Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Computer mitgenommen hat. Die Unterlagen ihrer Schüler waren darauf gespeichert.«
»Ein reicher Junge mit einem fetten Bankkonto oder seine Eltern«, sagte er. »Seine Eltern zahlen für die Nachhilfe und legen dann noch einen ganzen Haufen Kohle für jemanden drauf, damit er die Prüfung für ihren Junior ablegt, weil sich alles darum dreht, ihren Junior in Harvard unterzubringen, er es aber selbst nicht auf die Reihe kriegt. Der Ersatzmann schreibt eine ausgezeichnete Klausur, der Junior kauft sich seinen roten Harvard-Pulli, und alle sind überglücklich. Doch dann verlangt Elise einen satten Aufschlag. Aber warum drei Daten, wenn es sich nur um einen Betrüger handelt?«
»Der eine Termin könnte die allgemeine Collegeaufnahmeprüfung gewesen sein«, sagte ich, »die beiden anderen die Zusatzprüfungen – Leistungstests für spezielle Fächer.«
»Wir an der Schwindelakademie haben für jeden Bedarf etwas zu bieten.«
»Wenn es sich um Erpressung in großem Maßstab gehandelt hat, würde das auch erklären, warum sie den Plan mit den Vergewaltigungsvorwürfen nicht weiterverfolgt hat. Das hier war viel einfacher, und Elise konnte ihren Job behalten.«
Er stand auf, reckte sich und setzte sich wieder. »Wie hat es unser Hinweisgeber rausgekriegt, wenn so viel auf dem Spiel steht? Und warum tut er so geheimnisvoll?«
»Vielleicht hat ein fleißiger Junge das unwahrscheinliche Ergebnis eines anderen Schülers mitgekriegt und sich geärgert. Öffentlich petzen konnte er nicht, denn dann hätte er den Gruppendruck zu spüren bekommen und seine weitere Schulzeit wäre die reinste Hölle gewesen. Und wenn er diesen Skandal an die große Glocke hängt, besteht die Gefahr, dass künftig jeder an der Windsor mit einem Makel behaftet ist, er eingeschlossen.«
»Ich bin eigentlich gar kein Verräter. Ich habe den Cops bloß einen Tipp gegeben. Wenn sie nicht dahinterkommen, sind sie selbst dran schuld. Ich frage mich, was man in den Ethikseminaren der Windsor dazu zu sagen hätte.«
Er lachte, wurde aber schnell wieder ernst. »Vielleicht ist Marty Mendoza ja unser Hinweisgeber. Er wäre mit Sicherheit stinksauer, wenn er mitbekommt, wie sich ein reiches Balg eine hohe Punktzahl kauft.«
»Vielleicht«, sagte ich. »Aber meiner Meinung nach fiele es Marty weniger schwer, sich klar und deutlich auszudrücken. Und noch etwas: Dass es um Betrug ging, könnte stimmen, aber die Morde könnten noch aus einem anderen Motiv begangen worden sein. Nicht um sich vor Erpressung zu schützen, sondern um die Konkurrenz auszuschalten. Denn die Fahrt von Fidellas Haus nach Sierra Madre führt direkt durch Pasadena. Und dort wohnt jemand, der den idealen Ersatzmann abgäbe.«
Er starrte mich an. »Trey Franck.«
»Er ist brillant, Absolvent der Windsor, sieht so jung aus, dass er als Schüler durchgehen könnte, und färbt sich regelmäßig die Haare.«
»Nicht aus Eitelkeit, sondern um sich zu verkleiden. Er macht die Drecksarbeit, nimmt das ganze Risiko auf sich und hat es satt, dass Elise und Fidella die dicke Kohle einstreichen.«
»Er ist derjenige, der dich auf Marty hingewiesen hat. Er war es, der behauptet hat, dass Elise vor Marty Angst hatte. Wenn das ein Ablenkungsmanöver war, hat es funktioniert.«
»O Mann.« Er schoss wieder hoch, trat auf den Flur und kehrte mit hochrotem Gesicht zurück. »Ich habe das unangenehme Gefühl, dass man mich an der Nase herumführt. Die ganze Sache mit Marty hat uns von Francks Beziehung mit Elise weggelotst. Außerdem hast du schon die ganze Zeit gesagt, dass der Mord an Elise sorgfältig geplant war. Franck besitzt zumindest das chemische Know-how, auch wenn er behauptet, er hätte seit seiner Kindheit nicht mehr mit Trockeneis gearbeitet, aber was soll’s? Wenn ein bisschen Nostalgie im Spiel ist, macht das Morden gleich noch mehr Spaß, oder?
»Wenn Franck unser Täter ist, würde das auch erklären, weshalb Fidella der Schädel eingeschlagen wurde. Franck musste sie alle beide erledigen. Vielleicht ist er bei Fidella aufgekreuzt, um übers Geschäftliche zu sprechen – wie der Schwindel weitergehen sollte, nachdem Elise tot war. Er hat keine Waffe mitgenommen, weil er schon mal dort war und wusste, dass Fidella ein Poolqueue besitzt. Dann wäre da noch die Sache mit dem Alibi, aber wenn er vier Tage im Norden war, hatte er genug Zeit, um runterzufliegen, Elise umzubringen und wieder zurückzufliegen. Da er mit ihr geschlafen hat, wäre es sehr gut möglich, dass er
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