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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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vermisse.« Dann brachen der Sträfling und sein Sohn in Tränen aus und umarmten sich, als wollte der eine am anderen Halt suchen.
    Sampson kam zu mir, nachdem wir ungefähr eine Stunde im Gefängnis waren. Er strahlte übers ganze Gesicht. Wenn er mal lächelt, ist sein Lächeln schlichtweg umwerfend. »Mann, das gefällt mir. Diese Knacki-Kinderhilfe ist ‘ne prima Sache.«
    »Ja, gefällt mir auch. Ich werde auch in Zukunft den orangefarbenen Bus fahren.«
    »Meinst du, das bringt was? Diese Begegnungen zwischen Vater und Sohn?«, fragte Sampson.
    Ich blickte mich in dem kleinen Saal um. »Heute jedenfalls ist es ein Erfolg für die Männer und ihre Söhne, glaube ich.
    Und das genügt schon.«
    Sampson nickte. »Die alte Methode. Ein Schritt nach dem anderen. Funktioniert auch bei mir. Mann, Alex, ich bin echt gerührt.«
    Ich auch, ja, ich auch. Was solche Dinge angeht, bin ich ein hilfloses Opfer.
    Als ich die Jungen am Nachmittag nach Hause fuhr, konnte ich auf ihren Gesichtern sehen, wie gut ihnen die Begegnung mit ihren Vätern getan hatte. Die Burschen waren auf der Rückfahrt nach Washington längst nicht so laut und aufsässig wie zuvor. Sie bemühten sich auch nicht, den starken Mann zu markieren. Sie benahmen sich schlicht wie Kinder.
    Fast jeder Junge bedankte sich bei Sampson und mir, als er aus dem Bus stieg. Es war rührend. Und verdammt viel angenehmer, als geisteskranke Killer zu jagen.
    Als Letzten setzten wir den achtjährigen Jungen aus Benning Terrace ab. Er umarmte John und mich und brach in Tränen aus. »Ich vermisse meinen Dad«, sagte er, ehe er nach Hause rannte.
    I n dieser Nacht hatten Sampson und ich Dienst im Southeast. Wir sind höhere Beamte bei der Mordkommission; ich bin überdies Verbindungsmann zwischen dem FBI und der Polizei in Washington. Gegen halb ein Uhr morgens erhielten wir einen Anruf, der uns in eine Gegend Washingtons beorderte, die Shaw heißt. Es ging um einen grässlichen Mord.
    Ein einsamer Einsatzwagen der Metro Police stand am Tatort. Aber zahlreiche Gaffer aus dem Viertel hatten sich am Ort des Geschehens versammelt.
    Die Szene wirkte wie ein bizarrer Totentanz inmitten der Hölle. In zwei Mülltonnen in der Nähe loderten Feuer und versprühten Funken, was angesichts der drückenden nächtlichen Hitze absolut keinen Sinn machte.
    Laut Funkmeldung war das Opfer eine junge Frau, wahrscheinlich zwischen vierzehn und neunzehn.
    Es war nicht schwierig, sie zu finden. Ihr nackter, verstümmelter Leichnam lag in einem Dornendickicht in einem kleinen Park, keine zehn Meter von einem asphaltierten Gehweg entfernt.
    Als Sampson und ich uns der Toten näherten, rief ein Junge von der anderen Seite des Absperrbandes: »He Mann, die is’ doch bloß ‘ne Hure.«
    Ich blieb stehen und schaute den Burschen an. Er erinnerte mich an die Jungen, die wir mit dem Bus in den Lorton-Knast gebracht hatten, »‘ne Nutte. Eine von der billigen Sorte. Is’ meine Zeit nich’ wert, und eure auch nich’, Bulle-zisten! «, rief er uns kaltschnäuzig zu.
    Ich ging zu dem jungen Klugscheißer hinüber. »Woher weißt du das? Hast du die Frau hier schon gesehen?«
    Der Junge wich zurück, grinste jedoch. Dabei sah man einen goldenen Stern auf einem Schneidezahn. »Sie hat keine Klamotten an und liegt auf’m Rücken. Jemand hat’s ihr besorgt.
    Volles Rohr. Sieht doch wohl ganz so aus, als wär die Tussi ‘ne Nutte.«
    Sampson musterte den Jungen, den ich ungefähr auf vierzehn schätzte, vielleicht auch etwas jünger. »Du kennst die Frau?«
    »Nee, zum Teufel.« Der Junge tat beleidigt. »Ich kenn doch keine Huren, Mann.«
    Dann stolzierte er davon, blickte noch ein-, zweimal zu uns zurück und schüttelte den Kopf. Sampson und ich gingen weiter zu zwei uniformierten Polizisten, die neben der Leiche standen. Sie warteten auf Verstärkung. Und das waren offenkundig wir.
    »Haben Sie den Coroner verständigt?«, fragte ich.
    »Vor fünfunddreißig Minuten. Wir warten immer noch«, antwortete der ältere der beiden Beamten. Er war Ende zwanzig, versuchte sich einen Schnurrbart stehen zu lassen und gab sich Mühe, abgebrüht auszusehen, als hätte er solche Dinge schon oft erlebt.
    »Wie üblich.« Ich schüttelte den Kopf. »Haben Sie irgendwelche Ausweispapiere in der Umgebung gefunden?«
    »Nein. Wir haben die Sträucher abgesucht. Nichts. Nur die Leiche«, erklärte der jüngere Beamte. »Und die hat auch schon bessere Zeiten erlebt.« Er schwitzte stark und sah aus, als wäre ihm

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