Alex Benedict 06 - Firebird
Haar war kurz geschnitten, und ich sah keine Spur von dem Lächeln, das mir Männer bei der ersten Begegnung üblicherweise schenken. Mir kam er steif vor und infolgedessen zu unflexibel, ihm so eine Mission anzuvertrauen. Er würde nur alle umbringen.
Ich stellte ihn Alex vor. Sie schüttelten einander die Hände, und Drummond setzte sich. »Wir sind bereits dabei, eine Mannschaft zusammenzustellen«, sagte er. »Gute Leute; fähig und vollauf in der Lage, sich selbst zu schützen. Und sie wollen helfen. Wir wollen helfen.«
»Warum?«, fragte Alex.
»Warum?« Er runzelte die Stirn und beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Ich bin überrascht, dass Sie es für nötig halten, so eine Frage zu stellen.«
»Ich hätte nicht gefragt, würde ich die Antwort nicht hören wollen, Doktor.«
»Mr Benedict, ich habe gesehen, wie KIs in der Schlacht alles gegeben haben. Und dabei konnte man sehen, dass sie genauso reagieren, wie Sie und ich es getan hätten. Wenn es schlimm wurde, hatten sie Angst. Das war nicht nur die Programmierung. Wirklich nicht. Einmal hat einer von ihnen – sein Name war Clay – die Steuerung seines Zerstörers übernommen, nachdem dieser evakuiert und von einer Stummen-Fregatte gerammt worden war. Ich habe bis zum Ende mit ihm geredet, und niemand wird mir je erzählen, er wäre nicht lebendig gewesen.«
Alex nickte. »Die Sache ist ziemlich riskant, Doktor. Warum glauben Sie, dass Sie in der Lage sind, dorthin zu gehen und eine Rettungsmission durchzuführen, ohne sich und alle anderen Beteiligten umzubringen?«
»Ich habe schon früher Rettungsmissionen durchgeführt, Mr Benedict. Für die Patrouille. Ich habe Leute aus Situationen herausgeholt, die mindestens so gefährlich waren wie Villanueva. Und ich werde professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.« Ein Lächeln huschte über seine Lippen.
Wir zogen Charlie zu dem Gespräch hinzu. Er lieferte kein Hologramm, keinen Zwanzigjährigen. Da war nur eine strenge Stimme, die aus den Lautsprechern ertönte. »Glauben Sie wirklich, dass Sie das schaffen?« , fragte er.
»Ich denke, mit deiner Hilfe, Charlie, werden wir gut zurechtkommen.«
»Das hoffe ich. Wenn die Mission fehlschlägt, könnte viel Zeit vergehen, ehe wieder jemand versucht, den Betas zu helfen.«
»Das ist mir bewusst«, sagte er.
»Gut«, sagte Alex. »Dr. Drummond, sind Sie Ihrer Sache sicher?«
»Ja, natürlich, Alex. Wir haben bereits entschieden. Wir werden es machen. Wir wären dankbar, wenn Charlie uns unterstützt. Aber ob mit ihm oder ohne ihn, wir fliegen hin.«
Alex erhob leicht die Stimme. »Charlie? Willst du es versuchen?«
»Ja. Ich bin geneigt, Dr. Drummond zu vertrauen.«
»Okay«, sagte Alex schließlich. »Wann wollen Sie aufbrechen, Doktor?«
»Wir holen Charlie in drei Tagen ab. Morgens. Und, übrigens …«
»Ja?«
»Meine Freunde nennen mich Doc.«
Am Abend vor Charlies Abreise gaben wir eine Party für ihn.
Neunundzwanzig
Wir sind besser als unsere Kultur. Beladet uns mit Vorurteilen, rüstet uns mit Desinteresse, und wir werden im entscheidenden Moment doch den ganzen Unsinn abwerfen und unser wahres Selbst finden.
Mara Delona, Reisen mit dem Bischof , 1404
»Die gleiche Vorgehensweise«, sagte Alex. »Wir schicken die Belle raus zum Startgebiet und geben ihr zwei Wochen Zeit. Wenn sie nichts entdeckt, schicken wir sie weiter.«
»Okay.« Ich saß an meinem Schreibtisch, bereit, Belle zu instruieren.
»Nur eines noch, ehe wir loslegen. Ich habe versucht, Shara zu erreichen. Sie ist in einer Konferenz, und ich möchte diese Sache mit den schwarzen Löchern erst mit ihr durchgehen, ehe wir das weiter verfolgen. Mich vergewissern, dass es einen Sinn hat. Dass wir nichts übersehen haben.«
»Gut, Alex. Sag mir einfach Bescheid.«
Er war gerade auf dem Weg zur Tür, als Jacob sich meldete: »Ruf geht gerade ein, Alex.«
Shara liebt es zu feiern. Aber wenn sie über Physik spricht, hält sie ihre Emotionen unter Verschluss. Ich war folglich wie gebannt, als ich sah, dass sich ihre Augen weiteten, während Alex erklärte, was er herausgefunden hatte. »Ich habe dir alles geschickt, was ich habe«, sagte Alex. »Die Sanusar-Ereignisse treten regelmäßig im Verlauf der Flugbahn eines schwarzen Lochs auf. Nicht alle, aber das liegt vermutlich nur daran, dass wir nicht genug Informationen über schwarze Löcher haben.«
Er legte die Daten auf den Schirm.
Shara starrte das Bild an. »Alex, das ist unglaublich.« Sie berührte den Schirm und
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