Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Ergo – je früher wir Bescheid wissen, desto schneller werden sie die Sache verarbeiten können. « Er rang sich ein schmales Lächeln ab. »Ich sollte vielleicht darauf hinweisen, dass die Leiterin dieses herausragenden Debattierzirkels die Tochter eines Neurochirurgen war, nicht eines Anwalts.«
»Ich nehme alles zurück, Sir. Ms. Freemans Beschäftigungsverhältnis verlief also ohne besondere Vorkommnisse?«
»Wir haben sie anständig bezahlt, ihre Aufgaben waren überschaubar, sie hatte keinen Grund, unzufrieden zu sein.«
»Wie hoch war ihr Gehalt?«
Helfgott winkte ab. »Mit derlei Dingen beschäftige ich mich nicht, aber normalerweise sind unsere Gehälter die besten im gesamten Universum der Privatschulen. Arbeiten Sie regelmäßig mit dem Polizeichef zusammen, Lieutenant?«
»Wir reden miteinander, wenn es nötig ist.«
»Ich frage nur, weil ich überrascht war, als Myron – Mr. Wydette – mich bat, mich umgehend mit Ihnen zu treffen, um dem Polizeichef einen Gefallen zu tun.«
»Wieso?«
»Mr. Wydette betonte, wie sehr der Polizeichef unserer Schule gewogen sei und wie viel sie seinem Sohn Charlie gebracht habe. Der, falls Sie es nicht wissen sollten, gerade seinen Abschluss macht.«
Milo schwieg.
»Bislang«, sagte Helfgott, »waren der Polizeichef und Charlies Mutter eher unauffällige Vertreter der Elternschaft unserer Schule.«
Keine Beteiligung an schulischen Veranstaltungen, keine Spenden, keine Arschkriecherei.
»Sind Sie Charlie schon einmal begegnet, Lieutenant?«
»Nein, Sir.«
»Er ist nicht gerade ein geselliger Junge, aber klug.«
Wir sind nicht so leicht zu beeindrucken, also sagen Sie Ihrem Boss, er soll nicht zu weit gehen.
Milo zückte seinen Notizblock. »Soweit Sie wissen, hat sich Ms. Freeman also nie über irgendwelche Probleme mit Schülern oder Lehrern beklagt – mit irgendjemandem an der Windsor.«
»Lieutenant, ich habe den Eindruck, dass wir um den heißen Brei herumreden und nicht nennenswert vorankommen. Wollen Sie damit andeuten, dass Sie von einer Beschwerde wissen? Lassen Sie es mich folgendermaßen zusammenfassen: Das klingt, als würden Sie meine Aussage in Bezug auf Ms. Freemans Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit bei uns anzweifeln.« Seine Augen funkelten hinter den Brillengläsern.
»Ganz und gar nicht, Sir, und es tut mir leid, wenn ich diesen Anschein erweckt habe. Wie Sie schon sagten, Sie kümmern sich normalerweise nicht um Angelegenheiten des Lehrkörpers. Aber leider müssen wir uns genau damit befassen.«
Helfgotts wachsige Haut wurde blass wie kalter Talg. »Was genau wollen Sie damit sagen?«
»Wir sind im Besitz einer Mitteilung von Ms. Freeman, in der sie behauptet, von Lehrerkollegen der Windsor sexuell belästigt worden zu sein.«
Rote Flecken blühten auf Helfgotts eingesunkenen Wangen auf. Seine Lippen zuckten. »Das ist doch lächerlich.«
Milo blätterte in seinem Block. »Von drei anderen Lehrern, um genau zu sein: Enrico Hauer, James Winterthorn, Pat Skaggs. Sind diese Personen noch an der Windsor tätig?«
»Das ist mehr als absurd.« Helfgott sprach gedämpft, damit niemand mithören konnte, aber seine Körpersprache sorgte dafür, dass sich einer der Piloten umdrehte.
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte Milo, »aber da Ms. Freeman nun einmal tot ist, müssen wir der Sache nachgehen.«
»Enrico, Jim – nein, das kann nicht sein.«
»Sie arbeiten also noch dort?«
»Natürlich sind sie noch bei uns, warum auch nicht.« Helfgott stand auf, schwankte und hielt sich an der Lehne seines Sessels fest. »Tut mir leid, Lieutenant, ich weiß, dass Sie nur Ihre Pflicht tun, das ist bei mir nicht anders. Ergo kann ich ohne rechtlichen Beistand nicht auf diese Weise weitermachen. Was nicht heißt, dass diese unerhörten Anschuldigungen irgendetwas anderes als verleumderischer Unsinn sind.« Er machte eine Pause, um seine Worte sacken zu lassen. »Mein Verantwortungsbewusstsein für die Windsor verbietet es mir, die Schule ohne vorherige Beratung irgendwelchen … unwidersprochenen Anwürfen auszusetzen.«
»Institutionen können nicht verleumdet werden, Sir, nur Personen.«
»Nun, dann wurden eben Enrico, Jim und Pat verleumdet, und das werde ich nicht dulden.«
Milo stand auf. »Niemand behauptet, dass die Beschuldigungen wahr sind, Mr. Helfgott, aber mein Verantwortungsbewusstsein verbietet es mir , sie einfach zu ignorieren. Und ich gehe davon aus, dass die betreffenden drei Personen die Gelegenheit
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