Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Weile gedauert?«
Franck schüttelte den Kopf. »Das ist demütigend.«
»Das gilt auch für Elises Tod.«
Der junge Mann senkte den Kopf.
»Wie lange, Trey?«
»Nicht wochenlang. Monatelang.« Franck blickte auf. »Wollen Sie die voyeuristischen Details hören? Na schön. Ich ging eines Abend zu Elise, um mein Geld abzuholen. Sie trug ein Tanktop und Shorts. Ein weißes Top, blaue Shorts. Ansonsten hatte ich sie nur in knielangen Kleidern oder Hosen gesehen, die Haare zurückgebunden, ungeschminkt. An diesem Abend trug sie ihr Haar offen, und sie hatte Make-up aufgetragen. Parfüm ebenfalls. Sie erklärte mir, dass ich meine Sache großartig machen würde, forderte mich auf, Platz zu nehmen, und bot mir etwas zu trinken an – keinen Alkohol, ich trinke keinen Alkohol und habe es auch nie getan. Sie meinte eine Limonade, weil sie auch gerade eine trank. Wir haben uns zusammen auf die Couch gesetzt und geredet.« Sein Blick schweifte ab, dann wandte er sich wieder uns zu, wirkte versonnen, als erginge er sich in Erinnerungen. »Es ist einfach passiert.«
»Und es ist weiter passiert«, sagte Milo. »Vier Jahre lang.«
»Ab und zu. Haben Sie schon mal was von Gelegenheitssex gehört?«
Milo lächelte. »Ja. Und wer hat da wem die Gelegenheit gegeben?«
»Sie hat immer mich angerufen. Zum letzten Mal vor zwei Wochen – der Anruf, den Sie in den Unterlagen gesehen haben, aber diesmal bin ich nicht hingegangen.«
»Warum nicht?«
»Ich hatte andere Verpflichtungen.« Franck kratzte sich am Mundwinkel. »Ich hatte mittlerweile gemischte Gefühle, was die Beziehung anging. Zum einen hatte ich erfahren, dass Elise Alkoholprobleme hatte. Nichts Chronisches, aber hier und da ein Vollrausch. Meine Mutter hat ein ähnliches Problem, daher weiß ich, wohin so etwas führt. Zweitens verabrede ich mich lieber mit Frauen in meinem Alter. Ich kann nicht von mir behaupten, ein großer Frauenheld zu sein, aber im Moment gibt es jemanden, mit dem ich zusammen bin. Sie weiß nichts von Elise, und ich möchte es gern dabei belassen. Elises Tod macht mich sehr traurig, und es könnte mir kaum schlechter gehen. Sie hat viel für mich getan. Aber ich mache mir ernstlich Sorgen, dass mein Privatleben an die Öffentlichkeit gezerrt werden könnte. Das wäre die Hölle.«
»Ihre Freundin muss nichts davon erfahren, es sei denn, sie ist Ihr Alibi.«
Franck bekam große Augen. »Brauche ich ein Alibi?«
»Ich nenne Ihnen mal ein paar Eckdaten – Sie würden sie vermutlich als Parameter bezeichnen – zum ungefähren Zeitpunkt von Elises Tod.«
Als Milo den Zeitrahmen umriss, entspannte sich Franck zusehends. Er grinste wie ein Kind, das am Heiligabend in ein Zimmer voller Geschenke kommt.
»Zu der Zeit war ich gar nicht in L.A. Ich war in Palo Alto, zu einer Reihe von Fachgesprächen mit Professor Milbank – Professor Seth Milbank. Er führt an der Stanford Forschungen durch, die möglicherweise einen gewissen Bezug zu meinen haben. Professor Moon – mein Doktorvater, Professor Norman Moon – war der Meinung, dass es nicht schlecht wäre, wenn wir drei uns zusammensetzen und diverse Möglichkeiten besprechen würden. Professor Moon verfügt in seinem Etat über ein Reisebudget, also sind wir hingeflogen. Sie dürfen jederzeit meine Flugscheine und die Hotelreservierung überprüfen. Ich würde Ihnen ja auch Restaurantquittungen zeigen – wir sind nämlich ständig essen gegangen –, aber Professor Moon hat alles mit seiner Kreditkarte bezahlt.«
»Tickets und Hotelbelege wären für den Anfang schon mal nicht schlecht, Trey«, sagte Milo.
Der junge Mann schwang sich vom Schrankbett, hob seinen Laptop vom Boden auf, hielt ihn wie ein Glockenspiel und tippte im Stehen.
Kurz darauf zeigte er uns die Reservierungsseite eines Online-Reisebüros.
Vier Tage Aufenthalt im Palo Alto Sojourner Inn, An- und Abflug mit Southwest.
»Zufrieden?«, fragte Franck.
»Vier Tage«, sagte Milo. »Das sind allerhand Besprechungen.«
»Wir haben noch einen Abstecher nach Berkeley gemacht, um mit Professor Rosen zu konferieren.«
Milo rief im Hotel an, sprach mit der Rezeption und legte auf. »Sieht so aus, als wären Sie fein raus, Trey. Es sei denn, Sie sind dahintergekommen, wie man an zwei Orten gleichzeitig sein kann.«
»Noch nicht, aber irgendwann vielleicht«, sagte Franck.
»Arbeiten Sie daran?«
»Wenn man lange genug wartet, Lieutenant, ist alles möglich.«
Wir verließen das schäbige
Weitere Kostenlose Bücher