Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
auch verängstigt.
Ich drehte mich um und sah eine Rothaarige mit gerötetem Gesicht in leuchtend blauem Top mit Spaghettiträgern und weißen Hosen. »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich habe zwangsläufig gehört, was Sie gesagt haben. Was ist passiert? Jemand wurde außerhalb der Stadt ermordet?«
»Ein Mädel, das öfter hierher kommt. Vanessa. Jemand hat sie erschossen«, antwortete die Rothaarige und schüttelte dabei den Kopf. Ihr Begleiter trug ein schwarzes Seidenhemd, einen Cowboyhut und sah wie ein Countryund-Western-Sänger aus.
Ihm gefiel nicht, dass die Frau mit mir sprach.
»Ich bin Detective Cross von der Mordkommission in Washington, D.C. Mein Partner und ich arbeiten hier an einem Fall.«
Die Frau warf den Kopf zurück. »Ich rede nicht mit Bullen«, sagte sie und wandte mir den Rücken zu. »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Kram.«
Ich schaute Sampson an und sagte leise. »Wenn es derselbe Mörder ist, ist er nicht sehr vorsichtig.«
»Oder dieselben drei Mörder«, meinte er.
Jemand rammte mir den Ellbogen kräftig in den Rücken. Ich wirbelte herum und sah einen schwergewichtigen blonden Muskelprotz in kariertem Sporthemd und Khakihose. Er trug einen Bürstenhaarschnitt. Eindeutig Militär.
»Zeit, dass ihr beide euch verpisst«, sagte er. Hinter ihm standen zwei Männer. Sie trugen Zivil, aber sie sahen wie Soldaten aus. »Zeit, dass ihr aufhört, hier Ärger zu machen. Kapiert?«
»Wir unterhalten uns gerade. Unterbrich uns nicht mehr«, sagte Sampson. »Kapiert?«
»Du bist ein richtiger Fleischberg und hältst dich wohl für einen harten Typen«, sagte der Mann vorn.
Sampson lächelte. Ganz langsam verzogen sich seine Lippen.
Dieses Lächeln hatte ich früher schon gesehen. »Ja, stimmt.
Und er ist auch ein harter Brocken.«
Der blonde Muskelberg wollte Sampson vom Hocker stoßen.
John bewegte sich nicht. Ein Kumpel des Blonden kam zu mir.
Er holte aus, ich wich blitzschnell aus, und sein Schlag ging ins Leere. Dann versetzte ich ihm einen kräftigen Haken in den Magen, so dass er auf allen vieren auf dem Boden landete.
Plötzlich stürzten sich alle drei auf uns.
»Euer Freund, dieses Arschloch, ist ein Mörder. Er hat Frauen umgebracht!«, brüllte der Blonde.
Sampson versetzte ihm einen Kinnhaken, woraufhin er in die Knie ging. Unglücklicherweise blieben diese Kerle nicht unten, sondern waren gleich wieder auf den Beinen. Dann gesellte sich noch ein Schläger zu ihnen. Es waren jetzt vier gegen uns beide.
Eine schrille Pfeife ertönte in der Bar. Ich wirbelte herum und schaute zur Tür. Die Militärpolizei war eingetroffen und einige eifrig dreinschauende Männer der örtlichen Polizei. Alle hatten Schlagstöcke in den Händen. Ich fragte mich, wie sie so schnell hergekommen waren.
Sie stapften herein und nahmen alle an der Schlägerei Beteiligten fest, auch Sampson und mich. Sie waren nicht interessiert, wer angefangen hatte. Mit gesenkten Köpfen gingen wir, in Handschellen, zu einem schwarzweißen Einsatzwagen, in den man uns schob.
»Für alles gibt es ein erstes Mal«, sagte Sampson.
26
Diese Scheiße brauchten wir nicht – vor allem nicht jetzt. Man brachte uns mit einem blauen Kleinbus für zehn Personen ins Bezirksgefängnis Cumberland. Offensichtlich gab es im Gefängnis in Fayetteville nur wenige Zellen. Niemand behandelte uns höflich als Kollegen, da wir von der Mordkommission in Washington kamen und nur zufällig für Sergeant Ellis Cooper arbeiteten.
Falls Sie je danach suchen sollten – die Arrestzellen im Bezirksgefängnis liegen im Keller. Die örtliche Polizei brauchte eine halbe Stunde, um den Papierkram zu erledigen, Fingerabdrücke und Fotos. Man zwang uns, kalt zu duschen, dann kamen wir ins »Kürbisbeet«. So umschrieb der Schließer die orangefarbenen Overalls und Schuhe, die alle Insassen tragen mussten.
Ich erkundigte mich, was aus den vier Soldaten geworden sei, die uns angegriffen hatten. Man erklärte mir, dass mich das einen Scheißdreck angehe und dass man sie in den Bunker nach Fort Bragg geschafft hätte.
Sampson und ich kamen in eine Zelle für geringfügige Vergehen, ebenso im Keller. Sie war für etwa ein Dutzend Gefangene gebaut, aber an diesem Abend drängten sich ungefähr zwanzig darin. Kein Gefangener war weiß, und ich fragte mich, ob das Bezirksgefängnis noch weitere Zellen hatte und ob in diesen auch Rassentrennung herrschte.
Einige Männer schienen sich von früheren Übernachtungen hier zu kennen. Aber alle
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