Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Rolle, denn wenn sie bei Elise zu Hause waren, könnten sie ihre Schwächen mitbekommen haben: das Komasaufen und ihr schlechtes Urteilsvermögen, was junge Männer anging.«
»Eine Party mit der Lehrerin, bei der man ihren Wodka mit Oxy versetzt und sie dann kaltmacht. Zauberhaft.«
»Möglicherweise ist Fidella dahintergekommen, war zu gierig und konnte es sich nicht verkneifen, ihnen zusätzlich Druck zu machen. Leider hat er seine Opfer unterschätzt.«
»Und Trey Franck hat uns mit Martin auf eine falsche Fährte gesetzt, weil …«
»Weil alles, was uns von dem Betrug fernhält, in seinem Interesse ist.«
»Und dann vermasselt es Julie, weil sie letzten Endes eine ehrliche Haut ist… Ich sollte eigentlich nicht vorschnell urteilen, aber mein Bauch sagt mir, dass Franck gefühlsmäßig ein oberflächliches kleines Arschloch ist, und er könnte trotz alledem der junge Typ gewesen sein, der gesehen wurde, als er in Fidellas Corvette weggefahren ist. Und außerdem muss ich dich daran erinnern, dass sich der neugierige Nachbar ziemlich sicher war, dass nur eine Person im Auto saß, kein tödliches Duo.«
»Reiche Kids haben ihre eigenen Autos«, sagte ich.
Er wickelte Francks Bürsten aus. »Wenn ich darauf etwas finde, das mit dem Handtellerabdruck übereinstimmt, ist es keine graue Theorie mehr. Das Gleiche gilt für pikante Infos über die reizende Brianna Blevins, die ich ausfindig machen werde, selbst wenn es mich mehrere schlaflose Nächte kosten sollte. Auf nach North Hollywood.«
»Du fährst.«
32
Die Blevins wohnten in einem Ranchhaus mit einem Kiesdach, das an einer Sackgasse nördlich des Chandler Boulevard stand. Die Gegend wurde von Bahngleisen zerschnitten, die den widerspenstigen Anwohnern von fürsorglichen Vertretern des öffentlichen Nahverkehrs aufgedrückt worden waren, als man einen weiteren vergeblichen Versuch unternahm, die Freeways zu entlasten.
Das Haus war ebenso gepflegt wie seine Nachbarn, aber da man auf den Gehsteigen keine Bäume gepflanzt hatte, wirkte die Straße wie ein Provisorium. Ein makelloser grüner Buick LeSabre stand auf der Auffahrt. Zwei Sagopalmen sprossen aus einem Bett aus Lavasteinen unter dem Panoramafenster.
Der Mann, der an die Tür kam, trug ein weißes Hemd und einen grauen Schlips, hatte in der einen Hand einen Palm Pilot und in der anderen einen Stylus. Die Einrichtung hinter ihm war in allerlei Grüntönen gehalten. Ein anheimelnder Geruch nach gebratenem Speck hing in der Luft.
Er gab etwas in den Palm ein und bedachte ihn mit einem verwirrten Blick. Er war um die fünfzig, hatte einen bläulichen Bartschatten und einen graumelierten Bürstenschnitt. Er verzog den Mund, als wäre ihm gerade eine weitere Last auf die müden Schultern geladen worden.
Milo zeigte ihm seinen Ausweis, den er knapp eine Sekunde musterte. »Polizei? Ist irgendwo eingebrochen worden? Seit die Züge durchfahren, treiben sich hier immer mehr zwielichtige Gestalten rum, genau wie wir’s befürchtet haben. Aber noch haben wir keine ernsthaften Probleme.«
»Sind Sie Mr. Blevins?«
»Harvey. Was gibt’s?«
»Wir würden gern mit Brianna sprechen.«
»Was ist denn nun schon wieder mit ihr?«
»Hatten Sie Schwierigkeiten mit Brianna?«
»Wenn sie eines Tages zur Ruhe kommt, heiratet und einen Enkel zustande bringt, weiß ich vielleicht wieder, warum ich überhaupt Vater geworden bin.« Blevins lachte, als wollte er seine Verbitterung loswerden. »Ja, sie hat mir Schwierigkeiten gemacht. Was zum Geier hat sie angestellt?«
»Wir betrachten Brianna als Zeugin, nicht als Verdächtige, Mr. Blevins«, sagte Milo. »Wenn Sie uns also mitteilen könnten, wo sie ist …«
»Ich weiß nicht, wo sie ist, das ist ja das Problem. Sie ist genau wie ihre Mutter, muss Vererbung sein – kommen Sie rein, ich hole nur schnell meinen Laptop.«
Wir setzten uns auf ein hartes grünes Sofa, während sich Blevins den Computer unter den Arm klemmte. »Entschuldigen Sie das Chaos.«
Das Haus war ordentlicher als eine Kaserne beim Stubenappell. Trotz des Speckgeruchs war die Küche tadellos sauber, und die Geschirrspülmaschine summte.
»Sieht doch alles ganz gut aus«, sagte Milo.
»So redet sich Bri auch immer raus«, sagte Blevins. »›Sieht doch alles ganz gut aus, Dad. Wenn du was Besseres willst, musst du’s selber machen.‹«
»Sind Sie von ihrer Mutter geschieden?«
»Seit zehn Jahren, aber Glorietta guckt sich mittlerweile die Radieschen von unten an. Seit acht
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