Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
Felix Lester, sich ein wenig umzuschauen?«
»Wir glauben nicht, dass er so ... einfallsreich wäre wie du«, gab Blunt gelassen zurück.
»Aber jedenfalls kennt er sich mit Computerspielen besser aus.« Alex schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich hab kein Interesse. Ich will mich da nicht hineinziehen lassen.«
»Das ist nun wirklich sehr schade.« Blunt lehnte sich im Stuhl zurück, die Arme ausgesteckt, die geballten Fäuste rechts und links von seinem Teller. Seine Stimme hatte sich kaum verändert, aber in seinen Worten lag etwas Endgültiges.
»Dann sollten wir uns jetzt dem zweiten wichtigen Thema zuwenden«, sagte er. »Damit meine ich deine Zukunft. »Ob es dir nun gefällt oder nicht, Alex: Dein Onkel hat Royal & General als deinen Vormund eingesetzt.«
»Sagten Sie nicht gerade, dass es diese Firma gar nicht gibt?«, warf Alex ein.
Blunt überhörte die Bemerkung. »Ian Rider hat dir natürlich das Haus und seine Ersparnisse hinterlassen. Doch all das wird einer Treuhänderschaft übertragen. Du selbst kannst erst über dein Erbe verfügen, wenn du volljährigbist. Und wir sind es, die er beauftragt hat, die Treuhänderschaft darüber auszuüben. Ich fürchte, Alex, es wird da ein paar Veränderungen in deinem Leben geben müssen. Die Amerikanerin zum Beispiel, die in dem Haus wohnt.«
Alex unterbrach ihn: »Jack? Was ist mit ihr?«
Blunt warf einen Blick in eine Akte, die Mrs Jones ihm reichte. »Diese Miss Starbright«, nickte er. »Ihre Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen. Sie wird nach Amerika zurückkehren. Wir schlagen vor, das Haus zu verkaufen. Leider hast du keine Verwandten, die dich aufnehmen könnten. Ich fürchte also, dass du von der Brookland-Schule abgemeldet werden musst. Du kommst in eine dieser ... Institutionen für verwaiste Kinder und Jugendliche. Ich kenne eine solche Einrichtung, sie heißt St. Elizabeth und liegt in Birmingham. Sicherlich kein sehr angenehmer Ort, aber ich fürchte, es gibt überhaupt keine andere Möglichkeit.«
Alex war wie vor den Kopf gestoßen. Wie hatte Ian Rider bloß die Zukunft seines Neffen in die Hände dieser Geheimdienstagenten legen können? Er sprang auf. »Das ist Erpressung!«
Doch Blunt schüttelte missbilligend den Kopf. »Keineswegs.« Offenbar fand er das Wort schockierend.
Alex lief wütend ein paar Schritte hin und her. »Und wenn ich das mache, was Sie wollen ...?«
Mrs Jones warf Blunt einen Blick zu. »Du hilfst uns, wir helfen dir«, sagte sie kalt.
Alex dachte fieberhaft über seine Lage nach. Er hatte praktisch keine Wahl. Jedenfalls nicht, solange diese beidenGeheimdiensttypen hier über sein Geld und über sein gesamtes Leben verfügen konnten. Zögernd setzte er sich wieder. »Sie haben was von einem Training gesagt.«
Mrs Jones nickte. »Deshalb haben wir dich hierherbringen lassen, Alex. Das hier ist ein Trainingszentrum. Wenn du bereit bist, das zu tun, was wir von dir wollen, können wir sofort anfangen.«
»Sofort.« Das Wort gefiel Alex überhaupt nicht. Blunt und Mrs Jones warteten auf seine Antwort. Er seufzte tief. »Okay, okay. Sieht ja nicht so aus, als hätte ich eine Wahl.«
Beide lächelten, aber es war ein eiskaltes Lächeln. Alex starrte auf seinen Teller, wo noch immer zwei Scheiben Lammbraten lagen. Totes Fleisch. Er verstand plötzlich sehr gut, wie sich das Lamm vor dem Schlachter gefühlt haben musste.
Null-null-nix
S chon zum hundertsten Mal verfluchte Alex diesen Oberspion Alan Blunt, wobei er Wörter benutzte, von denen er vorher nie vermutet hätte, dass er sie überhaupt kannte. Es war jetzt fast fünf Uhr nachmittags, aber es hätte genauso gut fünf Uhr morgens sein können: Der Himmel hatte sich während des ganzen Tages kaum verändert. Er war stahlgrau und kalt. Noch immer regnete es, ein feiner Nieselregen, der über die Landschaft geweht wurde und sogar durch Alex’ angeblich wetterfeste Kleidung drang. Darunter vermischte sich der Regen mit seinem Schweiß, und Alex fror bis auf die Knochen.
Er entfaltete die Karte und überprüfte seine Position noch einmal. Eigentlich müsste er jetzt den letzten TP – also den letzten Treffpunkt – des heutigen Tages schon fast erreicht haben, aber er konnte ihn nirgendwo sehen. Er stand auf einem schmalen Pfad, der mit grobem Kies bestreut war. Bei jedem Schritt knirschte es laut unter seinen schweren Springerstiefeln.
Der Pfad wand sich um einen steilen Berghang. Alex befand sich irgendwo in den Brecon Beacons, einem Gebirge in
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