Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
umgeleitet werden sollen. Wir werden also noch eine Weile hier warten müssen. Bitte bleiben Sie angeschnallt auf Ihren Plätzen sitzen. Wir geben uns Mühe, das Problem so schnell wie möglich zu beheben.«
Und jetzt geschah etwas Seltsames. Während das Flugzeug langsam über die Landebahn rollte, erschienen plötzlich zwei Jeeps der Armee und nahmen das Flugzeug in ihre Mitte. Hinten in den Jeeps saßen Soldaten mit Maschinengewehren. Der Pilot folgte den Anweisungen des Towers und steuerte das Flugzeug von den Terminals weg. Die Jeeps fuhren weiter neben ihnen her.
Alan Blunt stand reglos an einem Beobachtungsfenster und verfolgte die 747 durch ein Fernglas. Das Flugzeug rollte auf einen Wartebereich am Rand des Flugfeldes zu. Er ließ das Fernglas sinken, aber seine Augen schauten immer noch in dieselbe Richtung. Er hatte seit mehreren Minuten nicht mehr gesprochen, ja, er hatte kaum zu atmen gewagt. Es gibt nichts Gefährlicheres als eine Regierung, die ihren eigenen Nachrichtendiensten und Sicherheitsorganen nicht traut. Zu Blunts Bedauern hatte der Premierminister aus seiner Abneigung gegen MI5 und MI6 seit Beginn seiner Amtszeit keinen Hehl gemacht. Und das waren jetzt die Folgen.
»Also, was jetzt?« Sir Graham Adair stand neben ihm. Der Leiter der Staatskanzlei kannte Alan Blunt sehr gut. Sie kamen einmal monatlich zusammen, um über nachrichtendienstliche Angelegenheiten zu sprechen. Sie waren aber auch Mitglieder desselben Clubs und trafen sich gelegentlich zu einer Partie Bridge. Jetzt beobachtete Blunt den Himmel und das Flugfeld, als rechnete er damit, dass plötzlich von irgendwoher eine Rakete in das langsam rollende Flugzeug einschlagen würde.
»Gleich werden wir achtzehn Leute sterben sehen.«
»Kellner ist ein Idiot, aber trotzdem begreife ich nicht, wie die das anstellen wollen.« Sir Graham wollte ihm nicht glauben. »Der Flugplatz ist seit sechs Uhr abgeriegelt. Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen verdreifacht. Alle sind in höchster Alarmbereitschaft. Haben Sie sich die Passagierliste angesehen?«
Blunt wusste so gut wie alles über die Männer, Frauen und Kinder, die in Lagos an Bord des Flugzeugs gegangen waren. Hunderte Agenten hatten in den vergangenen Stunden sämtliche Einzelheiten überprüft, aber nichts Auffälliges feststellen können. Falls in dem Flugzeug tatsächlich Killer oder Terroristen saßen, war ihre Tarnung perfekt. Zugleich hatte man die Piloten und das Kabinenpersonal angewiesen, alles im Auge zu behalten und Verdächtiges sofort zu melden. Falls irgendjemand auch nur aufstand, bevor die Fußballer ausgestiegen waren, würden sie Alarm schlagen.
»Selbstverständlich«, sagte Blunt gereizt.
»Und?«
»Touristen. Geschäftsleute. Familien. Zwei Meteorologen und ein Starkoch. Keiner scheint zu begreifen, womit wir es hier zu tun haben.«
»Sagen Sie es mir.«
»Scorpia wird genau das tun, was sie in dem Brief angekündigt haben. Punkt. Die versagen nie.«
»Diesmal stoßen sie vielleicht auf Schwierigkeiten.« Sir Graham sah auf seine Uhr. Es war neun Minuten nach sieben. »Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es ein Fehler war, uns zu warnen.«
»Die haben uns nur gewarnt, weil sie wissen, dass wir nichts tun können.«
Das Flugzeug kam, flankiert von den beiden Jeeps, zum Stillstand. Gleichzeitig erschienen noch mehr bewaffnete Soldaten. Plötzlich waren sie überall: Vom Boden aus beobachteten sie das Flugzeug durch die Teleskopvisiere ihrer automatischen Waffen; Scharfschützen waren auf den Dächern postiert und hielten mit Funksprechgeräten untereinander Kontakt; bewaffnete Polizisten mit Spürhunden warteten am Eingang zum Hauptterminal. Jede Tür wurde bewacht. Niemand durfte hinein oder hinaus.
Wieder waren sechzig Sekunden verstrichen. Bis Viertel nach sieben blieben noch genau fünf Minuten.
Im Flugzeug schaltete der Pilot die Maschinen aus. Normalerweise würden die Passagiere jetzt schon aufstehen, ihr Handgepäck zusammensuchen und ungeduldig darauf warten, dass sie endlich aussteigen durften. Aber inzwischen wusste jeder, dass etwas nicht stimmte. Das Flugzeug stand weit abseits und wurde von allen Seiten mit starken Scheinwerfern angestrahlt. Kein Ausstiegstunnel hatte sich an die Luke geschoben. Stattdessen brachte jetzt ein langsames Fahrzeug, begleitet von schwer bewaffneten Soldaten, eine Treppe heran. Aus allen Fenstern bot sich den Passagieren das gleiche Bild: Soldaten hatten das ganze Flugzeug umstellt.
Als sich der Pilot
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