Alex Rider 6: Ark Angel
auch ohne das Transparent im Hintergrund.
Hornchurch Towers.
Das Hochhaus, das in Flammen aufgegangen war. Das Bild musste kurz vor dem Tag aufgenommen worden sein, an dem er dort beinahe ums Leben gekommen war.
Entweder war das ein unglaublicher Zufall, oder Kaspar und seine Leute hatten ihn mit Absicht zu einem Wohnkomplex gebracht, den Drevin vor Kurzem aufgekauft hatte. Sie hatten ihn für Paul Drevin gehalten. Sie wollten eine MillionPfund Lösegeld für ihn erpressen. Aber warum hatten sie ihn dann in ein Gebäude gebracht, das seinem Vater gehörte?
Alex zog sich aus und legte sich ins Bett. Er konnte nicht einschlafen. Er hatte geglaubt, er könnte zwei Wochen lang ein unbeschwertes Luxusdasein führen. Behütet und in Sicherheit – das waren Jacks Worte gewesen. Doch allmählich verstärkte sich sein Gefühl, dass sie sich beide gründlich geirrt haben könnten.
Kurzschluss
D as Haus lag in SoHo, an der Südspitze von Manhattan. Es stand zwischen einem Café und einem Parkhaus in einer Straße voller zu Apartments umgebauter Lagerhäuser mit Feuertreppen an den Außenmauern und Boutiquen, die keine Werbung nötig hatten.
In diesem Teil von New York gab es keine Wolkenkratzer. SoHo rühmte sich seiner dörflichen Atmosphäre, dabei musste man schon ziemlich gut verdienen, um sich hier eine Wohnung leisten zu können. Das ganze Viertel wirkte sehr entspannt. Die Leute führten ihre Hunde spazieren oder genossen ein Sandwich in der Herbstsonne. Es gab nur wenig Verkehr. Hier konnte man leicht das lärmende Chaos vergessen, das nur zwanzig Blocks weiter nördlich herrschte.
Ein Geschäft wie Creative Ideas Animation passte gut in diese Gegend. Hier wurden Cartoons verkauft: Einzelbilder aus den Simpsons und Futurama, Originalzeichnungen von Disney und DreamWorks. Der Laden hatte nur ein kleines Schaufenster, und in dem waren nicht viele Bilder ausgestellt. Anders als bei anderen Galerien in der Umgebung war die Eingangstür verschlossen. Besucher mussten klingeln. Dennoch kamen gelegentlich Leute von der Straße herein, mussten dann aber feststellen, dass die junge Verkäuferin nicht sehr hilfsbereit war, die Preise absurd und die Auswahl in anderenLäden besser. In den zwanzig Jahren, die es diese Galerie nun gab, hatte hier noch nie jemand etwas gekauft.
Und genau das war die Absicht, die dahintersteckte. Die Leute, die für Creative Ideas Animation arbeiteten, interessier ten sich kein bisschen für Kunst. Sie brauchten nur eine Basis in New York, und sie hatten sich eben für dieses Geschäft entschieden. SoHo war der perfekte Ort für sie. Niemanden kümmerte es, wer in dem Laden ein und aus ging. Obwohl sie ohnehin nur den geheimen Eingang an der Seite benutzten.
Um sechs Uhr an diesem Abend saßen fünf Männer und zwei Frauen in einem in Glas, Chrom und Leder gehaltenen Konferenzraum im ersten Stock unmittelbar über der Galerie. An zwei Wänden hingen Uhren, die Zeitzonen aus aller Welt anzeigten. Die dritte Wand bedeckte ein großer Plasmabildschirm. Die vierte bestand aus einem einzigen riesigen Fenster, durch das man auf ein Restaurant auf der anderen Straßenseite blickte. Das Glas war nur von innen durchsichtig. Niemand konnte von draußen hineinsehen.
Die Leute in dem Zimmer trugen ausschließlich Businesskleidung. Sechs von ihnen waren jung und kräftig; sie sahen aus, als kämen sie gerade vom College. Der Siebte, am Kopfende des Tischs, passte gar nicht dazu: ein sechzigjähriger Schwarzer mit faltiger Haut, tief liegenden Augen, weißgrauem Haar und Schnurrbart und unendlich müdem Gesichtsausdruck.
Einer der jüngeren Männer sprach gerade.
»Ich habe von einer Entwicklung in England zu berichten«, sagte er. »Es mag nicht wichtig sein, aber wie Sie wissen, war Nikolei Drevin vor sechs Tagen Ziel eines Angriffsder Umweltgruppe Force Three. Die Gruppe hatte vor, seinen Sohn zu entführen und Lösegeld von ihm zu erpressen, hat aber das falsche Kind verschleppt. Wie es aussieht, hat dieser andere Junge sich vorsätzlich da eingemischt. Er hat sich anstelle von Paul Drevin entführen lassen. Ist das zu glauben?« Er hustete. »Was danach passiert ist, wissen wir noch nicht genau, aber anscheinend ist dem Jungen die Flucht gelungen, und zum Dank dafür hat Drevin ihn in die Familie aufgenommen. Und jetzt ist er auf dem Weg hierher. Er wird mit Drevin und seinem Sohn nach Flamingo Bay fliegen.«
»Hat dieser Junge einen Namen?«, fragte jemand.
»Alex Rider.« Es war der ältere
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