.«
»Sie sind ein Miststück, Chase!«
»Alex, wie weit bist du von hier entfernt?«
»Ungefähr drei Stunden. «
»Schaffen Sie ihn bis drei Uhr her!«
»Unmöglich!«
»Also schön, ich lasse mit mir reden! Ich gebe ihnen Zeit, bis die Geschäfte schließen.« Bei all dem behielt ich stets Bong im Auge. »Würden Sie mir bitte diesen Widerling vom Hals schaffen?«
Bongs Enttäuschung mutierte zu purem Zorn. »Shelby«, befahl Wexler, »warten Sie draußen! Und sorgen Sie dafür, dass ein Transportmittel bereitsteht, um Ms Kolpath hinzubringen, wo immer sie hin will!«
Er bedachte mich mit einem letzten, zutiefst frustrierten Blick. Dann ging er.
»Da ist noch etwas anderes.«
Wexler sah aus wie ein Tier in der Falle. »Was?«
»Ivan Sloan nebst Gattin. Er ist der Pilot, der mich zu dem Asteroiden geflogen hat.«
»Was ist mit ihm?«
»Ihn haben Sie auch. Ich will, dass er ebenfalls freigelassen wird!«
Er zuckte mit den Schultern. »Einverstanden. Wir haben keinen Grund, ihn weiterhin festzuhalten.«
»Und da ist noch jemand.«
»Um Gottes willen, Chase …!«
»Haley Khan.«
»Wer zum Teufel ist das?«
»Vickis Pilot. Ich will sie alle zurückhaben!«
»Okay, ich regele das!«
»Nicht, dass ich Ihnen nicht trauen würde, aber ich erwarte, jeden Einzelnen von ihnen noch heute zu sprechen. Werden sie nicht freigelassen, alle, dann können Sie unsere Abmachung vergessen!«
»Ich wünschte«, sagte er, »Sie hätten eine Vorstellung von dem Schaden, den Sie anrichten!«
»Wer auch immer außer Ihnen selbst da drinsteckt, Herr Doktor«, sagte ich, »wird Sie vermutlich den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Sie und die Regierung haben Monate vergeudet. Das Ding ist jetzt näher an dem Planeten als zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie davon erfahren haben. Und Sie haben nichts getan! Außer zu Ihrem eigenen Besten Geld und Grundbesitz zu verschieben!«
»Das ist verdammt noch mal nicht wahr! Wir haben Schutzbunker gebaut. Vorräte gelagert. Uns vorbereitet, so gut es unter diesen extrem schwierigen Umständen eben möglich ist!«
»Zum Teufel mit den Umständen! Passen Sie auf, Wexler, ich bin bereit, darauf zu wetten, dass Aramy Cleev bereits vor dreißig Jahren davon erfahren hat!«
»Ja«, stimmte er zu. »Da haben Sie vermutlich Recht.«
»Der Kerl, gegen
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