Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Ihnen bezüglich unseres Anliegens mitgeteilt?«
»Man hat mich mitten im Flug aus Mr. Wydettes Büro angerufen und mich davon in Kenntnis gesetzt, dass die arme Elise Freeman verstorben sei und die Polizei um ein Gespräch mit mir gebeten habe. Ich entnahm dem, dass es sich um keinen natürlichen Tod handelt.«
Er war ungefähr so emotional wie eine Zimmerpflanze. Er bewunderte weiter den Gulfstream, bis sich sein Blick trübte und er in Gedanken woanders war. Vielleicht bei seinem Bad.
Milo sagte: »Wenn Sie damit meinen, dass sie nicht an Altersschwäche gestorben ist, haben Sie recht, Sir.«
»Wie schrecklich«, sagte Helfgott. »Darf ich fragen, wann und wo es geschah? Irgendwelche Einzelheiten?«
»Vor mehreren Tagen, bei ihr zu Hause, Sir. Die näheren Einzelheiten sind noch unklar.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie recht verstehe, Lieutenant.«
»Die genauen Umstände ihres Todes sind noch nicht geklärt.«
»Sie wissen also noch gar nicht, ob es sich überhaupt um ein Verbrechen handelt.«
Milo antwortete nicht.
Helfgott riss sich endlich von der Rollbahn los. »Und Sie haben um ein Gespräch mit mir ersucht, weil …«
»Weil Elise Freeman an der Windsor gearbeitet hat.«
»Sie glauben doch nicht, dass ihr Ableben etwas mit ihrem Beruf zu tun hat.«
»War sie gern an der Windsor?«
»Warum sollte sie es nicht gewesen sein?«
»Jeder Job kann einen aufreiben, Sir.«
Helfgott stellte sein Wasserglas hin und nahm seine Brille ab. Er hatte kleine Augen mit schweren Lidern und wässriger, haselnussbrauner Iris. »Ich befasse mich für gewöhnlich nicht mit Angelegenheiten des Lehrkörpers, aber wenn es ein ernsthaftes Problem gegeben hätte, hätte ich vermutlich davon gehört. Genau genommen wirkte sie ganz zufrieden mit dem Vertrag, den wir ihr angeboten haben. Nachdem ich Mr. Wydettes Anruf erhalten hatte, habe ich unverzüglich mit Direktorin Rollins telefoniert, und sie bestätigte, dass Ms. Freeman gerne bei uns gewesen sei und es keinerlei Vorkommnisse gegeben habe.«
»Klingt ganz danach, als hätten Sie sich auch gefragt, ob ihr Tod irgendetwas mit der Windsor zu tun haben könnte.«
Helfgott setzte die Brille wieder auf. »Ganz und gar nicht, Lieutenant. Aber ich bin kein Hellseher und versuche meine intellektuellen Defizite durch Akribie zu kompensieren. Das ist eine Lektion, die ich unseren weniger motivierten Schülern zu vermitteln versuche. Kommt selten genug vor.«
»Laut Homepage der Windsor haben Sie an der Brown mit cum laude abgeschlossen.«
Helfgott lächelte. »Haben Sie Nachforschungen über mich angestellt?«
»Ich habe nur einen Blick auf die Website geworfen.«
»Nun, Lieutenant, das war eine andere Brown. Womit kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?«
»Wann haben Sie Ms. Freeman einen Vertrag angeboten?«
»Sie kam vor vier Jahren als Aushilfskraft auf Tagesbasis zu uns. Ein Jahr später boten wir ihr ein festeres Beschäftigungsverhältnis an. Ich bin noch immer etwas irritiert wegen der, wie sagten Sie, Umstände ihres Todes ?«
»Sie wird gerade in der Rechtsmedizin obduziert.«
»Wie grauenhaft das klingt. Es könnte also eine Erkrankung gewesen sein, eine dieser Fehlfunktionen – ein Aneurysma.«
»Im Moment können wir nichts ausschließen, Mr. Helfgott.«
»Könnten Sie mir dann bitte mal erklären, weshalb ich mit Detectives der Mordkommission spreche?«
»Wir ermitteln bei jedem ungewöhnlichen Todesfall.«
Helfgott stopfte sein Einstecktuch fester in die Tasche. »Verstehe. Und wann können wir eindeutige Ergebnisse erwarten, was die Umstände ihres Todes angeht?«
»Schwer zu sagen, Mr. Helfgott.«
»Sprechen wir von Tagen, Wochen oder einem unbestimmten Zeitraum?«
»Ich kann’s Ihnen wirklich nicht sagen, Sir.«
»Sie können es doch sicherlich irgendwie eingrenzen …«
Milo beugte sich vor. »Sir, ich weiß von der Homepage, dass die Windsor einen großartigen juristischen Debattierzirkel hat. Vielleicht sogar den besten im ganzen Land. Immerhin ist er letztes Jahr ausgezeichnet worden. Kein Wunder, bei lauter Kindern von Topanwälten. Aber im Moment ist es besser, wenn ich die Fragen stelle.«
Helfgotts manikürte Finger strichen über die Spitzen seines Einstecktuchs. »Mea culpa, Lieutenant, ich wollte Ihre Ermittlungsarbeit nicht beeinträchtigen. Ich dachte lediglich an unsere Schüler und Lehrer. Die Nachricht von Elises Tod wird sie tief treffen, insbesondere, da die Todesumstände … ungewöhnlich sind.
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