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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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bei der Polizei angerufen. Zwei Beamte waren erschienen, aber niemand hatte Nina gefunden – bis jetzt.
    Ich hielt das Baby, während Ninas Schwester ein Fläschchen wärmte. Es war ein sehr trauriger und schmerzlicher Augenblick, als uns klar wurde, dass dieses arme kleine Mädchen seine Mutter nie wiedersehen und nie wissen würde, was für ein besonderer Mensch sie gewesen war. Es erinnerte mich an meine Kinder und deren Mutter und an Christine, die Angst hatte, ich würde bei der Aufklärung eines Mordfalls wie diesem sterben.
    Das ältere Mädchen kam zu mir, während ich seine kleine Schwester hielt. Sie war zwei, höchstens drei Jahre alt. »Ich habe eine neue Frisur«, sagte sie stolz und drehte sich.
    »Ach, wirklich? Die ist aber schön. Wer hat dir denn die Zöpfe geflochten?«
    »Meine Mammi«, sagte die Kleine.
    Sampson und ich verließen das Haus eine Stunde später.
    Stumm und verzweifelt, wie wir gekommen waren, fuhren wir wieder. Ein paar Querstraßen weiter hielt Sampson plötzlich vor einer ziemlich verkommenen Kneipe, deren Fassade mit Bier-und Limonadenpostern beklebt war.
    Er seufzte tief, schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus. Ich hatte John noch nie so gesehen, nicht in all den Jahren, in denen wir befreundet sind, nicht einmal, als wir noch Jungs waren. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, und er schüttelte sie nicht ab. Dann vertraute er mir etwas an, das er bisher für sich behalten hatte.
    »Ich habe sie geliebt, Alex, aber ich habe sie gehen lassen.
    Ich habe ihr nie gesagt, was ich für sie empfand. Wir müssen diesen elenden Dreckskerl erwischen.«
    I ch spürte, dass ich mich wieder mal am Anfang eines ganz beschissenen Mordfalls befand. Ich wehrte mich, konnte das Entsetzen aber nicht abschütteln. Ich musste irgendetwas in Sachen Jane-Namenlos-Morde unternehmen. Ich konnte nicht einfach dastehen und nichts tun.
    Obwohl ich als Detective des Siebten Bezirks arbeitete, gewährten die Aufgaben als Verbindungsmann zum FBI mir einen Extrastatus und die Freiheit, gelegentlich fast ohne dienstliche Beaufsichtigung oder Einmischung zu arbeiten. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf und hatte bereits bestimmte Verbindungen zwischen dem Mord an Nina und zumindest einigen der ungelösten Morde hergestellt. Erstens hatte man bei keinem Opfer irgendwelche Ausweispapiere am Tatort gefunden.
    Zweitens waren die Leichen häufig in Gebäuden abgeladen worden, wo mit keinem schnellen Auffinden zu rechnen war.
    Drittens hatte kein einziger Zeuge einen möglichen Verdächtigen gesehen. Wir erhielten lediglich die Aussagen, dass an den Fundorten der Leichen reger Verkehr geherrscht hatte oder dass viele Menschen auf der Straße gewesen waren. Das sagte mir, dass der Mörder es verstand, sich in die Menge zu mischen, und dass er möglicherweise ein Schwarzer war.
    Gegen achtzehn Uhr fuhr ich endlich nach Hause. Eigentlich war es mein freier Tag. Ich musste daheim einiges erledigen und mühte mich nach Kräften, den beruflichen Anforderungen und denen des Familienlebens gleichermaßen gerecht zu werden. Ich setzte ein fröhliches Gesicht auf und betrat das Haus.
    Damon, Jannie und Nana sangen in der Küche »Sit Down, You’re Rockin’ the Boat«. Das Lied war Musik in meinen Ohren und wärmte mir das Herz. Die Kinder wirkten rundum glücklich. Es geht doch nichts über die Unschuld der Kindheit.
    Ich hörte Nana sagen: »Wie wär’s mit ›I Can Tell the World‹?« Dann stimmten die drei einen der schönsten Spirituals an, den ich kenne. Damons Stimme kam mir besonders kräftig vor. Bis jetzt war mir das noch nicht aufgefallen.
    »Ich hab das Gefühl, als wäre ich gerade in eine Geschichte von Louisa May Alcott hineingeraten«, sagte ich und lachte zum ersten Mal an diesem wahrhaft langen Tag.
    »Das betrachte ich als ganz großes Kompliment«, sagte Nana. Sie war jetzt irgendwo zwischen Ende siebzig und Anfang achtzig. Ihr genaues Alter verriet sie nicht – auch nicht durch ihr Äußeres.
    »Wer ist Louise Maise Alcott?«, fragte Jannie und machte ein Gesicht, als würde sie an einer Zitrone lutschen. Die Kleine verfügt über eine gesunde Skepsis, ist aber nie zynisch. In dieser Hinsicht kommt sie auf ihren Vater und ihre Großmutter.
    »Schau heute Abend nach, meine Süße. Fünfzig Cent für die richtige Antwort«, sagte ich.
    »Dann musst du löhnen.« Jannie grinste. »Du kannst mir das Geld eigentlich sofort geben. Wie wär’s?«
    »Und ich?«, fragte Damon.
    »Du

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