Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Milo.
»Keine Sorge, ich war über achtzehn.«
»Ich mache mir keine Sorgen, ich will nähere Einzelheiten wissen.«
»Ich verstehe immer noch nicht, weshalb Sie das irgendetwas angehen sollte.«
Milo ging in die Hocke und schob sein breites Gesicht dicht vor Francks. Franck wich zurück.
»Wenn wir einen scheußlichen Todesfall untersuchen, nehmen wir uns zunächst die Leute vor, die dem oder der Toten nahestanden, weil laut Statistik für die meisten scheußlichen Todesfälle jemand verantwortlich ist, der das Opfer kannte. Als wir Elises Telefonunterlagen überprüft haben, sind Sie als häufige Kontaktperson aufgefallen. Es spricht für Sie, dass Sie nicht gelogen haben, als Sie sagten, Sie hätten seit zwei Wochen nicht mit ihr geredet. Die Einzelnachweise bestätigen das. Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht noch mehr über Sie erfahren wollen.«
»Statistiken«, sagte Franck, »gelten nur für Gruppenspezifikationen, nicht für Einzelpersonen. Sie haben nicht die geringste Gültigkeit, wenn sie auf Einzelpersonen angewendet werden.«
»Schönen Dank für die Mathelektion, aber im Moment sind Sie das, was wir als Person von besonderem polizeilichem Interesse bezeichnen, und wenn Sie das nicht mehr sein wollen, sollten Sie unsere Fragen beantworten.«
»Ich sehe bloß nicht ein, wieso mein Sexleben …«
»Theoretisch sieht es folgendermaßen aus, Trey. Was, wenn Sie und Elise eine heiße und innige Romanze hatten und sie sie beendet hat? Eifersucht und Missgunst sind starke Motive.«
»Theoretisch mag es so sein, aber definitiv nicht empirisch«, sagte Franck. »Elise und ich haben ab und zu zur Entspannung miteinander geschlafen. Niemand hat irgendetwas beendet. Wenn Sie jemanden suchen, der eifersüchtig gewesen sein könnte, sollten Sie mal ein Auge auf einen Versager namens Sal Fidella werfen, der ernsthaft was von ihr wollte. Da Sie die Einzelnachweise haben, ist Ihnen seine Nummer sicher aufgefallen.«
»Kennen Sie Mr. Fidella?«
»Nein. Aber ich habe von ihm gehört. Elise hat gesagt, sie habe sich hin und wieder mit ihm verabredet, aber er sei ihr lästig geworden.«
»In welcher Hinsicht?«
»Er wollte mit ihr in Kontakt bleiben, aber sie war längst darüber hinweg. Sie hielt ihn für einen Versager, der dauernd mit Plänen ankam, wie er schnell reich werden könnte.«
»Zum Beispiel?«
»Sie hat das nicht näher ausgeführt, und ich habe nicht danach gefragt. Wir haben uns eh nicht lange damit aufgehalten.«
»Hat Fidella laut Elise jemals einen seiner Pläne durchgezogen?«
Franck grinste. »Sie verdächtigen ihn also bereits.«
»Überlassen Sie das Spekulieren lieber mir.«
»Sie ist nie näher darauf eingegangen, außer dass sie meinte, es wäre alles nur heiße Luft.«
Hat sie jemals etwas davon gesagt, dass er gewalttätig geworden wäre?«
»Leider nicht.«
»Leider?«
»Dann könnten Sie sich ganz auf ihn konzentrieren, und ich müsste nicht über mein Sexleben sprechen.«
»Haben Sie in Elises Wohnzimmer ein Foto von ihr und Fidella gesehen?«
»Ja. Und?«
»Das hat Sie nicht ins Grübeln gebracht?«
»Worüber?«
»Dass sie mit ihm fertig ist, aber sein Foto behält?«
Franck presste die Knie zusammen. »Das passt nicht ins Bild. Aber was soll’s? Ich habe Elise nie die ewige Liebe versprochen.«
»Scheint so«, sagte Milo. »Von Ihnen hat sie kein Bild aufbewahrt.«
Schweigen.
»Es sei denn, Sie haben es nach ihrem Tod entfernt.«
»Quatsch, ich war seit Monaten nicht mehr bei ihr zu Hause! Sie kommen ständig auf völlig abwegige …«
»Es könnte natürlich noch einen anderen Grund geben«, sagte Milo. »Theoretisch jedenfalls. Bei Elise gingen ständig Schüler ein und aus. Manchmal auch Eltern. Wenn jemand mitbekäme, dass sie eine nur zur Entspannung dienende Beziehung mit einem ehemaligen Schüler hat, wäre das nicht gut fürs Geschäft.«
»Ich war nie ihr Schüler.«
»Sie waren achtzehn, als Sie sie kennengelernt haben.«
»Damit war es legal.«
»Es geht nicht darum, ob es legal war, Trey, sondern ob es angemessen war.«
Schweigen.
Milo sagte: »Wie lange hat es gedauert, nachdem Sie angefangen hatten, für sie zu arbeiten, bis die Sache persönlich wurde?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Jemand wie Sie hat Erinnerungslücken?«
»Mein Gedächtnis funktioniert bestens«, sagte Franck. »Ich habe mir das genaue Datum nicht gemerkt, weil ich nicht dachte, dass ich deswegen mal …«
»War es kurz danach, oder hat es eine
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