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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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setzte sich neben ihn.
    »Die amerikanische Polizei hat meinem Mann in die Hand geschossen«, sagte sie, sobald sie losgefahren waren. »Ich brauche so schnell wie möglich Antibiotika, Desinfektionsmittel ...«
    »Hier.« Die Frau reichte ihr eine Plastiktüte nach hinten. »Das muss fürs Erste reichen. Wir müssen euch zunächst einmal aus Washington wegbringen.«
    Nach einem Blick in die Tüte wäre Hala vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen. Wasserflaschen, Schokoriegel, eine Büchse mit Mandeln, ein Erste-Hilfe-Kasten und eine kleine Flasche Amoxicillin. Vor zwei Wochen noch hätte sie sich vielleicht gefragt, wie so etwas möglich sein konnte, aber sie hatte gelernt genau wie die Amerikaner -, dass man die Macht und die Möglichkeiten der FAMILIE niemals unterschätzen durfte.
    Sie nahm Tariks gesunde Hand und drückte sie aufmunternd. Wenn sie ihm dort in dieser ekelhaften Gasse seinen Willen gelassen hätte, dann, das wusste sie, wäre er jetzt bereits tot.
    »Danke«, sagte sie zu den beiden auf den Vordersitzen.
    »Danke nicht uns«, erwiderte die Frau. »Dank der FAMILIE. Und danke Allah.

  100
    Mahoney fuhr. Sampson saß auf dem Beifahrersitz. Ich teilte mir die Rückbank mit Glass, der mittlerweile irgendwo auf Wolke sieben schwebte. Immer wieder verdrehte er die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war.
    Ich wartete, bis wir auf der Schnellstraße waren. Dann riss ich ihm mit einem Ruck das silberne Klebeband vom Mund.
    »Wassum Teufel geht’n hier ab?«, legte er sofort los. Es klang, als wäre er betrunken. »Ihr Arschlöcher, ihr kriegt sooo’n Ärger...«
    Sampson langte nach hinten und knallte Glass die Faust an den Schädel. Es musste wehgetan haben, jedenfalls war er augenblicklich ruhig.
    »Du hörst erst mal zu, Dumpfbacke«, sagte John und hielt ihm den Zeigefinger unter die Nase. »Danach kannst du was sagen.«
    Glass drückte sich in die Polster, versuchte auszuweichen, wirkte aber eher angefressen als eingeschüchtert. Das Scopolamin fing an zu wirken.
    »Von mir aus«, meinte er.
    »Rodney?« Ich sprach ihn direkt an. »Hören Sie mir zu. Ich frage Sie jetzt nach Ethan und Zoe Coyle. Das ist unser einziges Thema. Wissen Sie, wo die beiden sind?«
    Er schmatzte ein paarmal, und seine Augenlider flatterten. »Was habt ihr mir gegeben? Thiopental? Mein Mund fühlt sich an wie ’ne Sandkiste.«
    »Glass! Wo sind Ethan und Zoe?«, sagte ich. »Irgendwo in einem Keller, stimmt’s? Mit Lehmboden. Was noch?«
    »Ich weiß nich’... wassu meinss...« nuschelte er.
    Scopolamin ist keine Wahrheitsdroge im eigentlichen Sinn. Aber unter kognitiven Aspekten ist Lügen ein sehr viel komplexerer Vorgang, als die Wahrheit zu sagen. Und unter dem Einfluss von Scopolamin wird das noch viel schwieriger. Ich setzte darauf, ihm immer wieder einfache, direkte Fragen zu stellen, und hoffte, dass er irgendwann einknickte.
    »Ethan und Zoe sitzen irgendwo in einem Keller«, wiederholte ich. »Hab ich recht, Rodney?«
    Sein Kopf rollte kraftlos in den Nacken, und er schluckte mehrere Male.
    »Warum soll ich euch das sag’n?«
    John streckte schon die Hand nach ihm aus, doch ich hielt ihn auf.
    »Sind sie in einem Keller, Rodney? Oder eher in einer Art Höhle?«
    »Ich... ähm...«
    »Ist es das? Sag’s mir. Sag’s mir jetzt.«
    »Näääh«, meinte er schließlich, und mein Herz machte einen Sprung. »Ich mein... ja. Aber kein Keller. Es is’, ähm... na ja. Eher so was wie’n Rübenbunker.« Sein Kopf sackte wieder nach hinten, und er stieß ein tiefes, irres Kichern aus.
    »Was ist denn daran so witzig, verdammt noch mal?«, fuhr Sampson ihn an.
    »Ihr seid witzig, Mann, ihr«, erwiderte Glass und lachte erneut. »Ich mein... ihr seid doch alles Bull’n, oder? Aber jetzt wandert ihr alle mit’nander in ’n Knast. Das is’ witzig, Mann, das is’ ganz großes Kino.«

  101
    Es brauchte noch eine zweite Spritze und jede Menge Sackgassen, bis wir Glass ein paar weitere Einzelheiten entlockt hatten. Je näher wir der Wahrheit kamen, desto lustiger schien er das alles zu finden. Nur unter Aufbietung aller Kräfte konnte ich mich und Sampson daran hindern, ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen.
    Nach zwei langen Stunden fanden wir uns auf einer unbeleuchteten Nebenstraße wieder, irgendwo südlich der Grenze zu Pennsylvania und dem Michaux State Forest. Im Niemandsland, mehr oder weniger.
    Mahoney ließ den Wagen langsam und mit aufgeblendeten Scheinwerfern die Straße

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