Alex Benedict 06 - Firebird

weiter zum nächsten Beobachtungspunkt. Und so weiter. Mach weiter, bis wir dich zurückrufen. Verstanden?«
    »Ja. Wie stehen die Chancen für einen Erfolg?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Holen Sie eine Starterlaubnis für mich ein.«
    »Schon erledigt.«
    »Gut.«
    »Wenn du sie siehst, Belle, dann versuch, Bilder zu machen. Geh so nahe ran wie möglich.«
    »Sehr wohl, Chase. Ich tue, was ich kann.«
    »Ich weiß, dass du das wirst. Noch etwas ist wichtig: Wenn du kannst, dann zeichne die Zeitpunkte des Eintreffens und des Verschwindens auf. So genau wie möglich.«
    »Gut. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Versuch, mit der Jacht zu kommunizieren. Wir glauben, dass die KI nicht aktiv sein wird, aber es kann nicht schaden, es zu versuchen. Und falls irgendwas passiert, gib uns umgehend Bescheid, ja?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Eines noch. Charlie hat gefragt, ob er mitfliegen darf.« Ich zog den beigen Kasten aus der Tasche und fing an, ihn an das Kommunikationssystem anzuschließen.
    »Sie hätten mich erst fragen können.«
    Die Reaktion erschreckte mich. »Hast du ein Problem mit ihm?«
    »Nein. Ich werde die Gesellschaft sogar genießen, aber darum geht es nicht.«
    »Tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe, Hoheit.«
    »Chase …« Sie hörte sich tatsächlich gekränkt an. »Sie schicken mich für wer weiß wie lange weg. Wenn Sie mir Gesellschaft mit auf den Weg geben wollen, dann halten Sie wenigstens erst Rücksprache mit mir. Ist das wirklich zu viel verlangt?«
    Alex war nicht gerade optimistisch. »Die Chancen stehen gar nicht gut«, sagte er zu mir. »Aber im Moment ist das unsere einzige Möglichkeit.«
    Belle erstattete gleich am ersten Morgen Bericht. Eine gewöhnliche Funksendung hätte über eine Woche gebraucht, bis sie uns erreicht hätte, also benutzte Belle den Hyperlink, der allerdings am besten funktionierte, wenn man sich auf Textmitteilungen beschränkte.
    1717. Negativ hinsichtlich Feuervogel.
    Ich erkundigte mich, wie es mit Charlie lief.
    1727. Charlie geht es gut. Gut. Wir haben über die menschliche Vernunft diskutiert. Ich werde nie aufhören, die unfassbare Dummheit vieler zu bestaunen, die als Anführer fungieren. Und die Bereitschaft so vieler Menschen, sie zu unterstützen. Wie sonst könnte man Kriege erklären, Grausamkeiten, Wirtschaftskrisen, religiöse Konflikte?
    Ich dachte daran, sie zu fragen, wie sie sich in Anbetracht dieser Überlegungen die Entwicklung der Zivilisation in all dem Getümmel erklärte, aber ich ließ es sein. »Gut. Grüß Charlie von uns.«
    Als Alex die Nachricht las, fragte er sich, ob es vielleicht ein Fehler gewesen war, Charlie mitfliegen zu lassen. »So habe ich sie früher nie reden gehört. Ich frage mich langsam, ob er einen schlechten Einfluss auf sie hat.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich hätte nicht gedacht, dass Belle so leicht zu beeindrucken ist, aber sie scheint sich tatsächlich verändert zu haben, seit wir Charlie geholt haben.«
    »Sie ist nicht die Einzige.«
    »Was meinst du damit?«
    »Hast du in letzter Zeit mal mit Jacob gesprochen?«
    Im Landhaus drehte sich nun alles um die Jagd nach der Feuervogel . Alex schaltete auf Autopilot, kümmerte sich so aufmerksam wie stets um die Kundschaft, war aber nicht mit dem Herzen bei der Sache. Ich wühlte mich durch die Büroarbeit, spürte eine verloren geglaubte Grabstätte auf, brachte dabei Alex auf die Spur der Mordwaffe, die der berüchtigte Katzenmann im zehnten Jahrhundert für seine Mordserie benutzt hatte, und fand im gleichen Zug auch noch heraus, wer er wirklich gewesen war. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Inzwischen leitete Jacob alltägliche Anrufe von Klienten weiter, die auf der Suche nach einem verschollenen Buch waren oder sich bereit erklärten, einen Stuhl zu veräußern, auf dem einst ein berühmter Literat gesessen hatte, und sich nach dem derzeitigen Marktwert erkundigten (egal, was die offiziellen Listen auch sagen mochten). Auch der örtliche Sigma-Club meldete sich, weil er wissen wollte, ob Alex bereit war, bei seiner Mittagsrunde zu sprechen, und was er, sollte er denn bereit sein, als Honorar fordern würde.
    Ich glaubte, der große Moment sei gekommen, als Jacob eine zahnärztliche Untersuchung störte, aber es ging um etwas ganz anderes. Er hatte einen Bericht über einen weißen Lance-Gleiter gehört, der in ein Gebäude gekracht war, und befürchtet, ich wäre verunglückt.
    Gegen Ende der Woche hatte ich mir abgewöhnt, mir allzu viele Gedanken zu