Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Wenn ein Spitzensportler aus dem Innenstadtmilieu in eine Nische an der Windsor passt, setzt die Schule eine schriftliche Vereinbarung auf. Wenn es gut geht, profitieren beide Seiten davon. Wenn es nicht klappt und der Schüler erhebliche Lernschwierigkeiten hat – was ziemlich häufig der Fall ist –, dann löst sich das Problem im Allgemeinen von selbst. Im Darwinschen Sinn.«
»Der Schüler geht ab, weil er mit der Arbeitsbelastung nicht klarkommt.«
»Es ist ein Umfeld, in dem ein großer Druck herrscht«, sagte Franck. »Wenn man nicht alles aufs Studium setzt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man durchs Raster fällt.«
»Mach die Biege, ab in die städtische Lümmelschule.«
»So könnte man’s auch sagen, Lieutenant.«
»Und Martin Mendoza hat nicht gespurt?«
»Elises Aussage zufolge war der Wechsel auf die Windsor nicht seine Entscheidung, sondern die seiner Eltern. Sein Vater arbeitet als Kellner in einem Country Club. Dort lernte er einen Ehemaligen kennen, der seine Beziehungen spielen ließ. Aber grundlegende Defizite zu überwinden ist schwierig.«
»Was für grundlegende Defizite?«
»Eine öffentliche Schule«, sagte Franck. »Martin musste unglaublich viel nachholen. Vonseiten der Windsor engagierte man Elise, um ihm zu helfen.«
»Ist doch nett, zumal er nicht mehr gespielt hat.«
»Könnte man meinen.«
»Sie glauben nicht, dass es aus Nächstenliebe geschah.«
»Ich glaube, dass ein Siebzehnjähriger sein Leben einigermaßen im Griff haben sollte, andernfalls spielt man mit dem Feuer. Martin wurde ziemlich aggressiv gegenüber Elise. Es hat sie sehr getroffen.«
»Körperlich aggressiv?«
»Verbal, aber es hat ihr dermaßen zu schaffen gemacht, dass sie mir davon erzählt hat.«
»Hat sie Sie gebeten, sie vor Mendoza zu beschützen?«
»Nichts dergleichen, sie wollte nur darüber reden. Normalerweise verschwende ich keinen Gedanken daran. Aber jetzt, da sie … Ich muss Ihnen sagen, dass ich mich gar nicht wohl dabei fühle, Interna der Schule auszuplaudern.«
»Elise hatte also Angst vor Mendoza?«
»Es war eher … Ich glaube schon, Lieutenant. Sie wollte nur ihren Job erledigen, aber er hat Termine platzen lassen und ihren Stundenplan durcheinandergebracht, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht und wollte einfach nicht mit ihr arbeiten. Elise hat ihm schließlich erklärt, dass er nur ihre Zeit und das Geld der Windsor verschwende und sich damit keinen Gefallen tue. Daraufhin hat er sich furchtbar aufgeregt und angefangen zu schreien. Elise meinte, sie sei zurückgewichen und wollte die 911 anrufen. Aber er habe bloß geflucht und sei schließlich hinausgestürmt, auf Nimmerwiedersehen.«
»Wann war das?«
»Vor etwa einem Monat. Wann ist die Beerdigung?«
»Das steht im Moment noch nicht fest.« Milo zückte seinen Block, schlug ihn auf und überflog eine Seite. »Arnie Joseph’s.«
»Was?«
»Das ist eine Bar am Van Nuys Boulevard. Elise hat dort ab und zu einen getrunken, aber das wissen Sie ja.«
»Ich trinke nicht.« Franck zupfte an seiner Nagelhaut herum. Ein Blutfaden quoll hervor, den er mit dem Daumen stillte.
Wieder blickte er an die speckige Decke.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie nie im Arnie Joseph’s waren?«
Franck leckte sich die Lippen. »So ist es.«
»Aber Sie waren in der Nähe vom Arnie Joseph’s, denn dadurch haben wir Sie ausfindig gemacht, Trey. Sie haben Elise dorthin begleitet, dann haben Sie beide sich einen Abschiedskuss gegeben. Heiß und innig, wie man uns berichtet hat.«
»O Gott«, stieß Trey Franck aus. Er ließ sich zurückfallen, blieb auf dem Rücken liegen, schloss die Augen und atmete heftig.
»Gibt es irgendwas, das Sie uns sagen wollen, Trey?«
Franck murmelte etwas.
»Das habe ich nicht mitbekommen, Trey.«
»Wir haben es getan.«
»Was?«
Franck stützte sich auf die Ellbogen und starrte an uns vorbei. »Wir haben miteinander geschlafen. Nicht regelmäßig, nur ab und zu. Es ging nicht um Gefühle, es war nur so zum Spaß.«
»Zum Spaß«, sagte Milo.
»Stressabbau.« Franck drehte sich um und sah uns direkt in die Augen. Den Blickkontakt hielt er trotzig aufrecht. »Es half uns zu vergessen, dass wir es tagein, tagaus nur mit Idioten zu tun hatten.«
19
Trey Franck setzte sich auf und straffte die Schultern.
Jetzt, da er die Affäre mit Elise Freeman zugegeben hatte, wirkte er selbstbewusster.
»Wann haben Sie und Elise mit Ihrem Stressabbauprogramm angefangen?«, fragte
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