Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
Geheimdienst, MI6.
Der Wagen hielt an. Crawley faltete die Zeitung zusammen und stieg aus, Alex vor sich herschiebend. Mit dem Aufzug fuhren die beiden zur 16 . Etage hoch.
»Hier lang.« Crawley deutete auf eine Tür, auf der 1605 stand. »Der Gunpowder Plo t …« , dachte Alex. Plötzlich fielen ihm die Hausaufgaben für Geschichte ein, die er gestern eigentlich hätte machen sollen. 1605 – das Jahr, in dem Guy Fawkes versucht hatte, das Parlament in die Luft zu sprengen. Nun, es sah so aus, als müssten die Hausaufgaben noch etwas warten.
Alex öffnete die Tür und ging hinein. Doch Crawley folgte ihm nicht. Als Alex sich umdrehte, war er schon wieder weg.
»Schließ die Tür, Alex, und komm näher.«
Wieder einmal stand Alex dem verkniffenen, todernsten Mann gegenüber, der die Abteilung für Spezialoperationen beim britischen Geheimdienst, MI6, leitete. Grauer Anzug, graues Gesicht, graues Lebe n … Alan Blunt lebte in einer völlig farblosen Welt. Er saß in einem großen Büro, das zu jedem x-beliebigen Unternehmen gepasst hätte. In diesem Raum gab es nichts Persönliches, nicht einmal ein Foto auf dem Schreibtisch. Selbst die Tauben, die draußen auf der Fensterbank gelangweilt pickten, waren grau.
Blunt war nicht allein. Bei ihm war Mr s Jones, seine dienstälteste Beamtin. Sie saß auf einem Lederstuhl, trug eine braune Jacke und ein Kleid in derselben Farbe und lutschte – wie gewöhnlich – ein Pfefferminzbonbon. Mit ihren schwarzen Knopfaugen sah sie zu Alex hoch. Sie schien sich über Alex’ Anblick mehr zu freuen als ihr Chef. Sie hatte auch als Erste das Wort ergriffen. Blunt hatte Alex kaum registriert.
Doch dann musterte er Alex plötzlich durchdringend. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dich so bald schon wiederzusehen«, sagte er.
»Das Gleiche wollte ich auch gerade sagen«, erwiderte Alex und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl, der sich in dem Büro befand.
Blunt griff nach einem Blatt Papier auf seinem Schreibtisch und studierte es kurz. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, fragte er. »Die Geschichte mit dem Kran? Du hast einen Mordsschaden angerichtet, ein Konferenzzentrum im Wert von zwei Millionen Pfund praktisch zerstört. Ein Wunder, dass niemand dabei getötet wurde.«
»Die beiden Männer im Boot werden monatelang im Krankenhaus bleiben müssen«, fügte Mr s Jones hinzu.
»Du hättest den Innenminister töten können!«, fuhr Blunt fort. »Das hätte das Fass zum Überlaufen gebracht. Was zum Henker hast du dir dabei gedacht?«
»Sie waren Drogenhändler«, wandte Alex ein.
»Das haben wir auch herausgefunden. Aber besser wäre es gewesen, die 999 zu wählen.«
»Ich konnte kein Telefon finden«, seufzte Alex. »Sie haben den Motor des Krans abgestellt«, erklärte er. »Ich war nämlich gerade damit beschäftigt, das Boot auf den Polizeiparkplatz herunterzulassen.«
Blunt blinzelte und schien das Ganze mit einer Handbewegung abzutun. »Zum Glück zeigte der Polizeicomputer deinen Sonderstatus an«, sagte er. »Sie haben uns angerufen – und wir haben alles Übrige in die Hand genommen.«
»Ich wusste nicht, dass ich einen Sonderstatus habe.«
»Oh doch, Alex. Und was für einen!« Blunt starrte ihn einen Moment lang an. »Deswegen bist du hier.«
»Sie werden mich also nicht nach Hause schicken?«
»Nein, Alex. Tatsache ist, dass wir sowieso mit dir Kontakt aufnehmen wollten. Wir brauchen dich mal wieder.«
»Du bist wahrscheinlich die einzige Person, die ausführen kann, was wir vorhaben«, fügte Mr s Jones hinzu.
»Moment mal!« Alex schüttelte den Kopf. »Ich hinke sowieso schon in der Schule hinterher. Angenommen, ich bin nicht interessiert.«
Mr s Jones seufzte. »Wir könnten dich natürlich wieder der Polizei übergeben«, sagte sie. »Die würde dich liebend gerne verhören.«
»Und wie geht es Miss Starbright?«, fragte Blunt.
Jack Starbright – Alex war sich nicht sicher, ob der Name eine Abkürzung von Jackie oder Jacqueline war – war die Haushälterin, die Alex versorgte, seit sein Onkel gestorben war. Sie war ein kluges, rothaariges, amerikanisches Mädchen, das nach London gekommen war, um Jura zu studieren, und dann einfach dort geblieben war. Alex wusste, dass Blunt sich nicht die Bohne für sie interessierte. Bei ihrem letzten Treffen hatte er seinen Standpunkt klipp und klar dargelegt: Solange Alex seinen Anweisungen folgte, konnte er weiterhin mit Jack im Haus seines Onkels leben. Tanzte er aus der Reihe,
Weitere Kostenlose Bücher