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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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sagen, was uns neue Erkenntnisse über Daniel und Charles oder über ihre Mörder brachte.
    In dieser Nacht war im Hauptquartier verdammt viel los.
    Über ein Dutzend Leute vom Morddezernat und FBIAgenten führten Befragungen durch. Wir tauschten Notizen aus über Lebensläufe mit auffälligen Abweichungen. Wir setzten den verstocktesten Lügnern der Gruppe hart zu. Außerdem legten wir eine Liste mit den Zeugen an, die vermutlich unter Druck am ehesten zusammenbrechen würden. Wir wechselten uns bei den Verhören ab, schickten sie in ihre Zellen und holten sie zurück, ehe sie eingeschlafen waren. Oft arbeiteten wir auch paarweise.
    »Wir brauchen nur ein paar Gartenschläuche«, meinte ein Detective aus New Orleans, während wir darauf warteten, dass Anne Elo zum sechsten Mal in dieser Nacht aus der Zelle geholt wurde. Der Detective hieß Mitchell Sams und war ungefähr fünfzig Jahre alt. Ein Schwarzer mit Übergewicht, hart, effektiv und zynisch wie die Hölle.
    Als Anne Elo aus der Zelle in den Verhörraum geführt wurde, wirkte sie wie eine Schlafwandlerin. Oder ein Zombie. Ihre Augenhöhlen waren unglaublich tief und dunkel, die Lippen waren aufgesprungen, getrocknetes Blut klebte darauf. Sams ging auf sie los. »Guten Morgen, Teuerste. Wie schön,
deine widerlich weiße Visage zu sehen. Du siehst wirklich total beschissen aus, Baby. Ich meine es gut mit dir. Etliche deiner Freunde, dein sauberer Freund eingeschlossen, haben schon alles gestanden.«
    Das Mädchen wandte die leeren Augen zur Wand. »Sie verwechseln mich mit jemand, dem das nicht am Arsch vorbeigeht«, sagte sie.
    Ich wollte etwas ausprobieren, das mir seit ungefähr einer Stunde durch den Kopf ging und das ich bereits bei anderen Fällen eingesetzt hatte. »Wir wissen Bescheid über den neuen Sire«, sagte ich. »Er ist zurück nach Kalifornien gegangen. Er ist nicht hier und kann dir weder helfen, noch dir etwas antun.« Anne Elos Gesicht blieb starr, aber sie verschränkte die Arme und sank ein Stück in sich zusammen. Ihre Lippen bluteten wieder, wahrscheinlich hatte sie draufgebissen. »Wen interessiert das? Mich nicht.«
    Genau in diesem Moment stürzte ein Detective des Morddezernats in den Raum, in dem Mitchell Sams und ich Elo bearbeiteten. Der Mann hatte dunkle Schweißflecken unter den Ärmeln seines hellblauen Hemds, Bartstoppeln bedeckten Kinn und Wangen. Er sah so erschöpft aus, wie ich mich fühlte. »Es hat noch einen Mord gegeben«, meldete er Sams. »Wieder mit Aufhängen.«
    Anne Elo klatschte rhythmisch in die Hände. »Das ist super«, sagte sie.

    78

    I ch fuhr allein zum Tatort. Ich fühlte mich wie in einem Albtraum. Die Räder in meinem Kopf drehten sich langsam und methodisch. Was mussten unsere nächsten Schritte sein? Ich hatte keinen blassen Schimmer. Herrgott, war ich kaputt. Das Haus war ein Nebengebäude von einer der großen historischen Villen im Garden District. Eine zweistöckige Remise mit einem Balkon im oberen Geschoss. Magnolienbäume und Bananenstauden umgaben es. Ein schmiedeeisernes Gitter, so wie ich es überall im French Quarter gesehen hatte, zäunte den Besitz ein.
    Etwa die Hälfte der gesamten Polizei von New Orleans war bereits zur Stelle, ebenso Notarztfahrzeuge mit blinkenden Lichtern. Gleichzeitig mit uns traf die Presse ein – die Spätschicht.
    Detective Sams war wenige Minuten vor mir zum Tatort gekommen. Er wartete auf mich im Korridor vor dem Schlafzimmer im oberen Stock, wo der Mord stattgefunden hatte. Im Inneren des Hauses waren fast alle Oberflächen reich mit Schnitzereien verziert – Decken, Geländer, Türen. Der Besitzer hatte das Haus offenbar gemocht – und den Mardi Gras ebenfalls: An den Wänden hingen Federn, Perlen, farbenprächtige Masken und Kostüme.
    »Das ist schlimm, schlimmer, als wir gedacht haben«, sagte Sams. »Sie ist Detective und heißt Maureen Cooke. Sie war bei der Sitte, hat aber bei Daniel und Charles ausgeholfen.« Sams führte mich ins Schlafzimmer der Kollegin. Es war klein, aber wunderhübsch. Die Decke war blau. Jemand hatte mir mal erzählt, dass diese Farbe geflügelte Insekten abhielt, dort zu nisten.
    Maureen Cooke war rothaarig, hoch gewachsen, schlank, wahrscheinlich Anfang dreißig. Man hatte sie an den bloßen Füßen am Kandelaber aufgehängt. Ihre Nägel waren rot lakkiert. Sie war, abgesehen von einem zarten Silberarmband, völlig nackt.
    Blutige Streifen bedeckten den Leichnam, aber auf dem Fußboden war keine Blutlache.
    Ich trat

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