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Alex Rider 6: Ark Angel

Titel: Alex Rider 6: Ark Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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umgeknickte Leitern und Geländer, Ankerwinden und Gebläseabdeckungen. Zwei Güterwaggons lagen Seite an Seite im Sand, nicht weit davon Teile einer Lokomotive. Weiter hinten sah er ein Flugabwehrgeschütz, das jetzt hilflos auf den Meeresgrund zielte. Früher musste es an Deck lebhaft zugegangen sein; die Matrosen, die dort hin und her gelaufen waren, das Gebrüll der Befehle aus den Lautsprechern, Wind, der den Männern ins Gesicht wehte, und Gischt, die über die Reling spritzte. Dann aber war die Mary Belle getroffen worden. Und nun lag sie hier, seit über einem halbenJahrhundert. Nichts auf der Welt konnte stiller sein. Hier wurde der Tod greifbar.
    Auf ein Zeichen Kolos hin tauchte Alex unter das Heck und scheuchte dabei einen Schwarm Schnapperfische auf, die im Zickzackkurs davonflitzten. Die Schiffsschraube war direkt über ihm. Als das Schiff auseinandergebrochen war, hatte das Heck sich auf die Seite gelegt, sonst wäre es jetzt vermutlich im Sand begraben. Wieder gab Kolo ein Zeichen. Alles in Ordnung bei dir? Alex sah nach seinem Sauerstoffvorrat. Er hatte 35 bar verbraucht. Er signalisierte zurück. Alles klar .
    Langsam schwammen sie um das Wrack herum. Alex hielt die Arme vor der Brust verschränkt. So tauchte er immer. In dieser Haltung gab er am wenigsten Körperwärme ab, und außerdem geriet er gar nicht erst in Versuchung, irgendetwas anzufassen. Sie schwebten über die Brücke hinweg und folgten einer Leiter – jede Sprosse mit neuem Leben überkrustet – zum Oberdeck. Kolo zeigte auf eine Öffnung neben einem der Güterwaggons. Eine Luke, unter der eine Leiter in die Tiefe führte. Der Eingang zum zweiten Laderaum.
    Anscheinend wollte Kolo, dass Alex als Erster in die Luke eindrang. Alex nahm seine Taschenlampe und tauchte mit dem Kopf voran vorsichtig durch die Öffnung. Wracktauchen ist vollkommen ungefährlich, vorausgesetzt man weiß, was man tut. Und Alex wusste, Gefahr drohte nur, wenn seine Luftschläuche irgendwo hängen blieben oder an einer scharfen Kante aufgeschlitzt wurden. Um das zu verhindern, musste man sich sehr langsam bewegen und ständig auf Hindernisse achten. Aber die Luke war schon mal weit genug. Er folgte der Leiter nach unten, machte die Taschenlampe an und sah sich um.
    Vor Alex öffnete sich ein riesiger, höhlenartiger Raum, dersich über die gesamte Breite des Schiffs und eine Länge von etwa fünfundzwanzig Metern ausdehnte. Gespenstisch grünes Licht sickerte durch eine Reihe von Bullaugen herein, und Alex schaltete die Taschenlampe aus: Er brauchte sie nicht. Auch so waren viele Gegenstände hier sofort zu erkennen, obwohl sie schon sechzig Jahre lang im Wasser gelegen hatten. Alex sah einen Jeep, mehrere Winchester-Gewehre, Stiefel, zwei Motorräder. An Land wäre das alles nur ein Haufen rostiger Schrott. Aber durch die lange Lagerung unter Wasser hatten diese Dinge eine bizarre Schönheit erworben. Es war, als versuchte die Natur sie mit magischer Hand in etwas zu verwandeln, was sie nie gewesen waren.
    Auch Geräusche klingen unter Wasser anders.
    Alex hörte ein dumpfes metallisches Scheppern, vermochte aber nicht zu erkennen, woher es kam oder was das überhaupt war. Er sah nach links und rechts, aber da bewegte sich nichts. Dann drehte er sich um und verfolgte den Weg zurück, den er gekommen war. Keine Spur von Kolo. Warum war er ihm nicht in den Laderaum gefolgt? Und plötzlich wusste Alex, was los war. Die Luke, durch die er gekommen war, war zu. Jemand hatte sie zugeschlagen – das war das Geräusch, das er gehört hatte.
    Er schwamm an der Leiter entlang nach oben zurück. Er trug keine Handschuhe und fürchtete sich zu verletzen, legte aber trotzdem eine Hand an die Luke und versuchte sie aufzudrücken. Sie rührte sich nicht. Sie saß so fest, als sei sie einbetoniert.
    Was zum Teufel sollte das? Alex spürte Nervosität in sich aufsteigen, und die konnte nur zu schnell in Panik umschlagen. Die wichtigste Regel beim Tauchen mit Atemgerät lautet:Ruhe bewahren – und daher zwang er sich, langsam zu atmen und systematisch vorzugehen.
    Cool bleiben, sagte sich Alex, immer eins nach dem andern. Wie es aussah, war die Halterung gebrochen, die die Luke offen hielt. Aber das machte nichts. Kolo wusste schließlich, dass er hier unten war. Und über ihm war das Boot. Er brauchte also bloß nach einem anderen Ausgang zu suchen.
    Alex stieß sich von der Luke weg und schwamm einmal durch den ganzen Laderaum. In der hinteren Stahlwand waren jede Menge

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