Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
Wandschrank lehnte ein Bügelbrett. Wir durchsuchten den Schrank. Hauptsächlich Militärklamotten, aber auch einige zivile Kleidungsstücke.
»Was fällt dir bei dem Zeug ein?«, fragte ich Sampson und deutete auf einen Tisch, auf dem alle möglichen Souvenirs standen, die aussahen, als stammten sie aus Südostasien.
Ich hob eine Strohpuppe auf, die eigenartig böse, ja bedrohlich aussah. Dann eine kleine Armbrust, deren Auslöser eine Kralle war. Ein Silberamulett in Form eines wachsamen lidlosen Auges. Was bedeuteten diese Dinge?
Sampson betrachtete die unheimliche Strohpuppe, dann das Auge. »Das böse Auge habe ich schon gesehen. Vielleicht in Kambodscha oder Saigon. Genau kann ich mich nicht erinnern.
Auch diese Strohpuppen. Ich glaube, sie haben etwas damit zu tun, dass sie böse Geister heraufbeschwören oder abwehren.
Ich habe sie bei Beerdigungen in Vietnam gesehen.«
Ungeachtet der schaurigen Kunstwerke, gab mir Ellis Coopers Wohnung das Gefühl, dass er ein einsamer Mann ohne ein nennenswertes Leben außerhalb der Armee gewesen war. Ich entdeckte nicht ein einziges Foto mit so etwas wie Familie.
Wir waren immer noch in Coopers Schlafzimmer, als wir hörten, wie in der Wohnung eine Tür geöffnet wurde. Dann näherten sich schwere Schritte.
Die Schlafzimmertür wurde aufgerissen und gegen die Wand geknallt.
Soldaten mit gezückten Pistolen standen auf der Schwelle.
»Hände hoch! Militärpolizei. Hände hoch, sofort !«, brüllte einer.
Sampson und ich hoben langsam die Arme.
»Wir sind Detectives vom Morddezernat. Wir haben die Erlaubnis, hier zu sein«, erklärte Sampson. »Fragen Sie bei Captain Jacobs vom CID nach.«
»Hände hübsch oben lassen. Ganz hoch«, sagte der Militärpolizist barsch.
Sampson sprach ruhig mit dem Führer der drei MPs, die sich jetzt ins Zimmer drängten und die Waffen auf uns gerichtet hielten.
»Ich bin ein Freund von Sergeant Cooper«, erklärte Sampson.
»Er ist ein überführter Mörder«, stieß ein MP zwischen den Zähnen hervor. »Wohnt jetzt in einer Todeszelle. Aber nicht mehr lange.«
Sampson hielt die Arme hoch und erklärte ihnen, dass er in der Hemdentasche einen Brief von Cooper habe und dieser uns auch den Hausschlüssel gegeben hätte. Der oberste MP nickte und holte das Papier heraus und las: Wen auch immer es betreffen mag: John Sampson ist mein Freund und der einzige Mensch, den ich kenne, der für meine Unschuld arbeitet. Er und Detective Cross sind in meinem Haus willkommen, aber ihr übrigen Scheißwichser nicht.
Verpisst euch! Ihr habt mein Haus widerrechtlich betreten.
Sergeant Ellis Cooper
16
Am nächsten Morgen wachte ich mit dem Filmtitel Dead Man Walking auf, der sich ständig in meinem Kopf wiederholte.
Immer wieder sah ich Ellis Cooper in dem orangeroten Overall, den die Todeskandidaten im Zentralgefängnis trugen.
Ehe es zu heiß wurde, joggten Sampson und ich in Bragg umher. Wir liefen auf dem Bragg Boulevard auf die Basis, bogen dann in eine engere Straße ein, die Honeycutt hieß. Danach kam ein Labyrinth ähnlicher Straßen und schließlich die Longstreet Road. Bragg war makellos. Nirgends ein Fetzchen Müll.
Eine Menge Soldaten absolvierten bereits die Morgenübungen.
Während wir Seite an Seite dahinliefen, planten wir den Tag.
Wir hatten in relativ kurzer Zeit viel zu erledigen. Danach mussten wir zurück nach Washington.
»Soll ich dir sagen, was mir am meisten im Magen liegt?«, fragte Sampson, als wir die Militärbasis zu Fuß besichtigten.
»Wahrscheinlich dasselbe wie mir«, antwortete ich keuchend. »Wir haben Ronald Hodge und den Hertz-Mietwagen in etwa einem Tag gefunden. Was ist los mit der örtlichen Polizei und den Ermittlungen der Armee?«
»Glaubst du langsam, dass Ellis Cooper unschuldig ist?«
Ich antwortete nicht, aber unsere Mordermittlungen verliefen ungewöhnlich beunruhigend: Alles lief zu gut. Wir erfuhren Dinge, die die Polizei in Fayetteville nicht zu wissen schien.
Und warum hatte der CID der Armee keine bessere Arbeit geleistet? Cooper war doch einer von ihnen, oder?
Als ich nach dem Jogging zurück aufs Zimmer kam, klingelte das Telefon. Ich fragte mich, wer mich so früh anrufen konnte.
Es mussten Nana und die Kinder sein. Es war erst kurz nach sieben. Ich meldete mich mit der etwas bescheuert klingenden Stimme Damon Wayans, die ich manchmal bei den Kindern bringe. »Hallihallo! Wer wagt es, mich so früh anzurufen und zu wecken? Das ist eine Unverschämtheit!«
Dann hörte ich
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