Alex Rider 4/Eagle Strike
befreundet zu sein? Ich wusste nicht, dass sich Edward mit Kindern abgibt.«
»Ich bin mit seiner Tochter befreundet und war in den Ferien mit ihr und ihren Eltern in Südfrankreich, al s …« Alex zögerte. »Sie wissen doch, was mit Edward Pleasure passiert ist?«
»Natürlich weiß ich das. Sonst müsste ich mich ja nicht hier verstecken.« Antonio starrte Alex forschend an. »Am Telefon hast du behauptet, mir etwas über Damian Cray erzählen zu können. Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn vor genau zwei Tagen in London kennengelern t …«
»Cray ist nicht mehr in London«, mischte sich Robert Guppy ein, der am Türrahmen lehnte. »Er hat eine Softwarefirma in der Nähe von Amsterdam, in Sloterdijk. Dort ist er heute Früh angekommen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Nun, wir beobachten Sir Cray sehr aufmerksam.«
Alex wandte sich wieder an Marc Antonio. »Sie müssen mir erzählen, was Sie und Edward Pleasure über ihn herausgefunden haben«, sagte er. »An welcher Story haben Sie beide gearbeitet? Worum ging es bei dem geheimen Treffen, das M r Pleasure hier in Paris hatte?«
Der Fotograf dachte kurz nach, dann verzog er den Mund zu einem schiefen Grinsen, das den Blick auf seine vom Nikotin gelb verfärbten Zähne freigab. »Alex Rider«, grummelte er, »du bist schon ein komischer Vogel. Da kommt so ein Bürschchen wie du daher, behauptet, Informationen für mich zu haben, und löchert mich dann mit Fragen! Du hast ja Nerven! Aber irgendwie gefällst du mir.« Er zog eine Packung Gauloise heraus, schob sich eine Zigarette in den Mund, zündete sie an und blies den blauen Rauch in Richtung Decke. »Okay. Es geht mir zwar gegen den Strich, aber ich erzähle dir trotzdem, was ich weiß.«
Vor der Küchenarbeitsfläche standen zwei Barhocker. Antonio schwang sich auf einen und winkte Alex, sich auf den anderen zu setzen. Guppy lehnte immer noch am Türrahmen.
»Die Story, an der Ed arbeitete, hatte mit Damian Cray überhaupt nichts zu tun«, begann Antonio. »Jedenfalls nicht am Anfang. Ed war nie am Showgeschäft interessiert. Nein, er arbeitete an etwas viel Wichtigerem, an einer Story über die NSA. Du weißt doch, was das ist? Die National Security Agency der Vereinigten Staaten. Eine Organisation, die sich im Wesentlichen mit Terrorismusabwehr beschäftigt, aber auch mit Spionage und Datenschutz. Der größte Teil ihrer Arbeit ist streng geheim. Daten verschlüsseln, Codes knacken, Spion e – du kannst es dir ja denken.
Irgendwann begann sich Ed für einen Mann namens Charlie Roper zu interessieren, einen sehr hochrangigen Beamten der NSA. Er hatte gewisse Informatione n – woher weiß ich nich t –, dass dieser Roper für die Gegenseite arbeiten könnte. Der Mann war nämlich völlig überschuldet. Außerdem war er süchtig.«
»Drogen?«, fragte Alex.
Antonio schüttelte den Kopf. »Glücksspiel. Das kann einen Menschen genauso zerstören. Ed erfuhr also, dass Roper nach Paris gekommen war, vielleicht, um hier ein paar Informationen zu verkaufen, entweder an die Chinesen oder, was noch wahrscheinlicher ist, an die Nordkoreaner. Vor etwas mehr als einer Woche traf ich mich mit Ed. Wir beide hatten schon mehrmals zusammengearbeitet. Er schrieb die Storys, ich machte die Fotos. Ein Team. Mehr als ein Tea m – wir sind Freunde.« Marc zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls fanden wir heraus, in welchem Hotel Roper abgestiegen war, und verfolgten ihn von dort aus. Wir hatten absolut keine Ahnung, wen er treffen wollte, und wenn du mir Crays Namen genannt hättest, hätte ich dich glatt für verrückt erklärt.«
Er machte eine Pause und zog an der Zigarette. Die Spitze glühte hellrot auf und der Rauch kringelte sich steil nach oben.
»Roper ging zum Essen in ein Restaurant namens La Tour d’Argent . Eines der teuersten in ganz Paris. Und dort traf er Damian Cray, der dann auch die ganze Rechnung bezahlte. Wir sahen die beiden zusammen am Tisch sitzen. Das Restaurant liegt zwar hoch oben in einem Haus, aber die Fenster sind riesig und man hat von dort eine fantastische Aussicht über Paris. Mit einem Teleobjektiv konnte ich ein paar Aufnahmen von den beiden Männern machen. Cray übergab Roper einen Umschlag. Mit Geld wahrscheinlic h – und es muss eine hübsche Summe gewesen sein, denn der Umschlag war sehr dick.«
»Jetzt mal langsam«, warf Alex ein. »Was hat denn ein Popsänger mit einem Mann von der NSA zu tun?«
»Das ist genau das, was Ed herausfinden wollte«, antwortete der Fotograf.
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