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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wäre ich zurück in Pittmans Büro gestürmt und hätte mit diesem Mistkerl den Fußboden aufgewischt.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch und dachte über die nächsten Schritte nach. Ich bemühte mich, innerlich zur Ruhe zu kommen, ehe ich etwas Übereiltes und Dummes tat. Ich dachte an meine Verantwortung gegenüber den Menschen im Southeast, und das half mir. Trotzdem hätte ich mir Pittman beinahe doch noch gekauft.
    Ich rief Christine an und ließ ein wenig Dampf ab. Dann fragte ich sie ganz spontan, ob sie sich für unser langes Wochenende freimachen könne – vielleicht schon Donnerstagabend? Nur zu gern, sagte sie. Ich füllte sofort ein Urlaubsformular aus und legte es auf Fred Cooks Schreibtisch. Einen Urlaub würde Pittman jetzt am wenigsten von mir erwarten. Aber es was das Beste, ein paar Tage wegzufahren, mich zu beruhigen und dann einen Plan über mein weiteres Vorgehen zu entwerfen.
    Als ich das Gebäude verließ, hielt ein Kollege mich auf.
    »Die anderen sind drüben in Hart’s Bar«, sagte er. »Sampson hat gesagt, ich soll Ihnen ausrichten, dass sie dort einen Platz für Sie freihalten.«
    Das »Hart’s« ist eine sehr heruntergekommene und sehr gut besuchte Gin-Spelunke in der Zweiten Straße. Es ist kein Lokal für Polizisten; eben deshalb mögen es einige von uns. Es war elf Uhr vormittags, aber die Bar war bereits gut besetzt, voller Leben, eine freundliche Atmosphäre.
    »Da ist er!«, begrüßte mich Jerome Thurman mit halb vollem Bierkrug, als ich eintrat. Ein halbes Dutzend Kollegen und Freunde waren ebenfalls da. Die Nachricht über die Suspendierungen hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet.
    In der Bar wurde viel gelacht und gegrölt. »Dein Junggesellenabschied!«, sagte Sampson und grinste. »Kalt erwischt, Süßer. Mit ein bisschen Hilfe von Nana. Ha, du solltest dein dummes Gesicht sehen!«
    In den nächsten anderthalb Stunden trafen weitere Freunde bei Hart’s ein. Gegen Mittag war der Laden voll. Dann kamen die Stammgäste auf einen Schluck in der Mittagspause. Der Besitzer, Mike Hart, strahlte übers ganze Gesicht. Ich hatte wirklich nicht an eine Party zum Junggesellenabschied gedacht, aber jetzt war ich mitten drin. Und ich war froh darüber.
    Viele Männer achten wie die Schießhunde darauf, ihre Gefühle nicht zu zeigen, doch bei einem Junggesellenabschied ist das anders, zumal wenn die engsten Freunde diese Party ausrichten.
    Es ging hoch her. Für ein paar Stunden waren die am Morgen verhängten Suspendierungen vergessen. Man gratulierte mir und umarmte mich öfter, als ich zählen konnte. Sogar geküsst wurde ich zweimal. Alle nannten mich »Süßer«, nachdem Sampson damit angefangen hatte. Immer wieder fiel das Wort -»Liebe«, bis zum Abwinken. Ich wurde mit sentimentalen Reden und Trinksprüchen bedacht. Fast alle tranken zu viel.
    Gegen vier Uhr nachmittags schwankten Sampson und ich, einander stützend, ins gleißende Sonnenlicht auf die Zweite Straße. Mike Hart hatte uns persönlich ein Taxi gerufen.
    Für einen kurzen klaren Moment erinnerte ich mich an das lilablaue Zigeunertaxi, das wir suchten – aber dann verdunstete der Gedanke im grellweißen Sonnenschein.
    »Süßer«, flüsterte Sampson an meinem Ohr, als wir ins Taxi stiegen. »Ich liebe dich mehr als das Leben. Das ist wahr. Ich liebe deine Kinder, ich liebe deine Nana, und ich liebe deine zukünftige Frau, die liebenswerte Christine. Fahren Sie uns nach Hause«, befahl er dem Fahrer. »Alex heiratet.«
    »Und mein bester Freund ist Trauzeuge«, sagte ich zu dem lächelnden Fahrer.
    »Ja, das bin ich«, erklärte Sampson. »Dein bester Freund.«
    A m Donnerstagabend spielte Shafer wieder die Vier Reiter.
    Er hatte sich in der Bibliothek eingeschlossen, konnte in den Abendstunden aber die Geräusche seiner Familie im Haus hören. Er fühlte sich ungemein isoliert, war nervös, zittrig und aus keinem ersichtlichen Grund wütend.
    Während er darauf wartete, mit den anderen Spielern verbunden zu werden, dachte er an seine wilde Fahrt durch Washington zurück. Ein besonderes Gefühl erlebte er immer wieder: der Moment, in dem er sich ausmalte, mit dem Wagen gegen ein festes Hindernis zu rasen. Er sah alles als blendendes Licht, in dem Gegenstände, auch er selbst , wie Glas zersprangen und wieder Teil des Universums wurden. Sogar die Schmerzen, die er fühlte, würden Teil der sich wieder zusammenfugenden Materie sein, die andere, faszinierende Formen und Gestalten annahm.
    Ich bin selbstmordgefährdet,

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