Alex Benedict 06 - Firebird
wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das wollten Sie doch sagen, nicht wahr?«
Kolchevski starrte ihn nur an.
»KIs sind von uns abhängig. Und als die KIs auf Villanueva verlassen worden waren, sich selbst überlassen, da haben sie reagiert, als wären sie sich ihrer Verlassenheit tatsächlich mental bewusst . Und als Tausende von Jahren vergingen und keine Hilfe kam, da haben sie einen gewissen Groll entwickelt. Einige von ihnen sind verrückt geworden. Und gewalttätig. Stimmt das etwa nicht?«
»Doch. Natürlich stimmt das. Worauf wollen Sie hinaus?«
»Demnach hat ihre Programmierung dem Grad ihrer Frustration keine Grenzen gesetzt?«
»So scheint es zu sein.«
»Das scheint vor allem eine geradezu kriminelle Nachlässigkeit zu sein, meinen Sie nicht?«
Kolchevski stieß seinen Stuhl zurück und erhob sich. »Das ist lächerlich.« Er sah Jennifer an. »Mit diesem Mann kann man einfach nicht reden.«
Ich erwartete Alex an der Landeplattform, als er nach Hause kam. »Weißt du«, sagte er, »ich glaube, Dummheit lässt sich definieren als eine geistige Verfassung, in der die jeweilige Person auf ihrem Standpunkt beharrt, obwohl sie ihn nicht belegen kann.«
»Wen von euch willst du damit beschreiben?«, fragte ich.
»Witzig, Chase.«
Wir gingen über den Rasen auf die Veranda. »Das eigentliche Problem«, sagte ich, »hat mit der Unfähigkeit der Leute zu tun, einzugestehen, dass ihre Überzeugungen falsch sein könnten . Das ist alles. Nicht, dass es so ist . Nur, dass es so sein könnte . Ich weiß nicht, warum, aber wir neigen alle dazu, uns in die Inhalte zu verlieben, an die wir glauben. Bedrohst du die Glaubenssätze, dann bedrohst du den Gläubigen.« Die Sonne strahlte hoch vom Himmel herab, und ein warmer, angenehmer Wind wehte von Westen herbei. »Wie auch immer, ich fand, du hast dich gut geschlagen, Alex. Kolchevski hat ausgesehen wie ein Idiot.«
»Ändern wird das nichts. Wir werden niemanden überzeugen können, der nicht überzeugt werden will.«
»Ein paar wollen vielleicht.«
Die Tür ging auf, Jacob sagte Hallo, und wir gingen ins Haus.
»Ich gehe rauf und lege mich ein bisschen hin«, sagte Alex.
»Gut.«
»Hast du schon Pläne für das Mittagessen?«
»Ja«, sagte ich. »Tut mir leid.«
»Schon gut. Wir unterhalten uns später.«
Er ging in Richtung Treppe, aber Jacob hielt ihn auf: »Alex? Ich kann keinen Hamburger verzehren. Aber ich habe um zwölf Zeit, falls Sie Gesellschaft wünschen.«
Sechsunddreißig
Wir weisen allem, was uns im Leben wichtig ist, Namen und sogar eine Persönlichkeit zu. Unseren Häusern, unseren Fahrzeugen, dem leeren Grundstück an der Ecke. Tief in unserer Psyche wissen wir, dass das Schlafzimmer, das wir vor so langer Zeit verlassen haben, sich irgendwie freut, wenn wir zurückkommen, und sei es nur für einen Abend. Ist es da ein Wunder, dass wir Zuneigung zu den Maschinen entwickeln, die mit uns reden? Dass wir uns einbilden, sie teilten unsere Gefühle? Das ist eine beglückende Illusion. Aber es ist auch eine Illusion, die viel darüber aussagt, wer wir sind. Ich für meinen Teil möchte es gar nicht anders haben.
Ivira Taney, Mein Leben und meine Warte ,
2277 n. Chr.
Dot Garber rief mich an, um mir zu sagen, dass sie eines der Schiffe persönlich fliegen würde. Zwei Tage, bevor wir uns auf den Weg machten, um die Antares zu suchen, gingen Shara, Alex und ich nach Skydeck, um uns mit ihr, den Piloten von Prescott und Orion und den diversen anderen Piloten, die uns begleiten würden, zu treffen. Dot hatte bereits alle informiert, aber Alex wollte sie vor der Abreise kennenlernen. Ebenfalls dabei war Dots Tochter Melissa, die auch mitfliegen sollte.
Das Treffen fand im Sagittarius-Raum des Hotels Starlight statt. Getränke und Häppchen wurden gereicht, während Alex herumschlenderte, Hände schüttelte und plauderte.
Einen der Unabhängigen kannte ich bereits seit Jahren, Michael Anderson, ein Flottenoffizier, der erst vor Kurzem außer Dienst getreten war. Michael war an einigen Scharmützeln mit den Stummen beteiligt gewesen, und er hatte zwei Jahre zuvor während des Gefechts gegen die Kreisel, das beinahe den Friedensprozess zum Erliegen gebracht hatte, an Bord der Cameron gedient. Es ist immer noch nicht klar, wer die ersten Schüsse abgefeuert hatte, aber die Cameron war schwer beschädigt worden, und elf Besatzungsmitglieder starben. »Es heißt, jetzt wäre es vorbei«, hatte er mir gegenüber bemerkt, als wir uns das letzte Mal
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