Alex Benedict 04: Das Auge des Teufels
über einen Ast des Baumes, der über den Abgrund hinauswuchs. Und es war um einen Stein gewickelt, größer und schwerer als der, der vor mir lag. Aber jener Stein stürzte nun selbstverständlich herab und nahm das Seil mit.
Im Haus hüpfte das Seil mit einem Rutsch die Wand empor, raste über die Decke durch eine Reihe Deckenhaken und über die Ecken zweier Wolldecken, die wir mit Nägeln zusammengeheftet hatten.
Die Ecken lösten sich, und die Wolldecken ließen ihre Last auf unsere erschrockenen Gäste fallen. Steine und Feuerscheite, lockere Erde, Farbtöpfe, Schraubenschlüssel, Geschirr, Gläser, Lampen und eine Glasflasche, die wir in einem der Badezimmer gefunden hatten, regneten auf sie herab. Während das Zeug noch herabfiel, sprang ich vor und rammte Bong meinen Stein ans Kinn. Eigentlich hatte ich ihn zwischen den Augen treffen wollen. Aber er hatte instinktiv eine Schutzhaltung eingenommen, also hatte ich mich mit dem begnügen müssen, was verfügbar war. Er ging zu Boden wie ein kleines Flusspferd. Sekunden später hielt Alex den Scrambler einer verschreckten Krestoff in der Hand. Ich durchsuchte Bongs Taschen und fand eine weitere Waffe, einen Blaster, und richtete ihn auf den Techniker.
Er riss die Hände hoch und jaulte: »Nicht schießen! Bitte! Ich wollte niemandem etwas tun!«
»Okay«, sagte ich. »Sie …«
»Ich bin nur hier, weil die mich gerufen haben!« Er blutete aus einer Schnittwunde an der Stirn. »Ich habe damit nichts zu tun!«
Ich warf rasch einen Blick aus dem Fenster. »Der Pilot ist immer noch an Bord.«
Krestoff kam wieder auf die Beine. Alex richtete ihre eigene Waffe auf sie. Sie aktivierte ihren Commlink.
»Nicht«, warnte Alex sie, »keinen Laut!«
Sie zögerte. Der Link war an einer Armkette befestigt. Sie musterte das Schmuckstück.
»Nehmen Sie es ab!«, forderte Alex sie auf. »Und sagen Sie kein Wort! Werfen Sie es einfach her!«
Sie nahm das Armband ab und ließ es vor ihre eigenen Füße fallen.
»Gehen Sie zurück!«, befahl ich.
Sie gehorchte. Zugleich fing Bong an zu knurren und versuchte, ebenfalls wieder auf die Beine zu kommen. Dabei bedachte er mich mit einem hasserfüllten Blick.
Ich griff zu dem Stein und zerschlug das Armband.
Krestoff blickte zu den beiden herabbaumelnden Decken empor. Und dann fing sie an zu lachen. »Nicht übel!«, lobte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie zu so etwas fähig sind!«
»Keine plötzlichen Bewegungen!«, wies Alex sie an. »Corel!«
Bong reagierte auf seinen Namen.
»Geben Sie mir Ihren Link!«
Er schüttelte den Kopf. Nein.
Alex seufzte, zielte mit Krestoffs Scrambler auf ihn und zog den Abzug durch.
Bong fing an zu schreien, aber der Schrei endete in einem Wimmern, ehe er schließlich zusammenbrach. Krestoff sah Alex direkt in die Augen. »Ich bringe Sie um, das verspreche ich Ihnen!«, sagte sie leise.
Der Link hing an Bongs Kehle. Alex entfernte ihn, inspizierte ihn, ließ ihn auf den Boden fallen und zertrat ihn.
Ich benutzte ein Stück Seil, um Krestoffs Hände zu fesseln. Alex übernahm den Techniker. Dann sah ich nach Bong. Er atmete noch.
»Der wird eine Weile weg sein!«, verkündete ich.
Der Pilot saß im Gleiter und las.
»Tun Sie ihm nicht weh!«, bat Krestoff.
Wir knebelten sie und den Techniker.
Krestoffs Blick fand meine Augen. Nur zu gern wäre sie mir allein in einer dunklen Gasse begegnet.
Die Luke war zu. Ich fragte mich, ob sie wohl verriegelt wäre. Schlichen wir zur Hintertür hinaus und uns dann an den Gleiter an, wäre es durchaus möglich, dass wir eine verschlossene Luke vorfänden. Und schon wäre die ganze Operation vermutlich geplatzt. Das Beste wäre es, dem Piloten Gelegenheit zu geben, die Luke für uns zu öffnen.
Wir schlüpften in Krestoffs und Bongs Jacken. Alex und ich hätten beide zusammen in Bongs Jacke gepasst. Außerdem nahm ich Krestoff die Stiefel ab und schlüpfte selbst hinein. Sie passten sogar einigermaßen. In Bongs Stiefeln hätte Alex hingegen ein Vollbad nehmen können, also begnügte er sich mit seinen eigenen Schuhen. Krestoff verzog hinter dem Knebel spöttisch die Lippen. Sie glaubte offensichtlich nicht, dass wir es schaffen würden. Derweil beschränkte sich ihr Partner vorwiegend auf Knurrlaute.
Wir debattierten kurz darüber, wer hinausgehen und dem Piloten guten Tag sagen sollte. Alex war natürlich der Ansicht, das obläge seiner Verantwortung als Leiter der ganzen Operation. Aber die Chance, dass ich als Krestoff
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