Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
vergangenen Februar aus demselben Grund in London … Es sieht so aus, als wollte Scorpia einen ihrer Männer in der Schule platzieren, obwohl dieser Gunter seiner Akte nach zu schließen einen untadeligen Ruf hat. Er ist ein hochdekorierter Soldat! Andererseits stimme ich Ihnen zu, es scheint kein Zufall zu sein, dass der vorige Sicherheitschef von einem Auto überrollt wurde und der Fahrer Fahrerflucht beging. Aber wir müssen davon ausgehen, dass Kroll von einer rivalisierenden Organisation getötet wurde. Wenn es seine eigenen Leute gewesen wären, hätten sie dafür gesorgt, dass wir nichts in seinen Taschen finden. Dann wäre seine Leiche nie aufgetaucht. Wir müssen uns vor allem mit zwei Fragen beschäftigen. Was ist die wahrscheinlichste Erklärung für das Vorgefallene? Und was müssen wir tun?«
»Wir könnten die Schule warnen«, schlug Mrs Jones vor.
»Hm, ich weiß nicht. Vor was? Wir können nur vermuten, was Scorpia plant, und wir wissen nicht, wann sie zuschlagen werden. Wir könnten uns an die ägyptische Regierung wenden, aber dort wird man uns kaum zuhören. Außerdem müssen wir die Auswirkungen berücksichtigen. Die Familien der Kinder kommen aus Syrien, Amerika und anderen Ländern. Wenn wir sie einweihen, gehen womöglich die Geheimdienste der entsprechenden Länder aufeinander los und alles endet in einer Katastrophe.«
»Aber wenn die Leute von Scorpia wissen, dass wir ihnen auf der Spur sind, blasen sie die Operation vielleicht ab.«
»Eben.«
Mrs Jones sah das Funkeln in Blunts Augen und verstand plötzlich, worauf er hinauswollte. »Sie meinen, die Operation soll ruhig anlaufen.«
Blunt nickte. »Zumindest für kurze Zeit. Dann könnten wir ihnen eine Falle stellen. Wir sind ihnen ausnahmsweise einmal einen Schritt voraus. Und wenn sie dann zuschlagen, können wir sie ein für alle Mal unschädlich machen.«
»Aber Sie wollen doch bestimmt nicht das Leben der Schulkinder aufs Spiel setzen?«
»Selbstverständlich nicht. Wir schleusen einen Agenten bei ihnen ein, der die Situation im Blick behält. Sobald Scorpia auf den Plan tritt, sind wir zur Stelle. Was wir brauchen …«
»Nein.« Dass Mrs Jones ihrem Vorgesetzten ins Wort fiel, war noch nie da gewesen. »Ausgeschlossen.«
Blunt sah sie überrascht an. »Sie wissen, an was ich denke.«
Natürlich wusste Mrs Jones es. Sie hatte viele Hundert Stunden mit Blunt verbracht und würde vielleicht bald seine Nachfolgerin sein. Sie kannte ihn in- und auswendig. »Wir können Alex nicht einsetzen«, sagte sie.
»Sie haben sicher Recht, Mrs Jones. Aber Sie müssen zugeben, dass dieser Auftrag für ihn wie maßgeschneidert wäre. Ein vierzehnjähriger Junge fällt an einer Schule niemandem auf. Genau wie in Point Blanc.«
»Alex ist inzwischen fünfzehn«, erinnerte Mrs Jones ihn. »Und der Auftrag in Kenia war endgültig der letzte, Alan.« Sie sprach ihn in Anwesenheit Dritter selten mit Vornamen an, doch diesmal schenkte sie Redwing, die wieder verstummt war, keine Beachtung. »Er hat schwere Verbrennungen erlitten und lag wieder im Krankenhaus. Wir fanden beide, dass er genug durchgemacht hat.«
»Ich auch?«
»Außerdem haben wir strikte Anweisungen aus der Downing Street.« Mrs Jones wagte es nicht, sich gegen eine Anordnung aufzulehnen, die direkt vom Premierminister kam, zumindest nicht so kurz vor ihrer möglichen Beförderung zur Leiterin der Spezialoperationen.
Dafür hatte Blunt Verständnis. »Trotzdem schlage ich vor, dass wir einen unserer Leute einschleusen.«
Mrs Jones entspannte sich. »Als Lehrer?«
»Als Lehrer oder Reinigungskraft. Setzen Sie Crawley darauf an. Smithers soll sich um die nötige Ausrüstung für die Überwachung und Kommunikation kümmern. Bis dahin halten wir verstärkt nach allen uns bekannten Scorpia-Agenten Ausschau, besonders wenn sie an der ägyptischen Grenze auftauchen.« Er wandte sich an Redwing, als bemerkte er sie erst jetzt. »Noch etwas, Redwing?«
»Ich möchte nur einige Dinge anfügen«, sagte Redwing. »Ich stimme mit Mrs Jones in allen Punkten überein. Es kommt mir nur seltsam vor, dass Kroll in Heathrow angekommen sein soll und dann quer durch London nach Woolwich weitergefahren ist, wenn er wirklich dort getötet wurde. Warum hat er dann nicht den City Airport gewählt? Er liegt doch viel näher an Woolwich.«
Blunt sah sie erfreut an. Genau derselbe Gedanke war ihm auch gekommen. »Es gibt keine direkten Flüge von Kairo zum City Airport«, sagte er. »Aber warum ist er nicht
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