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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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arbeiteten.
    An diesem Tag fühlte Shafer sich ausgesprochen ruhelos.
    Immer wieder erhob er sich vom Schreibtisch und ging auf dem Teppich auf und ab, der den knarzenden Parkettboden bedeckte. Er führte überflüssige Telefonate, und versuchte ein wenig zu arbeiten, obwohl er seinen Job und den alltäglichen Kleinkram mittlerweile verabscheute.
    Er sollte ein albernes Kommuniqué über die bevorstehende Verpflichtungserklärung der Regierung erstellen, sich für die Menschenrechte stark zu machen. Lächerlich. Verrückt. Der Außenminister hatte vollmundig erklärt, England wolle die internationale Ächtung jener Regime unterstützen, die Menschenrechte verletzten, und sich für die entsprechenden internationalen Organisationen einsetzen. Zudem wolle Großbritannien die Verletzung der Menschenrechte öffentlich anprangern und bla, bla, bla . Zum Kotzen.
    Shafer warf einen Blick auf die Computergames, die er gern spielte, wenn er so nervös war wie heute: Riven, MechCommander, Unreal, TOCCA, Fußball-Manager. Doch jetzt lockte ihn keines davon. Er hatte alles so satt .
    Er drohte abzustürzen. Das Gefühl kannte er. Ich stürze in die Tiefe, und es gibt nur einen sicheren Weg, das zu verhindern: die Vier Reiter zu spielen.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, regnete es, und der Himmel war trist und grau. Die Stadt Washington und ihre Umgebung sahen öde und deprimierend aus. Es konnte einen verrückt machen. Herrgott, hatte er eine miese Laune. Noch schlimmer als sonst.
    Er starrte weiterhin über die Massachusetts Avenue auf die Bäume am Rande eines Parks, der dem pazifistischen Künstler Khalil Gibran gewidmet war. Künstler! Ein Arschloch, aber kein Künstler. Shafer versuchte es mit einem Tagtraum, in dem es sich hauptsächlich darum drehte, verschiedene Frauen zu vögeln, die derzeit in der Botschaft arbeiteten.
    Dann rief er seine Psychotherapeutin, Boo Cassady, in der Praxis in ihrer Wohnung an, doch sie musste gerade mit einer Sitzung beginnen und konnte nicht lange mit ihm sprechen. Sie verabredeten ein Treffen nach der Arbeit: eine schnelle heiße Nummer in ihrer Wohnung, ehe er nach Hause zu Lucy und seinem triefnasigen miesen Wurf fuhr.
    Er wagte es nicht, heute schon wieder Vier Reiter zu spielen.
    Seit der Krankenschwester war noch nicht genug Zeit vergangen. Aber er wollte spielen, allmächtiger Gott – lieber als alles andere auf der Welt. Shafer wünschte, er könnte jemanden auf irgendeine fantasievolle Art und Weise gleich hier in der Botschaft aus dem Verkehr ziehen.
    Immerhin stand ihm um drei Uhr nachmittags noch eine große Aufgabe bevor, die er sich bis heute aufgespart hatte. Shafer hatte die Würfel bereits benutzt – als Hilfe bei einer Personalentscheidung.
    Er hatte Sarah Middleton kurz vor dem Mittagessen angerufen und ihr gesagt, sie müssten sich unterhalten. Ob sie in seinem Büro vorbeikommen könne? Um drei?
    Sarah war am Telefon unüberhörbar nervös und bot ihm an, früher zu kommen, jederzeit, wann immer es ihm passe.
    »Demnach haben Sie heute wohl nicht allzu viel zu tun?«, hatte Shafer gefragt. Drei Uhr passe ihr sehr gut, hatte Sarah hastig geantwortet.
    Shafers Sekretärin, die hinterhältige Betty, die früher in Belgravia gewohnt hatte, rief um Punkt drei Uhr an. Endlich hatte er das Miststück so weit gebracht, pünktlich zu sein.
    Shafer ließ sie mehrmals klingeln, ehe er abrupt den Hörer aufnahm, als hätte sie ihn bei irgendetwas gestört, das für die Sicherheit des Landes lebenswichtig war.
    »Was ist, Miss Thomas? Ich bin mit dem Kommuniqué für den Minister mehr als beschäftigt!«
    »Es tut mir leid, Sie zu stören, Mr. Shafer, aber Miss Middleton ist hier, und Sie hatten für drei Uhr einen Termin mit ihr vereinbart.«
    » Hmmm. Habe ich? Ja, Sie haben Recht. Können Sie Sarah bitten, kurz zu warten? Ich brauche noch ein paar Minuten. Ich melde mich, wenn ich so weit bin, sie zu empfangen.«
    Shafer lächelte zufrieden und griff zu einer Ausgabe von The Red Coat , dem Rundschreiben für die Botschaftsangestellten.
    Er wusste, dass Betty es hasste, wenn er Miss Middletons Vornamen benutzte: Sarah.
    Während der nächsten Minuten gab er sich wilden Fantasien über Sarah hin. Seit dem ersten Vorstellungsgespräch wollte er Middleton in die Finger kriegen, war aber zu vorsichtig gewesen. Herrgott, wie er das Miststück hasste. Das würde jetzt einen Heidenspaß geben.
    Shafer beobachtete weitere zehn Minuten lang, wie der Regen auf den Verkehr prasselte,

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