Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
und gestikulierten. Was um Himmels willen passierte hier? Kein Feind weit und breit. Niemand hatte irgendetwas getan. Und doch fielen achtzehn gesunde Sportler vor ihren Augen einfach so um. Sir Graham sah einen der Soldaten hektisch in sein Funkgerät sprechen, und eine Sekunde später rasten mehrere Krankenwagen mit flackerndem Blaulicht auf das Flugzeug zu. Irgendjemand war also doch auf das Schlimmste vorbereitet gewesen. Blunt, dachte Sir Graham.
Die Krankenwagen kamen zu spät. Als sie endlich eintrafen, lag Burke auf dem Rücken und tat seine letzten Atemzüge. Hill-Smith war der Nächste, er brach mit blauen Lippen und leeren Augen im Bus zusammen und rührte sich nicht mehr. Die Treppe war mit Leichen übersät, ein paar zuckten noch schwach, die meisten lagen still. Der Blonde war unter mehreren seiner Teamkollegen begraben worden, sein Strohhut war weggerollt und wurde vom Wind über die Landebahn gejagt.
»Wa s …?«, keuchte Sir Graham. »Wi e … ?« Er fand einfach keine Worte.
»Das Unsichtbare Schwert«, sagte Blunt.
G enau zur selben Zeit kamen in Termina l 2, nur vierhundert Meter entfernt, die Passagiere eines Flugs aus Rom an, darunter ein Vater und eine Mutter mit ihrem vierzehnjährigen Sohn. Dem Beamten von der Passkontrolle fiel auf, dass der Junge Übergewicht hatte, schwarze Locken, eine starke Brille, sehr schlechte Haut und einen dünnen Schnurrbart. Ein Italiener, der Name in seinem Pass lautete Federico Casali.
Der Beamte hätte sich den Jungen genauer ansehen können. Immerhin war das gesamte Flughafenpersonal angewiesen, nach einem vierzehnjährigen Jungen Ausschau zu halten, aber der sollte Alex Rider heißen. Und die Ereignisse draußen lenkten ihn ab; Panik war ausgebrochen. Und so machte sich der Beamte nicht einmal die Mühe, das Gesicht des Jungen mit dem Fahndungsfoto zu vergleichen, das auch er bekommen hatte. Was sich da draußen abspielte, war viel wichtiger.
Scorpia hatte alles perfekt geplant.
Der Junge nahm seinen Pass, schob sich durch den Zoll und verließ den Flughafen.
Alex Rider war nach Hause gekommen.
Pizzadienst
S pione müssen ihre Wohnung sorgfältig auswählen.
Gewöhnliche Menschen entscheiden sich für ein Haus oder eine Wohnung, weil die Zimmer gut geschnitten sind, die Aussicht schön ist oder weil sie sich dort irgendwie wohlfühlen. Spione müssen als Erstes an ihre Sicherheit denken. Das helle Wohnzimmer ist gemütlic h – aber ist das Fenster nicht eine allzu große Zielscheibe für jeden Attentäter? Ein Garten ist ja nicht schlech t – aber nur solange der Zaun hoch genug ist und nicht zu viele Büsche und Sträucher einem Eindringling Deckung bieten. Die Nachbarn müssen natürlich überprüft werden. Ebenso der Postbote, der Milchmann, der Fensterputzer und überhaupt jeder, der an der Haustür klingelt. Die Haustür selbst wird mit fünf Schlössern gesichert. Zusätzlich werden Alarmanlagen, Infrarotkameras und Standleitungen installiert. Jemand hat einmal gesagt, für den Engländer ist sein Heim seine Burg. Für einen Spion kann es auch sein Gefängnis sein.
Mr s Jones lebte in der Penthousewohnung im neunten Stock eines Hauses in Clerkenwell, nicht weit von dem alten Fleischmarkt in Smithfields. Insgesamt gab es vierzig Wohnungen in diesem Gebäude, und die Sicherheitsüberprüfung durch den MI6 hatte ergeben, dass die Mehrheit der Bewohner leitende Bankangestellte oder Anwälte waren, die in London arbeiteten. Das Melbourne House war nicht billig. Mr s Jones hatte sechshundert Quadratmeter Wohnfläche und zwei Balkon e – sehr viel Platz also, zumal sie allein lebte. Auf dem freien Markt hätte sie dafür mindestens eine Million Pfund bezahlen müssen, als sie die Wohnung vor sieben Jahren erworben hatte. Aber der MI6 war zufällig im Besitz einiger brisanter Akten über den Bauunternehmer, und so war dieser ziemlich schnell mit dem Preis beträchtlich heruntergegangen.
Die Wohnung war sicher. Und seitdem Alan Blunt zu dem Schluss gekommen war, dass seine Stellvertreterin in Gefahr sein könnte, war die Wohnung sogar noch sicherer geworden.
Durch die Eingangstür gelangte man in einen weiträumigen, sehr schlicht eingerichteten Empfangsbereich mit einem Schreibtisch, zwei Feigenbäumen und einem Ein-Personen-Aufzug am hinteren Ende. Überwachungskameras über dem Schreibtisch und draußen an der Hauswand filmten jeden Besucher. Die Pförtnerloge unten war rund um die Uhr besetzt, nur dass Blunt die fest angestellten Pförtner
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