Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
verknallt sich in Señor Deckhengst und beschließt, ihn nicht in den Dreck zu ziehen?«
»Und falls es schiefgehen sollte, hätte sie immer noch die DVD.«
»Niet- und nagelfeste Pläne«, sagte er. »Sozusagen.«
»Was uns wieder auf Fidella bringt«, sagte ich. »Wenn er in das Komplott eingeweiht war, hätte er doppelt verloren: Ein weiterer Jackpot geht flöten, und seine Freundin lacht sich mit einem anderen Mann ins Fäustchen. Ich muss ständig daran denken, dass er einen Schlüssel für ihr Haus hatte. Was ist, wenn er eines Nachts vorbeigeschaut, Elise mit Hauer ertappt hat, aber wieder gegangen ist, ohne eine Szene zu machen?«
»Er kocht, wird immer wütender und kommt irgendwann zu dem Schluss, dass Elise ihre Drohungen nicht wahrmachen wird.«
»Außerdem weiß er, dass Elise säuft. Wer hätte eine bessere Gelegenheit, ihren Wodka mit einem Opiat zu versetzen? Er wartet, bis sie voll und hilflos ist, legt sie in die Wanne und packt sie ein wie Krabbenbeine auf dem Fischmarkt.«
Er verzog das Gesicht. »Und ich hatte gerade an Meeresfrüchte zum Abendessen gedacht. Ich frage mich, wo diese Bedienung rumhängt, wenn sie nicht im Arnie Joseph’s säuft.«
Der achtzigjährige Barkeeper hielt ein Glas ins Licht. »Das ist Doris, sie arbeitet von drei bis elf im Fat Boy.«
»Wo ist das?«
»Zwei Blocks weiter nördlich. Wenn ihr meint, Doris hat was mit Sal, irrt ihr euch.«
»Wer hat denn was mit ihm?«, fragte Milo.
»Eine Blondine.«
Milo zeigte ihm ein Foto von Elise Freeman.
»Das ist sie.«
»War sie oft hier?«
»Ein paarmal. Grey Goose. Manchmal mit Zitronenscheibe, manchmal ohne alles.«
»Kein Eisfan«, sagte Milo.
»Nee.«
»Starke Trinkerin?«
»Ein Glas, dann war Sense. Gott sei Dank sind die meisten anderen nicht so wie sie.«
»Was wissen Sie sonst noch über sie?«
»Nichts, ich kenn mich mit Getränken aus, nicht mit Leuten.« Er musterte Milo. »Sie sind Biertrinker.« An mich gewandt: »Scotch, vielleicht ein erstklassiger Malt, wenn Sie bei Kasse sind. Ihr beide trinkt Wein, wenn eure Frauen es wollen.«
»Auf die Frauen«, sagte Milo. »Sind Sie Wahrsager?«
»Ich mach das hier seit dreiundfünfzig Jahren, ist immer dasselbe.«
»Was verrät Ihnen Ihre Kristallkugel über Sal?«
»Biertrinker, genau wie Sie. Der einzige Unterschied ist, dass ich Sie möglicherweise anschreiben lasse.«
»Ist das bei Sal zu riskant?«
»Ich bin vertrauensselig«, sagte der Alte. »Aber wenn man mich zu oft zum Narren hält, heißt’s bar auf die Kralle.«
»Kommt Sal seinen Verbindlichkeiten nicht nach?«
Der Barkeeper legte sein Trockentuch hin und faltete es ordentlich. »Welcher Blödmann holt denn zehn Riesen aus einem Automaten und verballert sie noch am gleichen Tag? Wenn’s ums Zahlen geht, hat er immer eine traurige Geschichte auf Lager. Deshalb heißt’s jetzt bar auf die Kralle.«
»Wie hat Sal darauf reagiert?«, fragte Milo.
»Was meinen Sie damit?«
»Ist er aufbrausend?«
»Das traut sich hier keiner.«
»Was?«
»Stunk zu machen, wenn ich sage, was Sache ist.« Er griff hinter die Bar und hob einen Baseballschläger hoch. Einst schwarz, jetzt abgewetzt und grau, das Klebeband um den Griff ebenfalls.
»Kam es mit Sal schon mal so weit?«, fragte Milo.
»Nee, aber er kennt sich hier aus. Wie alle andern. Bin vor achtundzwanzig Jahren mal ausgeraubt worden. Zwei Cholos, die mir eins mit der Pistole übergezogen haben. Mein Schädel hat ausgesehen wie ’ne Eierschale. Ich hab dazugelernt.«
»Genügt ein Baseballschläger?«
Der Alte zwinkerte. Die wässrigen Augen blickten zu einer Stelle hinter der Bar. »Man muss einsehen, dass normale Menschen keinen Waffenschein kriegen, bloß reiche Blödmänner, die den Bürgermeister kennen.«
»Stimmt«, sagte Milo. »Hat Sal Sie jemals angepumpt oder Ihnen von irgendwelchen Plänen erzählt, wie er leicht an Geld kommen will.«
»So was machen die Leute nicht mit mir.«
»Hat er jemals Ihre Gäste angepumpt?«
»Vermutlich.«
»Vermutlich?«
»Wenn die Leute trinken, fangen sie an zu labern. Sal labert viel, sogar noch vor dem ersten Bier. Aber den nimmt keiner ernst. Ich achte nicht auf das Gedöns und denke lieber an meine Enkel.«
»Sie hören nichts Schlimmes?«
»Der ganze Mist zieht an mir vorbei, warum sollte ich ihn anfassen?«
»Dennoch riechen Sie ihn«, sagte Milo. »Was ist denn Sals großes Thema?«
»Meistens zetert er rum, dass er früher mal Geld hatte. Aktien, Pfandbriefe,
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