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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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mich sehr bemüht, jemanden zu finden, aber vielleicht war es mir nicht vergönnt, zwei Mal im Leben glücklich zu werden. Es hatte Jezzie Flanagan gegeben, aber diese Geschichte hatte denkbar schlecht geendet. Dann Christine Johnson, die Mutter von Klein-Alex. Sie war Lehrerin und lebte jetzt hier an der Westküste. Ihr ging es gut, sie liebte Seattle und hatte »jemanden gefunden«. Wegen Christine hatte ich immer noch gemischte Gefühle. Meinetwegen war sie schwer verletzt worden. Alles meine Schuld, nicht ihre. Sie hatte mir glasklar erklärt, dass sie nicht mit einem Detective der Mordkommission leben könne. Danach – vor noch gar nicht so langer Zeit – hatte ich für die FBI-Agentin Betsey Cavalierre mehr als nur Freundschaft empfunden. Betsey hatte meine Gefühle erwidert – und jetzt war sie tot. Ihr Mord war bis jetzt ungelöst.
Ich hatte Angst, mit Jamilla Hughes auch nur ein Bier zu trinken. Die Vergangenheit quälte mich.
    »Bist schon ein feiner Polizist«, murmelte ich. Dann sah ich
über mir das Schild: Fresno. Ich war hierher gefahren, um mit
einem Mann über Zähne zu sprechen.
Besser gesagt: über Fangzähne.

    29

    D er Laden für Tätowierungen, Fangzähne und Klauen befand sich am Rand eines Geschäftsviertels für die Mittelklasse in Fresno. In dem ziemlich heruntergekommenen Haus entdeckte ich ein Schaufenster mit einem alten Zahnarztstuhl, in dem ein junges Mädchen, höchstens vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, saß. Sie beugte den dünnen, mit Pickeln übersäten Hals nach vorn und zuckte bei jedem Nadelstich zusammen.
    Neben ihr saß auf einem hohen Hocker ein junger Kerl, der ein blaugelbes Tuch um den Kopf gewickelt hatte. Er machte die Tätowierungen. Er griff nach einer Flasche mit flüssigem Farbstoff. Die Vielfalt der bunten Flaschen hinter ihm erinnerte mich an ein Schulfest, bei dem man flüssige Farbe auf einer Drehscheibe verteilen konnte, um Kunstwerke zu erzeugen. Ein paar Minuten beobachtete ich den Vorgang der Tätowierung von der Straße aus durch die Fensterscheibe. Unwillkürlich musste ich daran denken, welche Rolle körperliche Schmerzen beim Tätowieren spielten – und bei den Morden. Ich wusste über die Herstellung von Tätowierungen einigermaßen Bescheid. Interessiert sah ich, wie der örtliche Meister die Lampe auf den Nacken des Mädchens richtete. Der Künstler benutzte zwei Tätowierungsapparate, die per Fußpedal bedient wurden. Der eine zeichnete die Umrisse, der andere füllte diese mit Farben aus. Auf der runden Scheibe zwischen den Apparaten waren vierzehn unterschiedliche Nadeln. Je mehr Nadeln, desto bunter das Bild.
    Auf der Straße ging ein Mann in mittleren Jahren mit Bürstenhaarschnitt vorbei. Er blieb lange genug stehen, um zu sagen: »Das ist total verrückt. Und Sie sind das auch, wenn Sie sich das ansehen.«
    Heutzutage ist jeder ein Kritiker. Schließlich ging ich hinein und betrachtete das Kunstwerk des Meisters. Es war ein kleines keltisches Symbol in Grün und Gold. Ich fragte ihn, wo ich Fangzähne und Klauen bekommen könnte. Er nickte mit dem Kinn zu dem Gang links von ihm. Er sprach kein einziges Wort.
    Ich schlenderte an den Vitrinen vorbei, in denen alles Mögliche ausgestellt war: Piercing-Ringe für Nabel und Brauen, darunter einige, die in der Dunkelheit leuchteten, schwere Schlagringe, Sonnenbrillen, Pfeifen, Krimskrams aus Perlen, ein Poster mit zwei beliebten Fantasy-Gestalten: Ogre und Faust. Es wird wärmer, dachte ich, als ich den Gang betrat. Und dann stand ich dem Meister der Fangzähne von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    Er hatte mich erwartet und begann zu sprechen, sobald ich den kleinen Raum betreten hatte.
    »Endlich bist du angekommen, Pilger. Weißt du, wenn du zu den interessantesten und gefährlichsten Vampir-Clubs in Los Angeles, New York, New Orleans oder Houston gehst, siehst du überall Fangzähne. Das ist die Szene, Mann. Schaurige Fesseln aus der Zeit Edwards oder Viktorias verkaufen sich bestens. Ich habe als Erster hier im Westen Fangzähne nach Maß hergestellt. Angefangen habe ich in Laguna Beach. Dann habe ich mich nach Norden hochgearbeitet. Und jetzt bin ich hier. Fresno-Kid.«
    Während er sprach, betrachtete ich seine Zähne, diese verlängerten Schneidezähne, die so aussahen, als könnte man damit ernsthaft verletzen.
    Er hieß John Barreiro. Er war klein, grauenvoll dünn und wie Peter Westin hauptsächlich schwarz gekleidet. Ich glaube, ich habe nie einen unheimlicheren Menschen als ihn

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