Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
nicht durfte, und es erleichterte ihn sehr und nahm ihm eine große Last von den Schultern. Es gab ihm das Gefühl, Herr der Lage zu sein.
» … Ich konnte nicht zum Hotel zurück. Ohne Geld. Ohne Schuhe. Aber ich wusste ja, dass du heute den Zug nach Neapel nimmst, und hab einfach am Bahnhof auf dich gewartet. Als du in den Zug gestiegen bist, bin ich dir nach. Und hier bin ich.«
Als Alex fertig war, wartete er nervös auf Toms Reaktion. Tom hatte seit zwanzig Minuten nichts mehr gesagt. Würde er ihn wie Sabina im Stich lassen?
Doch er nickte bedächtig. »Hört sich logisch an.«
»Du glaubst mir?«, fragte Alex erstaunt.
»Wüsste nicht, wie man diese ganzen Sachen anders erklären könnte. Dass du so oft in der Schule fehlst. Dass du so oft verletzt bist. Ehrlich gesagt, ich hatte schon gedacht, deine Haushälterin verprügelt dich, obwohl mir das nicht sehr wahrscheinlich vorgekommen ist. Also, ich glaube dir. Du bist ein Spion. Das ist ja der Hammer, Alex!«
Alex musste grinsen. »Tom, du bist wirklich mein bester Freund.«
»Ich helfe dir gern. Aber eines hast du mir noch nicht erzählt. Warum bist du überhaupt hinter Scorpia her? Und was willst du jetzt in Neapel?«
Die Sache mit seinem Vater hatte Alex Tom bisher verschwiegen. Das war das Einzige, was ihm Sorgen machte. Es war einfach zu persönlich, das konnte er keinem erzählen. »Ich muss Scorpia finden«, fing er an, unterbrach sich kurz und fuhr dann vorsichtig fort. »Ich vermute, mein Vater könnte irgendetwas mit diesen Leuten zu tun gehabt haben. Ich habe ihn ja nie gekannt. Er ist kurz nach meiner Geburt gestorben.«
»Hat man ihn umgebracht?«
»Nein. Das ist schwer zu erklären. Ich will nur endlich mal etwas über ihn erfahren. Ich habe noch keinen gesprochen, der ihn gekannt hat. Nicht mal mein Onkel hat mir von ihm erzählt. Ich muss einfach wissen, was für ein Mensch er war.«
»Und Neapel?«
»Ich habe mitbekommen, wie Mr s Rothman etwas von einer Firma in Amalfi gesagt hat. Das ist nicht weit von Neapel. Die Firma heißt vermutlich Consanto. Den Namen habe ich in einer Broschüre in ihrem Schreibtisch gesehen, und da war auch ein Foto von dem Mann drin, mit dem sie auf der Party geredet hat. Sie hat gesagt, in zwei Tagen ist sie in Amalfi. Also morgen. Mich interessiert, was sie da macht.«
»Aber, Ale x …« Tom runzelte die Stirn. »Du hast diesen Schwarzen kennengelernt, diesen Nil e …«
»Genau genommen war der gar nicht schwarz. Eher schwarz-weiß.«
»Jedenfalls brauchst du bloß den Namen Scorpia zu sagen, und schon sperrt er dich in einen Keller und will dich dort einfach ertrinken lassen. Was willst du noch von denen? Ich meine, für mich hört sich das so an, als ob die nicht gerade scharf darauf sind, dich wiederzusehen.«
»Das ist mir auch klar.« Alex konnte nicht abstreiten, dass Tom Recht hatte. Und er wusste ja wirklich kaum etwas über Mr s Rothman. Er konnte nicht einmal sicher sein, dass sie überhaupt etwas mit Scorpia zu tun hatte. Er wusste nur, dass diese Fra u – oder die Leute, die für sie arbeitete n – absolut skrupellos waren.
Trotzdem durfte er jetzt nicht einfach aufgeben. Yassen Gregorovich hatte ihm einen Hinweis gegeben. Und dem musste er nachgehen. Bis zum Ende. »Ich will mir das nur mal ansehen, weiter nichts.«
Tom zuckte die Schultern. »Na ja, M r Grey kann wohl kaum noch wütender auf dich werden, als er sowieso schon ist. Ich wette, wenn du wieder in die Schule kommst, reißt er dich in Stücke.«
»Ja, ich weiß. Er hat sich am Telefon nicht gerade glücklich angehört.«
Der Zug raste, ohne anzuhalten, durch einen Bahnhof. Grelle Neonröhren und grauer Beton sausten an ihnen vorbei.
»Das bedeutet dir anscheinend sehr viel«, sagte Tom schließlich. »Etwas über deinen Vater herauszufinden.«
»Ja. Allerdings.«
»Meine Eltern brüllen sich seit Jahren nur noch an. Die haben immer nur Streit. Und jetzt trennen sie sich, und auch darüber gibt es wieder Streit. Ich hab die Nase voll von den beiden. Ich glaub, ich will nichts mehr von denen wissen.« Tom machte ein trauriges Gesicht. »Jedenfalls glaube ich zu verstehen, was du meinst, und ich kann nur hoffen, du findest irgendwas Gutes über deinen Vater heraus. Denn an meinem kann ich im Moment absolut nichts Gutes finden.«
J erry Harris, Toms älterer Bruder, holte sie am Bahnhof ab, und sie fuhren mit dem Taxi zu seiner Wohnung. Er war zweiundzwanzig und hatte nach seinem freiwilligen sozialen Jahr in
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