Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels

landen!«
    Er dachte eine lange Minute lang darüber nach.
    »Doc«, sagte ich, »kannst du uns weiter runterbringen?«
    »Negativ, Chase! Meine Instruktionen gestatten mir nicht, das zu tun.«
    »Ich nehme an, diese Instruktionen beziehen sich auf den Fall, dass du entführt wirst?«
    »Das ist korrekt.«
    »Und du kannst sie nicht umgehen?«
    »Nein. Ich würde es tun, wenn ich könnte.«
    »Okay«, sagte Alex, »schalt den Saft doch ab!«
    »Doc«, fragte ich, »wenn ich den Saft abdrehe, habe ich dann noch eine Möglichkeit, Landeklappen und Seitenruder zu bedienen?«
    »Dafür kann ich sorgen.«
    »Tu das! Sag mir Bescheid, wenn du das erledigt hast!«
    »Erledigt, Chase!«
    »Okay.« Ich legte einen Finger auf das Bedienfeld unter dem Blitzsymbol. »Doc, bist du sicher, dass du uns nicht helfen kannst?«
    »Chase, ich würde, wenn ich könnte!«
    »Na gut!«
    »Ich würde es wirklich sehr begrüßen, wenn Sie das nicht täten.«
    »Ich auch.«
    »Ehe Sie handeln, machen Sie sich bitte klar, dass wir über zerklüftetem Gebiet fliegen! Die Überlebenschancen sind selbst dann nicht gut, wenn Sie nicht bereits beim Absturz zu Tode kommen!«
    »Ich weiß, Doc. Danke.« Und ich drückte die Taste. Die Lichter in der Kabine erloschen. Docs Lämpchen gingen aus. Der Motor erstarb. Und mein Gewicht war wieder da. Wir fingen an zu sinken.
     
    Antigravitationsgeneratoren sind üblicherweise mit einer Notstromversorgung ausgestattet. Ich versuchte, sie wieder in Betrieb zu nehmen. Bedauerlicherweise hatte es jemand mit der Wartung nicht allzu genau genommen. Der Generator machte das eine oder andere Bäuerchen, gerade genug, um unseren Sinkflug zu verlangsamen. Und dann war er wieder aus.
    Das Problem war weniger der Mangel an Energie als die Tatsache, dass ich den Boden nicht einmal sehen konnte. Eigentlich, dass ich gar nichts sehen konnte. Wir mochten kurz davor sein, auf dem Grund aufzuprallen oder gegen einen Berg zu fliegen. Ebenso gut hätten wir in einem dunklen Keller hocken können.
    Ich kämpfte mit dem Steuerknüppel, stemmte mich gegen den Wind, fing an, gänzlich weltlichen Impulsen zu folgen, suchte nach Licht. Irgendwo. Wo war Callistra jetzt, da ich sie brauchte?
    Das Problem mit Antigravluftfahrzeugen war, dass Tragflächen und Rumpfausbildung nicht geeignet waren, einen halbwegs vernünftigen Gleitflug zustande zu bekommen, sollten die Maschinen einmal ausfallen. Ich hatte Tragflächen, aber sie waren nicht besonders gut geeignet, uns in der Luft zu halten.
    »Chase …«, meldete sich Alex.
    »Ich tue, was ich kann!«
    »Ich sehe Lichter!«
    »Wo?«
    »Links von uns!«
    Sie bewegten sich nicht. Ich leitete ein Wendemanöver ein. Fing wieder an zu atmen. Die Lichter waren wichtig, denn sie verrieten mir, wo ungefähr die Oberfläche war.
    Wir beschrieben einen weiten Bogen nach backbord. Der Winkel, den der Gleiter zu den Lichtern nahm, veränderte sich dabei selbstverständlich auch. Sie stiegen höher, während wir sanken. Dann verschwanden sie.
    Alex gab einen Grunzlaut von sich. »Was ist passiert?«
    »Berg!« Ich riss den Steuerknüppel nach rechts und hielt den Atem an, bis die Lichter wieder auftauchten.
    Und schnell näher kamen.
    Ich wollte auf sie zuhalten, wollte sie in Sicht behalten, aber ich fürchtete mich vor dem Berg. Ich hatte keine Ahnung, wo das verdammte Ding war. Also flog ich weiter geradeaus. Die Lichter zogen backbord an uns vorüber, und wir waren erneut unterwegs in die tiefe Dunkelheit. »Ich schätze, wir sind in etwa zwei Minuten unten«, sagte ich.
    »Okay.«
    Das war ein langer, stiller Flug. Nichts war zu hören bis auf den Wind, der um die Tragflächen fuhr. Dann krachten wir gegen irgendetwas. Ich wurde brutal in mein Gurtsystem gepresst. Frische Luft strömte herein. Dann überschwemmte mich pure Dunkelheit.
     
    Als ich der Finsternis entronnen war, hing ich kopfüber in den Gurten.
    »Geht es dir gut, Chase?« Alex’ Stimme erschreckte mich. Ich hatte das Gefühl, allein zu sein. »Chase?«
    »Ich bin hier«, antwortete ich. »Und wie ist’s bei dir?«
    »Ich bin jedenfalls noch da. Nette Landung!«
    »Genau.« Das hatte ich fast vergessen. »Wir sind unten.«
    Ich hörte, wie er gegen sein Gurtsystem kämpfte.
    »Geht es dir wirklich gut, Alex?«
    Lichter näherten sich uns. Eine Art Lastwagen, der haufenweise Schnee aufwühlte, war vage durch eine Wand aus Bäumen hindurch erkennbar.
    »Ich glaube schon.«
    »Okay. Halt noch ein bisschen still! Hilfe ist