Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
zurückschicken. Dort kann er in der Kantine arbeiten!«
»Schon recht«, sagte Alex. »Es ist ja noch mal alles gut gegangen.«
»Aber nur, weil ich rechtzeitig aufgetaucht bin.« Byrne seufzte. »Ich habe leider einige Fragen an dich …«
»Ich kann Ihnen nicht viel erzählen. Aber zuerst würde ich gern Jack Starbright anrufen. Geht das?«
»Natürlich, bitte sehr.«
Byrne reichte Alex das Telefon und Alex wählte Jacks Handynummer. Es klingelte einige Male, dann meldete sich die Mailbox. Alex’ Sorgen wuchsen. Man hatte zwar in vielen Gegenden Kairos keinen Empfang, aber er würde erst beruhigt sein, wenn er mit Jack gesprochen hatte.
»Jack«, sagte er, »ich bin’s. Es geht mir gut. Wir sehen uns dann in der Wohnung.« Ausführlicher wollte er in Byrnes Anwesenheit nicht werden. Er legte auf.
Die Tür öffnete sich und eine junge Frau trat mit zwei Tassen Kaffee und einem Teller Kekse ein. Sie stellte alles ab und ging.
»Ich kann gar nicht glauben, dass du hier bist, Alex.« Byrne lächelte ihn an. »Sag jetzt nicht, Alan Blunt hätte dich überredet, wieder für ihn zu arbeiten!«
Alex schwieg. Er vertraute Byrne, aber zwischen zwei Geheimdiensten zu sitzen, war heikel bis bedrohlich. Er musste aufpassen, was er sagte.
»Also warum bist du hier, Alex?«
»Sagen Sie mir doch erst mal, was Sie hier machen«, erwiderte Alex. »Warum haben Ihre Leute das Goldene Haus observiert? Und wer ist Habib?«
»Du hast ihn kennengelernt?«
»Nein. Einer Ihrer Leute fragte mich nach ihm. Ich hab den Mann gesehen, aber da war er schon tot.«
»Aber du hast ihn nicht erschossen, oder?« Unmöglich zu sagen, ob Byrne scherzte oder nicht.
»Natürlich nicht.«
Byrne nickte. »Ich glaube dir. Es grenzt an ein Wunder, dass auf diesem Raddampfer niemand getötet wurde. Abgesehen von Habib.« Er hielt kurz inne, bevor er weitersprach. »Also gut, Alex. Ich sage dir, was wir hier machen, das bin ich dir schuldig. Aber wenn du etwas mit unserer Sache zu tun hast – du und der MI6 –, will ich das wissen. Abgemacht?«
»Klar.« Alex nahm einen Schluck Kaffee.
»Okay. Wir sind hier, weil unsere Außenministerin am Wochenende zu Besuch kommt. Ich weiß nicht, wie gut du dich mit amerikanischer Politik auskennst, aber die Außenministerin ist die Nummer zwei nach dem Präsidenten. Viele glauben sogar, sie könnte die Nachfolgerin des jetzigen Präsidenten werden. Sie sagt, was sie denkt, fährt einen harten Kurs, ist zugleich aber auch sehr beliebt. Sie wird in Kairo eine Rede halten.«
Byrne nahm ebenfalls einen Schluck Kaffee. Ihm schien nicht ganz wohl bei der Vorstellung, Alex in seine Geheimnisse einzuweihen, denn er zögerte kurz. Doch dann fuhr er entschlossen fort: »Es wird zwar noch streng geheim gehalten, aber in ihrer Rede geht es um Macht. Wer hat in der Welt von heute das Sagen? Und wer entscheidet in den großen Fragen der Weltpolitik, wenn es um nukleare Bewaffnung, Krieg und Terrorismus geht? Bisher waren das immer die Amerikaner, ihr Briten und andere europäische Staaten. Aber es gibt neue Mächte wie China oder Indien. Die Außenministerin will darauf eingehen. Du hörst das vielleicht nicht gern, Alex, aber die Briten gehören für sie nicht mehr zu den wichtigen Mächten.«
»Das ist mir egal.«
»Ja, natürlich. Aber viele eurer Politiker werden ausrasten. Aus meiner Sicht hält die Außenministerin diese Rede aus wahltaktischen Gründen. Bei uns wird demnächst gewählt und es werden im Moment viele antibritische Stimmen laut. Du erinnerst dich bestimmt an die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko oder das Geheimabkommen mit Libyen. Die Rede der Außenministerin soll für die richtigen Schlagzeilen sorgen und für sie Stimmung machen. Sie schießt damit zwar über das Ziel hinaus und sogar der Präsident hat sie zur Zurückhaltung gemahnt. Aber sie lässt sich von dieser Rede nicht abbringen.«
»Und was hat Habib damit zu tun?«
»Darauf komme ich gleich. Unsere Aufgabe ist es, die Außenministerin während ihres Aufenthalts in Kairo zu beschützen. Was sie tut oder sagt, geht uns nichts an, wir passen nur auf sie auf. Wir sind also seit zwei Wochen hier. Vor einigen Tagen ging ein Hinweis bei uns ein, dass ein Attentat auf sie geplant sei, um die Rede zu verhindern.«
»Habib …?«
»Das war nur einer seiner Namen. Meist wurde er ›der Ingenieur‹ genannt. Er verkaufte Waffen. Zum Beispiel Großkaliberwaffen wie Scharfschützengewehre. Er konnte vom Samuraischwert bis zur Handgranate alles beschaffen.
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