Alex Cross 07 - Stunde der Rache
Entschuldigung war, dass ich sie erinnern wollte, vorsichtig zu sein – auch jetzt noch. Eigentlich wollte ich aber nur mit ihr reden, denn sie verstand mich, sie war im selben Geschäft. Leider war sie nicht zu Hause. Ich hinterließ ihr eine Nachricht, dass ich mir Sorgen um sie machte.
Ich rief alle Menschen an, an denen mir etwas lag. Ich redete mit jedem, der irgendwie mit Kyle Kontakt gehabt hatte. Ich warnte meine Kollegen und meine Freunde Rakeem Powell und Jerome Thurman, die noch bei der Polizei in Washington arbeiteten. Eigentlich bezweifelte ich, dass Kyle ihnen etwas antun würde, aber sicher war ich nicht.
Ich rief meinen wichtigsten Kontakt bei der Washington Post an, Zachary Scott Taylor. Zach war auch einer meiner besten Freunde in Washington. Er wollte mich interviewen, aber ich bat ihn, nicht zu kommen. Kyle war neidisch auf die Artikel, die Zach über mich geschrieben hatte. Das hatte er mir gestanden. Er mochte Zach nicht.
»Das ist ernst«, sagte ich zu Zach. »Unterschätze nicht, wie verrückt dieser Mann ist. Du stehst auf seiner schwarzen Liste, und das ist kein schöner Platz.«
Ich redete mit den FBI-Agenten Scorse und Reilly, die mit mir bei der Entführung von Maggie Rose Dunne und Michael Goldberg zusammengearbeitet hatten. Sie wussten, dass nach Kyle gefahndet wurde, waren jedoch nicht um ihre Sicherheit besorgt. Jetzt waren sie es.
Ich rief meine Nichte Naomi an, die von Casanova entführt worden war. Naomi war Rechtsanwältin in Jacksonville, Florida. Sie lebte mit einem guten Mann zusammen, Seth Samuel Taylor. Sie wollten Ende des Jahres heiraten. »Kyle bereitet es Freude, das Glück anderer Menschen zu zerstören«, erklärte ich Naomi. »Sei vorsichtig.«
Ich rief Kate McTiernan in North Carolina an. Ich erinnerte mich an unser gemeinsames Abendessen mit Kyle. Hatte es mehr bedeutet, als mir oberflächlich aufgefallen war? Wer kannte sich mit Kyle aus? Kate versprach mir, besonders vorsichtig zu sein, und erinnerte mich, dass sie den dritten schwarzen Gürtel trug. Kyle hatte Kate immer gemocht, daran erinnerte ich sie. Je länger ich mit Kate sprach, desto größere Sorgen machte ich mir. »Gehen Sie auch nicht das geringste Risiko ein, Kate. Kyle ist tatsächlich geisteskrank.«
Ich sprach mit Sandy Greenberg, einer guten Freundin bei Interpol, die mehrmals mit Kyle gearbeitet hatte. Sie war schokkiert, als sie hörte, dass Kyle ein Mörder war, und versprach, besonders vorsichtig zu sein, bis wir ihn festgenommen hatten. Sandy bot mir auch jede Hilfe an, die sie leisten konnte. Kyle Craig war ein eiskalter herzloser Mörder.
Mein Partner, mein Freund – zumindest hatte ich das gedacht.
Ich konnte es immer noch nicht glauben. Nicht wirklich. Ich stellte eine Liste von Kyles möglichen Opfern zusammen.
1. ich
2. Nana und die Kinder
3. Sampson
4. Jamilla
Dann wurde mir klar, dass ich diese Liste von meinem Standpunkt aus gemacht hatte, nicht unbedingt von Kyles. Ich machte eine neue Liste.
1. Kyles Familie – alle
2. Ich – und meine Familie
3. Direktor Burns beim FBI
4. Jamilla
5. Kate McTiernan
Ich saß in meinem leeren Haus an der Fifth Street und fragte mich, was Kyle wohl als Nächstes unternehmen würde. Es machte mich wahnsinnig. Ich hatte das Gefühl, ständig im Kreis herumzurennen. Kyle war zu allem fähig.
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U nd dann rief er doch wieder an. »Ich habe sie umgebracht und nichts dabei empfunden. Überhaupt nichts. In gewisser Weise bist du schuld, Alex. Niemand außer dir. Ich wollte sie eigentlich gar nicht umbringen, aber ich musste es tun. Die Horrorgeschichte muss weitergehen. Jetzt ist alles außer Kontrolle. Das gebe ich zu.«
Dieses grauenvolle Geständnis kam um Viertel nach fünf Uhr morgens. Ich hatte drei Stunden geschlafen, als das Telefon klingelte. Panik ergriff mich. Mein Herz schlug so laut, dass ich es hörte.
»Wen hast du umgebracht?«, fragte ich Kyle. »Wen? Sag's mir! Sag's mir! «
»Was macht das für einen Unterschied? Sie sind tot, abgeschlachtet. Es ist jemand, der dir etwas bedeutet. Du kannst nichts mehr tun – außer mich fangen. Ich nehme an, ich könnte dir helfen. Willst du das nicht hören? Würde das die Sache für dich interessanter machen? Fairer? « Er lachte unkontrolliert. O Gott, ich hatte noch nie erlebt, dass Kyle die Kontrolle verloren hatte.
Ich ließ ihn reden und sein Ego aufblasen. Das wollte und brauchte er.
Wen hatte Kyle ermordet? O Gott, wer war tot? Mehr als ein Mensch?
»Wir
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