Alex Rider 7: Snakehead
hatte. Sunt horn hatte wahrscheinlich sein Leben lang trainiert und wusste, dass dieser nächste Kampf höchstens ein paar Sekunden dauern würde. Aber das machte ihm nichts aus. Für ihn war das vermutlich ein gut bezahlter Job und er würde auch Alex mit Vergnügen zum Krüppel schlagen. Er lächelte zu ihm herüber und zeigte seine aufgesprungenen Lippen und schiefen Zähne. Irgendwer musste ihm einmal das Nasenbein gebrochen haben, und es war nicht gut verheilt. Er mochte den Körper eines Weltklassesportlers haben, aber sein Gesicht war das eines hässlichen Monsters.
Jemand zwängte Alex eine Plastikflasche in den Mund, und er trank – Wasser. Die entsetzliche Hitze in der Arena würde zusätzlich an seinen Kräften zehren. Er staunte, dass Sunthorn so lange durchhalten konnte. Vielleicht bekam er ja Drogen. Um ihn herum dröhnte Militärmusik. Die Ventilatoren kreisten. Alex hielt sich an den Seilen fest und versuchte sich irgendeine Strategie zurechtzulegen. Würde es etwas bringen, sich einfach fallen zu lassen, sobald der Kampf begann? Wenn er sich in den ersten Sekunden k. o. schlagen ließ, wäre es wenigstens vorbei. Aber auch das war mit Risiken behaftet. Es würde alles davon abhängen, wie schwer Sunthorn ihn traf. Und er wollte sich nicht das Genick brechen.
Die Musik hörte auf. Der Gong ertönte. Die Zuschauer verstummten. Zu spät, sich jetzt noch etwas auszudenken. Die erste Runde hatte angefangen.
Alex trat zwei Schritte nach vorn. Er spürte die Blicke der Zuschauer auf sich, die nur darauf warteten, dass er zu Bodenging. Sunthorn wirkte völlig entspannt. Er war in Kampfposition gegangen, der Schwerpunkt seines Körpers ruhte auf dem nach vorn gestellten Fuß – die Hauptverteidigungsstellung bei fast jeder Kampfsportart –, aber er machte einen ziemlich lustlosen Eindruck. Alex spürte, falls er überhaupt eine Chance hatte, dann nur in diesen ersten Sekunden. Niemand in der Arena konnte wissen, dass er Karatemeister und Träger des schwarzen Gürtels war. Der Kampf war total unfair. Sunthorn war größer und schwerer und hatte viel mehr Erfahrung als er. Alex blieb nur das Überraschungsmoment.
Und das wollte er nutzen. Er ging noch einen Schritt nach vorn und als er nah genug war, wirbelte er plötzlich herum und trat mit aller Kraft zu. Er hatte den Rückwärtstritt benutzt, einen der wirksamsten Karateschläge, und wenn er getroffen hätte, wäre sein Gegner auf der Stelle k. o. gewesen. Aber zu seinem Entsetzen hieb sein Fuß nur in die Luft. Sunthorn hatte unglaublich schnell reagiert und sich weggeduckt, sodass der Tritt seinen Unterleib um einen Zentimeter verfehlt hatte.
Die Zuschauer stöhnten auf und schnatterten dann aufgeregt durcheinander. Alex versuchte einen Prellstoß, aber diesmal war Sunthorn vorbereitet. Er blockte den Angriff mit seinem rechten Arm und konterte sofort mit einem Tritt, der Alex in die Seile schleuderte und ihm die Luft aus den Lungen presste. Rote Sternchen tanzten vor seinen Augen. Wenn Sunthorn ihn ein zweites Mal traf, war alles aus. Alex lehnte mit den Schultern an den Seilen und wartete auf das Ende.
Aber das war noch lange nicht in Sicht. Sunthorn lächelte vergnügt. Der kleine Ausländer war keine so leichte Beute, wie alle erwartet hatten, und das würde er jetzt so richtig auskosten. Die Zuschauer lechzten nach Blut, aber sie wollten aucheinen dramatischen Kampf. Er konnte ein Weilchen mit dem Jungen spielen, ihn schwächen, ehe er ihn mit dem letzten Schlag ins Krankenhaus beförderte. Er streckte eine Hand aus und winkte mit den Fingern, so als wollte er sagen: »Na komm schon!« Die Menge tobte begeistert. Sogar die Spieler, die bereits verloren und ihre gelben Zettel längst zerrissen hatten, wollten noch mehr sehen.
Alex holte tief Luft und richtete sich auf. Ein dunkelroter Fleck hatte sich knapp über seiner Hüfte gebildet, da, wo Sunthorns Fuß ihn getroffen hatte. Man konnte meinen, die Fußsohlen dieses Mannes seien aus zähem Leder und die Muskeln in seinen Beinen aus Stahl. Wie hatte Ash ihn nur in so was reinziehen können? Aber Alex wusste natürlich, daran war nicht sein Pate schuld. Er hätte in Sydney auf Jack hören sollen. Dann säße er jetzt wohlbehalten in der Schule.
In den nächsten Minuten umkreisten die beiden einander und setzten zu einigen Finten an, ohne ernsthaft zuzuschlagen. Alex achtete darauf, Abstand zu wahren, um erst einmal wieder zu Atem zu kommen. Wie lange dauerte eine Runde? Irgendwann musste
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