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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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nickte. »Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Was, zum Teufel, soll aus uns werden, Alex? Sind wir beide dazu verurteilt, die gleichen Fehler zu wiederholen?«
    »Na ja, ich hoffe, wir werden zwei ganz üble Killer hier in New Orleans verhaften. Wie ist das?«
    Jamilla tätschelte mir die Wange und sagte reumütig: »Ja, das denke ich auch. Wir sind verurteilt.«

    65

    S uperhirn sah, wie Alex Cross aus dem Auto stieg. Er hatte ihn direkt im Visier seines Feldstechers.
    Cross und die bildhübsche Jamilla Hughes waren von der Pause zum Abendessen zurück und nahmen die Observierung wieder auf. Kamen sie sich näher? Würden Alex und Jamilla in New Orleans ein Liebespaar werden? Das war ein eindeutiger Charakterfehler bei Cross: Der Mann brauchte immer jemanden, der ihn liebte, richtig? Etwas macht dem großen Cross Sorgen. Vielleicht braucht er einen Verdauungsspaziergang nach dem Abendessen? Oder er muss über den Fall nachdenken und will allein sein. Er ist ein Einzelgänger – genau wie ich.
    Das war erstaunlich. Nein, das war nicht gut. Er folgte Cross in eine dunkle Straße, wo die Häuser relativ bescheiden waren. Der Duft von Geißblatt, Jasmin und Gardenien lag schwer in der Luft. Er atmete tief durch. Angenehm. Vor hundert Jahren hatte dieser Duft die Gerüche aus den nahegelegenen Schlachthöfen überlagern sollen. Superhirn kannte sich in Geschichte gut aus, er wusste über die meisten Dinge sehr viel. Die Fakten flossen leicht durch seinen Kopf, als er Cross weiterhin in sicherem Abstand folgte. Er verfügte über eine Menge Informationen und wusste, wie er sie einzusetzen hatte.
    Er hörte die Straßenbahn auf der St. Charles Avenue rumpeln und rattern. Die Schienen waren nur wenige Blocks entfernt. Diese Geräusche übertönten seine Schritte.
    Er genoss diesen Spaziergang mit Cross ungeheuer. Da kam ihm der Gedanke, ob heute die Nacht sein könnte. Die Vorstellung schickte einen Adrenalinstoß durch seine Adern. Er näherte sich Cross. Ja, das war's. Genau hier, genau jetzt.
    Insgeheim rechnete er damit, dass Cross sich umdrehte und ihn anblickte. Das wäre so super, absolut Spitze. Beweis für Cross' Instinkte, und dass er ein würdiger Gegner war. Er suchte Deckung und schlug einen Bogen. Jetzt war er nur noch wenige Meter von Cross entfernt. Diese Distanz konnte er sekundenschnell überwinden.
    Cross blieb beim alten Lafayette-Friedhof stehen, der so genannten Stadt der Toten. Innerhalb der Tore befanden sich prachtvolle Mausoleen und Familiengräber.
    Superhirn blieb ebenfalls stehen. Er genoss diese Situation – und jede Sekunde.
    Am Tor hing ein Schild der Polizei von New Orleans: GE­LÄNDE WIRD PATROUILLIERT.
    Superhirn bezweifelte, dass das zutraf, und außerdem spielte es keine Rolle, oder? Er konnte die gesamte Polizei von New Orleans zum Mittagessen verspeisen.
    Cross blickte sich um, sah aber Superhirn nicht, der im Schatten stand.
    Superhirn erwog, sich jetzt sofort auf ihn zu stürzen. Sollte er sich auf einen Nahkampf einlassen? Es war egal – er wusste, dass er gewinnen würde. Er beobachtete, wie Alex Cross atmete. Waren das die letzten Atemzüge auf Erden? Was für ein berauschender Gedanke!

    Cross wandte sich vom Friedhof ab und bog in eine andere Seitenstraße ein. Offenbar wollte er zurück zu seinem Wagen, zurück zur Observation – und zurück zu Inspector Hughes. Superhirn setzte sich in Bewegung, drehte dann jedoch ab. Nein, heute Nacht war nicht die richtige Nacht für Alex Cross' Tod. Er hatte Gnade walten lassen.
    Der wahre Grund war: Die Seitenstraße war so dunkel, dass er Cross' Augen nicht sehen konnte, wenn er starb.

    66

    A m nächsten Morgen geschah etwas Überraschendes: Mit dieser Wendung hatte keiner von uns gerechnet. Ich auf alle Fälle nicht. Es brachte mich völlig aus der Fassung. Wir hatten uns im FBI-Büro in New Orleans für die Morgenbesprechung versammelt. In dem großen, sterilen Raum, von dem aus man auf die schlammigen braunen Wasser des Mississippi sehen konnte, waren ungefähr dreißig Leute.
    Um neun Uhr redete Kyle mit dem Observationsteam, das während der letzten vierundzwanzig Stunden die Überwachung durchgeführt hatte. Nachdem er mit ihnen fertig war, ging er weiter zur täglichen Aufgabenverteilung. Die schriftlichen Anweisungen waren äußerst spezifisch. Es war ein typischer Craig-Auftritt: eindeutig, effizient, nie ein Fehler, auch nicht ansatzweise.
    Nachdem er fertig war – oder das glaubte –, schoss eine Hand hoch.

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