Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann
dachte er. Es ist nur eine Frage der Zeit. Ich bin tatsächlich der Tod.
Um genau einundzwanzig Uhr tippte Shafer eine Nachricht in den Computer. Die anderen Reiter waren jetzt online und warteten auf seine Reaktion auf den Besuch und die Warnung George Bayers. Shafer wollte sie nicht enttäuschen. Was sie getan hatten, hatte ihn noch enthusiastischer gestimmt, das Spiel zu spielen. Er schrieb:
Seltsamerweise war Tod nicht überrascht, als Hungersnot in Washington erschien. Selbstverständlich hat er jedes Recht zu kommen. So wie Tod nach London fliegen könnte, oder nach Singapur, Manila oder Kingston. Und vielleicht wird Tod einen von euch bald besuchen. Das ist das schöne an unserem Spiel: Alles kann passieren.
Letztendlich geht es um Vertrauen, nicht wahr? Kann ich darauf vertrauen, dass ihr mich das Spiel so weiterspielen lasst, wie ich es möchte? Schließlich hat das Spiel eine große Besonderheit, die es so verführerisch macht: die Freiheit, die wir haben.
Darum geht es doch jetzt, oder? Wir haben uns zu etwas Neuem entwickelt. Wir haben den Einsatz erhöht. Deshalb, liebe Mitspieler, lasst uns wirkliche Spannung erleben. Ich habe etliche Ideen, die ich an euch ausprobieren möchte. Alles im Geiste des Spiels. Es wird kein unnötiges Risiko eingegangen.
Lasst uns das Spiel spielen, als würde unser Leben davon abhängen.
Vielleicht trifft das auf meins schon zu?
Wie ich euch mitteilte, haben wir zwei neue Mitspieler: Die Washingtoner Polizisten Alex Cross und John Sampson.
Würdige Gegner. Ich behalte sie im Auge, frage mich aber unwillkürlich, ob nicht über kurz oder lang sie mich beobachten werden.
Lasst mich noch etwas über ein Fantasy-Szenario sagen, das ich mir ausgedacht habe, um sie zu unserem Spiel willkommen zu heißen. Ich schicke jetzt Fotos: Detectives Cross und Sampson.
W ir brauchten einen Tag, um alles für den Kurzurlaub vorzubereiten, aber Christine und meine Familie schienen so wie ich die Spontaneität zu genießen und die besondere Freude, dass wir zum ersten Mal alle zusammen Urlaub machten. Donnerstagnachmittag verließen Damon, Jannie, Nana, Christine und ich Washington und trafen in Hochstimmung am späten Abend auf dem Bermuda International Airport ein. Es war der fünfundzwanzigste August.
Ich wollte unbedingt ein paar Tage weg von Washington.
Dem Mr.-Smith-Mordfall waren die Jane-Namenlos— -Ermittlungen zu schnell gefolgt. Ich brauchte eine Ruhepause.
Ich hatte einen Freund, der Partner eines Hotels auf Bermuda war; außerdem war es kein allzu langer Flug. Es war perfekt für uns.
Eine Szene vom Flughafen wird mir stets in Erinnerung bleiben: Christine, wie sie mit Jannie an der Seite »Ja-da, jada« singt. Unwillkürlich dachte ich, dass sie wie Mutter und Tochter aussahen, und das berührte mich tief. Sie waren so liebevoll, so verspielt, so natürlich. Es war ein Gedankenfoto, das sie mir für immer schenkten. Ein Moment, den ich nie vergessen würde. Das wusste ich, als ich die beiden tanzen und singen sah, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen.
Wir hatten das Glück außergewöhnlich schönen Wetters für unseren Urlaub. Jeder Tag war sonnig und strahlend, von morgens bis abends, wenn der Himmel eine magische Farbkombination aus Rot, Orange und Purpur annahm. Die Tage gehörten ganz uns, besonders den Kindern. Wir schwammen und schnorchelten am Elbow Beach und in der Horseshoe Bay und rasten mit Mopeds die malerischen Middle und Harbour Roads auf und ab.
Die Nächte gehörten Christine und mir, und wir genossen sie in vollen Zügen. Wir besuchten alle touristischen Höhepunkte: die Terrace Bar am Palm Reef, die Gazebo Lounge im Princess, die Clay House Inn, Once Upon a Table in Hamilton und Horizons in Paget. Ich liebte es, mit Christine zusammen zu sein. Dieser Gedanke ging mir immer wieder durch den Kopf. Ich hatte das Gefühl, dass das, was uns verband, stärker geworden war, weil ich gewartet und ihm Zeit und Raum gelassen hatte. Ich fühlte mich wieder vollständig. Immer wieder erinnerte ich mich an das erste Mal, als ich Christine auf dem Hof der Sojourner Truth School gesehen hatte. Das ist die Richtige, Alex. Auch dieser Gedanke hatte sich in meinem Kopf festgesetzt.
Wir saßen in der Terrace Bar und blickten auf die Stadt und den Hafen von Hamilton hinunter. Wie kleine Punkte übersäten Inseln das Wasser, dazu weiße Segel und die Fähren, die zwischen Warwick und Paget pendelten. Wir hielten uns an den Händen, und ich konnte nicht aufhören,
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