Alex Rider 4/Eagle Strike
irgendetwas zu warten. Etwas würde bald passieren. Aber was?
Alex blickte auf die Uhr, es war genau halb zwei. Cray rief ihn und Sabina zu sich. Er war zusammen mit Henryk im Jeep gefahren und Alex sah, dass auf dem Rücksitz ein Funkgerät stand. Henryk stellte gerade die Frequenz ein und ein lautes Heulen war zu hören. Cray schien entschlossen, die Sache wie eine seiner Shows abzuziehen, denn am Funkgerät war ein Lautsprecher angeschlossen, sodass alle mithören konnten.
»Jetzt geht’s los!«, rief Cray aufgeregt und kicherte. »Auf die Minute pünktlich!«
Wieder schwebte ein Flugzeug herab. Es war noch zu weit entfernt und zu klein, um schon Details erkennen zu lassen, aber dennoch kam Alex die Form des Flugzeugs bekannt vor. Plötzlich schallte eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher im Jeep.
»Achtung, Flugverkehrsleitung. Hier spricht Millennium Air, Flu g 118, von Amsterdam. Wir haben ein Problem.«
Die Stimme sprach Englisch, aber mit schwerem niederländischen Akzent. Eine kurze Pause trat ein, in der nur ein leeres Zischen zu hören war, dann antwortete eine Frauenstimme: »Roger, M A 118. Was für ein Problem? Over.«
»Mayday! Mayday!« Die Stimme des Piloten war plötzlich sehr viel lauter. »Hier spricht M A 118. Wir haben Feuer an Bord! Bitte um sofortige Landeerlaubnis!«
Wieder eine kleine Pause. Alex konnte sich lebhaft vorstellen, dass sich im Tower von Heathrow Airport jetzt Panik ausbreitete. Aber als die Frau wieder sprach, klang ihre Stimme professionell und ruhig. »Notruf verstanden. Wir haben Sie auf dem Schirm. Gehen Sie auf Kur s 0-90 und auf 300 0 Fuß herunter.«
»Air Traffic Control«, rief der Pilot wieder. »Hier spricht Kapitän Schroeder von Flug M A 118. Ich muss darauf hinweisen, dass wir eine extrem gefährliche biochemische Ladung an Bord haben. Wir fliegen im Auftrag des Verteidigungsministeriums. Es handelt sich um eine Notsituation. Bitte um Anweisungen.«
Die Fluglotsin antwortete sofort: »Wir müssen wissen, was sich an Bord befindet, wo im Flugzeug und in welchen Mengen.«
»Air Traffic Control, wir haben ein Nervengas an Bord. Genauere Angaben sind nicht möglich. Es ist ein unerprobtes Gas und extrem gefährlich. Im Laderaum befinden sich drei Kanister davon. Das Feuer hat jetzt die Hauptkabine erfasst. Mayday! Mayday!«
Alex schaute genauer hin. Das Flugzeug flog inzwischen sehr viel tiefer und jetzt erkannte er endlich, wo er es schon einmal gesehen hatte: Es war das Transportflugzeug von Crays Firmengelände bei Amsterdam. Rauch quoll aus den Rumpfseiten und plötzlich schlugen Flammen heraus und breiteten sich rasch auf den Tragflächen aus. Jedem Beobachter musste es scheinen, als ob sich das Flugzeug in furchtbarer Gefahr befand. Aber Alex wusste, dass alles nur Täuschung war.
Vom Tower aus wurde das Flugzeug genau beobachtet. »M A 118, alle Rettungsdienste sind alarmiert. Wir haben die sofortige Evakuierung des gesamten Flughafens angeordnet. Sie haben Landeerlaubnis auf 27 links.«
Fast gleichzeitig hörte Alex, dass überall auf dem Flughafen Alarmsirenen losschrillten. Das Flugzeug befand sich noch immer in rund 800 bis 100 0 Meter Höhe, lodernde Flammen hinter sich herziehend. Er musste zugeben, dass die Sache ausgesprochen echt wirkte. Plötzlich schienen verschiedene Teile des Puzzles zusammenzupasse n – Alex erkannte allmählich, was Cray plante.
»Los geht’s!«, rief Cray.
Alex und Sabina wurden wieder zum LKW geführt; Cray stieg in den Jeep und setzte sich neben Henryk, der am Steuer saß. Sie fuhren los. Alex konnte nicht sehen, was draußen los war, da er nur durch die flatternde Plane an der Rückseite blicken konnte, aber er vermutete, dass sie jetzt das Parkhaus verlassen hatten und am Zaun entlangfuhren, der den ganzen Flughafen umgab. Die Sirenen wurden lauter, wahrscheinlich näherten sie sich den Gebäuden. Aus der Ferne klangen Polizeisirenen und Alex fiel auf, dass die Straße ungewöhnlich belebt war. Autos jagten vorbei, offenbar hatten es die Fahrer eilig, aus der Gefahrenzone zu kommen.
»Was hat er vor?«, flüsterte Sabina geschockt.
»Das Feuer im Flugzeug ist nicht echt«, erklärte ihr Alex. »Cray hat sie hereingelegt. Er will erreichen, dass der Flughafen evakuiert wird, damit wir dann rein können.«
»Aber warum?«
»Das reicht!«, fuhr Yassen dazwischen. »Jetzt wird nicht mehr geredet.« Er griff unter seinen Sitz und zog zwei Gasmasken hervor, die er Sabina und Alex reichte.
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