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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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geschmettert.
    »Wiedersehen, Erica-san. Wiedersehen, Tricia-san.«
    »Vergiss Orc’s Nest nicht«, sagte Robert mit plötzlicher Eindringlichkeit. »›Dragon‹ und ›The Duelist‹.« Orc’s Nest war ein Laden, in dem man Rollenspiele-Bücher und entsprechendes Zubehör verkaufte. Das Geschäft befand sich in der Nähe vom Cambridge Circus in London, in der Earlham.
    »Dragon« und »The Duelist« waren die zurzeit begehrtesten britischen Zeitschriften für Rollenspiele.
    Pech für Robert, dass Shafer gar nicht nach London flog. Er hatte einen viel besseren Plan fürs Wochenende. Er würde sein eigenes Fantasy-Spiel spielen. Hier in Washington.
    S tatt zum Washingtoner Flughafen zu fahren, schlug Shafer geradewegs Kurs nach Osten ein. Er fühlte sich, als wäre eine ungeheuer schwere Last von ihm genommen. Gott, wie er seine perfekte englische Familie hasste, fast noch mehr als ihr klaustrophobisches Leben hier in Amerika.
    Shafers eigene Familie in England war ebenfalls »perfekt«
    gewesen. Er hatte zwei ältere Brüder, beide hervorragende Schüler, wahre Vorzeigekinder. Der Vater war Militärattaché gewesen, deshalb war die Familie um den halben Erdball gereist, bis zu Shafers zwölftem Lebensjahr. Dann waren sie nach England zurückgekehrt und hatten sich in Guildford niedergelassen, eine halbe Stunde außerhalb Londons. Dort machte Shafer sich sogleich daran, die Schuljungenstreiche weiterzuführen, die er so gern spielte, seit er acht war. Im Zentrum von Guildford standen mehrere historische Gebäude. Mit perverser Freude verschandelte er eines nach dem anderen. Er fing mit dem Abbot’s Hospital an, wo seine Großmutter im Sterben lag.
    Er beschmierte die Wände mit Obszönitäten. Mit Schloss Guildford, dem Rathaus, Guildhall, der Königlichen Grundschule und der Kathedrale ging es weiter. Überall sprühte er obszöne Worte und farbenprächtige Riesenpenisse an Mauern und Wände. Er hatte keine Ahnung, warum es ihm solche Freude bereitete, schöne Dinge zu verschandeln, aber so war es nun mal. Er liebte es, und am meisten gefiel es ihm, nicht dabei erwischt zu werden.
    Schließlich schickte man Shafer auf die Schule nach Rugby – wo er mit seinen üblen Streichen weitermachte. Danach besuchte er das St. John’s College und konzentrierte sich auf Philosophie, Japanisch und darauf, möglichst viele gut aussehende Frauen flachzulegen. Seine Freunde standen vor einem Rätsel, als er mit einundzwanzig zur Armee ging. Seine Fremdsprachenkenntnisse waren hervorragend; deshalb schickte die Army ihn nach Asien, wo er seine Schandtaten auf eine neue, grausamere Ebene der Boshaftigkeit hob und damit begann, das Spiel der Spiele zu spielen.
    Shafer hielt an einem 7-Eleven in Washington Heights, um sich Kaffee zu besorgen – drei Becher. Schwarz, mit je vier Stück Zucker. Schon auf dem Weg zum Ausgang trank er einen Becher nahezu leer.
    Der Inder an der Kasse musterte ihn frech und misstrauisch.
    Shafer lachte dem bärtigen Mann ins Gesicht.
    »Glaubst du wirklich, ich würde einen beschissenen Becher Kaffee für fünfundsiebzig Cents klauen ? Du dämlicher Kanake! Blödes Arschloch!«
    Er warf ein paar Münzen auf den Ladentisch und ging, ehe er den Mann mit bloßen Händen erwürgte – was ihm ein Leichtes gewesen wäre.
    Danach fuhr er in den nordöstlichen Teil Washingtons, in den Bezirk, der Eckington hieß, eine Wohngegend der Mittelschicht. Als er sich westlich der Gallaudet-Universität befand, erkannte er die Straßen wieder. Die meisten Gebäude waren zweistöckige Wohnhäuser mit Vinyl-Außenverkleidung, entweder ziegelrot oder von einem so scheußlichen Blau, dass sich ihm jedes Mal fast der Magen umdrehte.
    Er hielt vor einem ziegelroten Wohnhaus mit Garten in der Uhland Terrace, unweit der Zweiten Straße. Das Haus besaß eine angebaute Garage, und ein früherer Mieter hatte die Ziegelfassade mit zwei weißen Katzen aus Gips geschmückt.
    »Hallo, Muschis«, sagte Shafer. Er fühlte sich erleichtert, hier zu sein; er puschte sich selbst auf, wurde zunehmend erregter. Er liebte dieses Gefühl und konnte nicht genug davon bekommen.
    Es war an der Zeit, das Spiel zu spielen.
    E in rostiges, lilablau gespritztes Taxi stand in der Doppelgarage. Shafer benutzte den Wagen seit ungefähr vier Monaten.
    Das Taxi verlieh ihm Anonymität und machte ihn beinahe unsichtbar, wohin er in Washington auch fuhr. Er nannte es seine »Albtraum-Karosse«.
    Er zwängte den Jaguar neben das Taxi und ging nach

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