Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
Techniker, die vor der großen Schaltwand saßen, seine Hand ausstreckte und auf einen Knopf drückte.
Alex hörte ein metallisches Klicken, und dann begann sich irgendwo oben mit einem lauten Summen ein Rad zu drehen. Erst glaubte er, die Engel und Heiligen in der Kuppel seien lebendig geworden. Als er dann aber sah, was tatsächlich passierte, musste er unwillkürlich aufstöhnen. Das ganze Dach war in Bewegung geraten: Die Kuppel wurde von versteckten hydraulischen Vorrichtungen geöffnet. Ein Spalt tat sich auf und wurde langsam größer, als die riesige Kuppel nach beiden Seiten aufklappte. Mr s Rothman verfolgte den Vorgang mit verzückter Miene. Erst jetzt erkannte Alex, mit welchem Aufwand diese Operation vorbereitet worden war. Für diesen einen Augenblick hatte Scorpia die ganze Kirche umgebau t – das musste Millionen gekostet haben!
Und keiner war darauf gekommen. Polizei und Armee hatten ganz London abgesucht und jedes Bauwerk kontrolliert, das mindestens hundert Meter hoch war. Dabei waren die Sendeschüsseln auf ebener Erde versteckt gewesen. Erst jetzt würde der Heißluftballon sie über die Stadt tragen. Natürlich würde das jemand bemerken. Aber bis man in diese verlassene Gegend vorgedrungen wäre, wäre es zu spät. Dann hätten die Schüsseln längst ihr Werk getan, und Tausende von Kindern wären tot.
Und Alex wäre eines von ihnen. Mr s Rothman hatte ihn nicht getötet, weil sie es nicht nötig hatte. Sie hatte es ja selbst gesagt: Er war bereits tot.
»Ballon aufsteigen lassen.« Mr s Rothman gab den Befehl mit leiser Stimme, und doch waren ihre Worte in dem riesigen Kirchenraum klar und deutlich zu hören.
Der Brenner unter der Ballonhülle wurde angezündet und eine rotblaue Flamme schoss auf. Zwei Männer liefen nach vorn und lösten die Verankerung, und sogleich begann die Plattform aufzusteigen. Das Dach, die Kuppel, war vollständig verschwunden, die Kirche geschält wie eine exotische Frucht. Der Ballon hatte mehr als genug Platz, seine Reise anzutreten. Alex sah ihn senkrecht aufsteigen, so problemlos, als sei das alles schon oft geprobt worden. Draußen war es windstill. Selbst das Wetter schien auf Scorpias Seite zu sein.
Alex sah sich um. Sein Gesicht brannte immer noch von Mr s Rothmans Ohrfeige, aber er ignorierte den Schmerz. Mit Entsetzen nahm er das Verrinnen der Sekunden wahr, aber er konnte nichts machen. Nile beobachtete ihn mit einem Hass, wie er ihn noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Die beiden Samuraischwerter ragten griffbereit über seine Schultern, und Alex wusste, Nile würde sich nur zu gern damit auf ihn stürzen. Er hatte Scorpia verraten, und schlimmer noch, er hatte Nile verraten. Er hatte diesen Mann vor Julia Rothman gedemütigt, und dafür würde sich Nile nur zu gerne an ihm rächen. Er brauchte nur den geringsten Vorwand.
Und wo blieb der MI6? Alex schielte nach der zertretenen Zahnspange. Hätte er den Schalter doch nur sofort gedrückt, als er die Kirche gesehen hatte! Aber wie hätte er ahnen können, was Scorpia plante? Wie hätte das irgendjemand ahnen können?
»Alex, bevor du stirbst, möchte ich dir noch etwas sagen«, fing Mr s Rothman an.
»Interessiert mich nicht.«
»Oh, das denke ich aber doch, mein Lieber. Es geht nämlich um deinen Vater. Und deine Mutter. Da ist etwas, was du wissen solltest.«
Alex wollte nichts davon hören. Und er war zu einem Schluss gekommen. Er würde sterben, aber er würde nicht einfach tatenlos hier stehen bleiben. Irgendwie musste er Julia Rothman noch einen Schaden zufügen. Sie hatte ihn belogen und manipuliert. Sie hatte ihn beinahe dazu gebracht, alles zu verraten, woran er glaubte. Und sie hatte versucht, ihn auf Scorpias Seite zu ziehen, genau wie seinen Vater. Aber was auch immer sein Vater getan hatte, er würde nicht dasselbe tun.
Alex spannte seine Muskeln an, um sich auf sie zu stürzen, und die Frage war nur noch, ob er dann eher durch Niles Schwerter oder die Kugeln der Wachleute sterben würde.
Und dann zerbarst plötzlich ein Fenster, und in der Kirche explodierte etwas. Der MI6! Dichter Rauch quoll auf, verbreitete sich über die schwarz-weißen Steinplatten und hüllte alles ein. Zugleich ratterten Maschinenpistolen los, und draußen gab es eine zweite Explosion. Julia Rothman schwankte und fiel zu Boden. Nile fuhr herum, die weißen Flecken in seinem Gesicht leuchteten heller als je zuvor, seine Augen waren weit aufgerissen.
Alex ergriff die Chance.
Er schlug einem
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