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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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bogen zum Riverwalk-Marktplatz ein. William fühlte sich in dieser touristischen Umgebung körperlich unwohl. Die vielen Geschäfte – Mittelmäßigkeit, Kitsch, totaler Schwachsinn, wohin er blickte. »Was hast du vor?« William schaute Michael an. »Sieh dir nur diesen Kommerzscheiß mitten in dieser schönen Stadt an!«
    »Wir können uns jemand in diesen ekelhaften Konsumtempeln greifen. Vielleicht könnten wir uns in einer Umkleidekabine stärken. Die Idee finde ich super.«
    »Nein!«, widersprach William und packte Michael am Arm. »Wir haben zu hart gearbeitet. Ich glaube, wir haben uns ein bisschen Vergnügen verdient.«
    Jetzt konnten sie sich kein Opfer mehr aussuchen. Sie waren zu nahe an der Domäne von Daniel und Charles. Auf alle Fälle brauchten sie ein bisschen Spaß. Deshalb fuhr William auf dem Bonnet Carre Spillway aus New Orleans hinaus und dann auf
    der Interstate 10 ins wahre Louisiana.
    Ungefähr eine Stunde außerhalb der Stadt fand William, was er suchte. Die Felsklippe war nicht sehr hoch, aber steil. Man musste sich konzentrieren, wenn nicht, stürzte man in den sicheren Tod.
    Die Brüder entschieden sich für Extremklettern. Solo, ohne Seil oder irgendeine andere Sicherung.
    »Wir sind harte Männer!« Michael lachte und schrie, als sie die Hälfte der sechzig Meter hohen Felswand geschafft hatten. Harte Männer nannten sich nur die kühnsten Kletterer. Die Brüder hielten sich für die Besten, deshalb schien ihnen diese Bezeichnung auch passend.
    »Ja, das sind wir!«, brüllte William seinem Bruder zu. »Es gibt alte Kletterer und eiskalte Kletterer.«
    »Aber es gibt keine alten, eiskalten Kletterer!« Michael lachte schallend.
    Die Kletterei erwies sich als größere Herausforderung, als sie gedacht hatten. Sie mussten einen Kamin hochklettern, dann eine überhängende Felsnase bezwingen. Sie pressten sich eng ans Gestein und nutzten jeden noch so kleinen Halt.
    »Jetzt sind wir total high!«, schrie Michael so laut er konnte. Er hatte die Jagd vergessen, ebenso seinen Hunger. Jetzt gab es nur noch das Klettern. Nichts außer dem Überleben des Besten. Plötzlich mussten sie eine Entscheidung treffen – sie waren beim Klettern an dem Punkt angelangt, von dem aus es keine Rückkehr gab. Nun ging es nur noch nach oben. Oder sofort abbrechen.
    »Was meinst du, kleiner Bruder? Du machst den Plan für uns. Du entscheidest. Was sagt dir dein Instinkt?«
    Michael lachte so schallend, dass er sich mit beiden Händen am Fels festhalten musste. Er blickte nach unten – wenn sie jetzt abstürzten, bedeutete das den sicheren Tod. »Denk bloß nicht an aufhören. Wir stürzen nicht, Bruder. Nie und nimmer. Wir werden nie sterben.«

    Sie kletterten nach oben. Von dort aus sahen sie New Orleans. Jetzt gehörte die Stadt tatsächlich ihnen.
    »Wir sind unsterblich! Wir sterben nie!«, schrien die Brüder in den Wind.

    68

    I ch starrte auf die großen ausladenden Eichen, dann auf die herrlichen Magnolien und großblättrigen Bananenstauden im Garden District, da ich nichts anderes zu tun hatte. Die Observierung ging weiter. Jamilla und ich begannen, uns zu wiederholen, worüber wir lachen mussten. Auf dem Rücksitz lag die aktuelle Times-Picayune. Wi r hatten die Zeitung von der ersten bis zur letzten Seite gelesen.
    »Es gibt keinen greifbaren Beweis, der Daniel und Charles mit einem einzigen Mord verbindet. In keiner Stadt, Alex. Alles, was wir haben, sind ein paar Indizien oder theoretischer, hypothetischer Schwachsinn. Ergibt das für Sie Sinn? Für mich nicht.« Wahrscheinlich redete sie nur, um die Zeit totzuschlagen, aber was sie sagte, klang vernünftig. »Wenn man alles addiert, ist das Resultat Null. So gut können sie nicht sein. Niemand kann so gut sein.«
    Wir parkten vier Blocks nördlich des Hauses an der LaSalle, der Domäne. In wenigen Sekunden konnten wir bei der Villa sein, falls sich dort etwas tat, doch bis jetzt war alles ruhig. Das war das Problem. Daniel und Charles verließen ihre zweihundertjährige Villa nur selten, und wenn, dann nur zum Einkaufen oder um in Edelrestaurants in der Stadt zu speisen. Das war nicht überraschend. Guten Geschmack hatten sie.
    Ich bemühte mich, Jamillas Frage zu beantworten. »Für mich ergibt es einigermaßen Sinn, dass wir nicht im Stande sind, sie mit den frühen Morden in Verbindung zu bringen. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass, sobald ein Mordfall kalt wird, es beinahe unmöglich ist, Zeugen oder stichhaltige Beweise zu finden.

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