Alex Rider 7: Snakehead
kannst das ja erst mal mit Jack besprechen.« Brooke nickte, und Damon reichte ihm ein weißes Kärtchen, das er offenbar von Anfang an griffbereit gehabt hatte. »Unter der Nummer kannst du mich jederzeit erreichen. Morgen brichst du nach Bangkok auf. Also wär’s gut, wenn du mich heute Abend anrufen würdest.«
» I ch weiß, was du denkst, aber das kannst du unmöglich machen«, sagte Jack. »Ausgeschlossen.«
Alex und Jack waren zu den Rocks gegangen, einer Ansammlung von Geschäften und Cafés direkt am Hafen, unterhalbder Brücke. Jack hatte ihn mit Absicht dorthin gelotst. Sie hatte das Bedürfnis, sich an einem freundlichen, ganz normalen Ort unters Volk zu mischen, weit weg von den tückischen Wahrheiten und Lügen des australischen Geheimdienstes.
»Aber ich muss«, sagte Alex.
Und das stimmte. Noch vor wenigen Stunden hatte er sich geschworen, nie wieder für den MI6 zu arbeiten. Aber das hier war etwas anderes – und nicht nur, weil es diesmal die Australier waren, die ihn haben wollten. Sondern wegen Ash. Ash gab den Ausschlag, obwohl er ihn überhaupt nicht kannte und er nur ein Name war, den er eben zum ersten Mal gehört hatte.
»Ash kann mir sagen, wer ich bin«, sagte er.
»Weißt du denn nicht, wer du bist?«
»Nicht wirklich, Jack. Ich habe gedacht, ich weiß es. Als Ian noch lebte, war alles ganz einfach. Aber als ich dann die Wahrheit über ihn erfahren habe, ging alles schief. Er hat mich mein ganzes Leben lang zu etwas ausgebildet, was ich niemals sein wollte. Aber vielleicht hatte er Recht. Vielleicht war es das, wozu ich immer bestimmt war.«
»Und du meinst, Ash kann dir das erklären?«
»Ich weiß nicht.« Alex blinzelte sie an. Das Sonnenlicht ergoss sich über ihre Schultern. »Wann hast du ihn kennengelernt?«, fragte er.
»Etwa einen Monat nachdem ich angefangen hatte, für deinen Onkel zu arbeiten«, sagte sie. »Das sollte bloß ein Ferienjob sein, ich wollte mir damit mein Studium finanzieren. Ich wusste nichts von Spionen und hatte ganz bestimmt keine Ahnung, dass ich so lange bei dir bleiben würde.« Sie seufzte. »Damals warst du sieben. Erinnerst du dich wirklich nicht an ihn?«
Alex schüttelte den Kopf.
»Er war ein paar Wochen in London, im Hotel, ist aber zwei- oder dreimal bei uns vorbeigekommen. Viel geredet hat er nicht mit dir. Vielleicht konnte er mit Kindern nicht umgehen. Aber ich habe ihn ein bisschen kennengelernt.«
»Und wie war er?«
Jack überlegte. »Er hat mir gefallen«, gab sie zu. »Um ganz genau zu sein, ich bin sogar ein paarmal mit ihm ausgegangen, obwohl er deutlich älter war als ich. Er sah sehr gut aus. Und er hatte so was Gefährliches. Hat mir erzählt, er sei Tiefseetaucher. War eine schöne Zeit mit ihm.«
»Ist Ash sein richtiger Name?«
»So nennt er sich jedenfalls. A. S. H. sind seine Initialen – aber er hat mir nie gesagt, wofür die stehen.«
»Und er ist tatsächlich mein Pate?«
Jack nickte. »Ich habe Fotos von ihm bei deiner Taufe gesehen. Und Ian hat ihn auch gekannt. Die beiden waren Freunde. Ich habe nie erfahren, was er damals in London zu tun hatte, aber jedenfalls hat er sich nach dir erkundigt. Er wollte sich vergewissern, dass es dir gut geht.«
Alex holte tief Luft. »Du weißt nicht, wie das ist, wenn man keine Eltern hat«, fing er an. »Es hat mich nie gestört, weil ich sie nie gekannt habe. Ich war ja noch so klein, als sie gestorben sind. Trotzdem habe ich oft über sie nachgedacht. Und manchmal habe ich das Gefühl, in meinem Leben klafft ein großes Loch, eine riesige Lücke. Ich sehe zurück, aber da ist nichts. Wenn ich mit diesem Mann reden kann – auch wenn ich mich dafür als afghanischen Flüchtling verkleiden muss –, kann ich diese Lücke vielleicht ein Stück weit schließen.«
»Aber, Alex ...« Er konnte die Angst in Jacks Augen sehen.
»Du hast gehört, was Brooke gesagt hat. Das könnte furchtbar gefährlich werden. Bis jetzt hast du immer Glück gehabt, aber man kann nicht ewig Glück haben. Diese Leute – diese Snakeheads – für mich klingt das grauenhaft. Du solltest dich da nicht einmischen.«
»Ich muss, Jack. Ash hat mit meinem Vater gearbeitet. Er hat meine Eltern an dem Tag gesehen, als sie gestorben sind. Bis heute habe ich nicht gewusst, dass es diesen Mann gibt, aber jetzt weiß ich es und ich muss ihn kennenlernen.« Alex rang sich ein Lächeln ab. »Mein Vater war ein Spion. Mein Onkel war ein Spion. Und jetzt habe ich plötzlich einen Paten und der ist
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