Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann
Meile.
Jetzt glaubte er nicht mehr, dass jemand ihm folgte. Er fuhr am Montrose vorbei und nach Norden zum Einkaufszentrum Federal Plaza. Dort betrat er die Cyber Exchange, wo man neue und gebrauchte Software sowie Computer verkaufte.
Seine Blicke huschten nach rechts und links, bis er genau das sah, was er brauchte.
»Ich würde gern diesen neuen Mac ausprobieren«, sagte er zu dem Verkäufer.
»Bitte sehr. Falls Sie irgendeine Hilfestellung brauchen, rufen Sie einfach«, sagte der Verkäufer. »Es ist kinderleicht.«
»Ja, alles bestens. Ich rufe Sie, wenn ich hängen bleibe. Aber ich bin ziemlich sicher, dass ich den Mac nehme.«
»Ausgezeichnete Wahl.«
»Ja, ausgezeichnet. Ausgezeichnet.«
Der träge Verkäufer ließ ihn stehen, und Shafer schaltete den Computer ein. Das Vorführmodell besaß einen Internetzugang.
Shafer spürte einen Stoß manischer Erregung, aber auch einen Hauch von Traurigkeit, als er seine Botschaft an die Mitspieler eintippte. Er hatte alles genau durchdacht und wusste, was zu sagen und zu tun war.
Ich grüße Euch. Dieses fantastische und beispiellose Abenteuer, das nun acht Jahre währt, die Vier Reiter, neigt sich dem Ende zu. Ihr habt euren Fall sehr logisch dargestellt, und ich akzeptiere die bedauerliche Schlussfolgerung, zu der Ihr gelangt seid. Das Spiel ist zu gefährlich geworden. Deshalb schlage ich vor, dass wir ihm ein unvergessliches Ende bereiten. Ich glaube, ein Ende von Angesicht zu Angesicht wäre äußerst passend. Das ist die einzige Schlussfolgerung, die ich akzeptieren kann.
Ich nehme an, dass es unausweichlich war, und wir haben es früher ja sehr oft besprochen. Ich schlage vor, dass wir am Donnerstag mit dem Spiel beginnen. Vertraut mir, ich werde beim großen Finale dabei sein. Falls nötig, kann ich das Spiel ohne Euch beginnen. Zwingt mich nicht dazu … Tod.
A m Montagmorgen reihte Shafer sich um neun Uhr in die lange Schlange hirnloser Arbeitstiere ein, die im Stau in Richtung Botschaft standen. Er hatte den berauschenden Gedanken, nach dem heutigen Tag nie mehr arbeiten zu müssen. Alles in seinem Leben würde sich ändern. Er konnte nicht mehr zurück.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er bei der Ampel an der Massachusetts Avenue in der Nähe der Botschaft hielt, obwohl die Ampel grün zeigte. Hinter ihm erklang wildes Hupen.
Shafer musste an seine Selbstmordfahrt vor einem Jahr denken.
Das waren herrliche Zeiten gewesen, verdammt noch mal. Als die Ampel auf Rot umsprang, raste er los. Er hatte seine Flucht geprobt. Es konnte nichts schiefgehen.
Vor ihm war die Straße zwei Querstraßen weit frei. Er trat das Gaspedal durch. Der Jaguar beschleunigte mit brachialer Kraft und schoss auf das Labyrinth zu, das die Seitenstraßen um die American University herum bildeten.
Zehn Minuten später bog er mit vierzig Sachen auf die White Flint Mall ab und jagte den Jaguar auf fünfzig, sechzig, siebzig Meilen hoch, als er über den fast leeren Parkplatz raste. Er war sicher, dass niemand ihm gefolgt war.
Shafer fuhr auf das große Musikgeschäft Borders Books & Music zu und bog nach rechts in eine enge Seitengasse zwischen mehrgeschossigen Gebäuden ein.
Das Einkaufszentrum hatte seines Wissens fünf Ausgänge.
Wieder gab er Gas, dass die Reifen kreischten.
Die Gegend hier war ein Fuchsbau aus engen Straßen. Immer noch folgte ihm niemand – kein einziges Auto.
Shafer jagte durch eine selten befahrene Einbahnstraße, die auf die Rockville Pike mündete; dann brauste er in Gegenrichtung zum dichten Berufsverkehr dahin. Im Einkaufszentrum oder auf den Seitenstraßen hatte er kein Verfolgerfahrzeug entdeckt, auch jetzt nicht auf der Pike. Wahrscheinlich hatten sie heute Morgen nur einen Wagen, höchstens zwei auf ihn angesetzt. Weder die Washingtoner Metro-Police noch der Geheimdienst würde eine größere Truppe abstellen, um ihn zu observieren – glaubte er jedenfalls.
Wahrscheinlich hatte er sie abgeschüttelt. Shafer stieß einen lauten Freudenschrei aus und drückte auf die Hupe des Jaguar, um es all diesen erbärmlichen Wichsern und Idioten zu zeigen, die ihm auf dem Weg zur Arbeit entgegenkamen. Fast acht Jahre hatte er darauf gewartet.
Endlich war es so weit.
Endspiel.
S ind wir noch an ihm dran?«, fragte ich Jones und blickte nervös auf das halbe Dutzend Agenten, die im Krisenzimmer der Britischen Botschaft arbeiteten. Der Raum war voll mit hochmodernen elektronischen Geräten, darunter ein halbes Dutzend Video-Monitore.
»Immer
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