Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
wollten. Der Mann, der ihn zuerst angesprochen hatte, offenbar der Anführer der drei, hatte die Statur eines amerikanischen Footballspielers: breite Schultern und Stiernacken, Stupsnase, blonder Bürstenschnitt und wässrige blaue Augen. Sein Komplize war ähnlich athletisch gebaut und früher vielleicht Soldat gewesen. Er hatte schwarzes Haar, eine dunklere Hautfarbe und war womöglich ebenfalls Amerikaner. Der dritte Mann, der sie erwartet hatte, war ein Schwarzer. Er war kleiner und beweglicher als die anderen und wirkte wütend. Ungläubig starrte er Alex an.
»Das soll er sein?«, fragte er.
»Ja.« Der Blonde nickte.
»Und Habib?«
»Ist wahrscheinlich tot. Das Schiff ging in die Luft.«
»Was?«
»Du hast mich gehört, Franklin. Das Goldene Haus liegt auf dem Grund des Nils. Und der Junge war an Bord …«
»Ich habe damit nichts zu tun«, verteidigte Alex sich.
»Schnauze!«, fuhr der Blonde ihn an.
»Was tun wir mit ihm, Lewinsky?«, fragte der Schwarze, der Franklin genannt wurde.
»Wir bringen ihn ins Glockenzimmer.«
»Moment!« Der zweite Mann schien damit nicht einverstanden zu sein. »Das können wir nicht tun!«
»Wir haben keine Zeit für Diskussionen«, schnarrte Lewinsky. »Und wir werden nicht vor dem Jungen darüber streiten. Wir brauchen Antworten auf unsere Fragen – und zwar jetzt gleich. Bringen wir ihn also runter und legen wir los.«
Runter? Sie standen doch schon in der Tiefgarage. Lewinskys Ton gefiel Alex nicht.
»Sie machen einen Fehler«, begann er.
»Maul halten«, sagte Lewinsky. »Du wirst später noch gefragt.«
Alex spürte eine Hand im Rücken, die ihn zu einem Lift stieß. Der zweite Mann drückte den Rufknopf und die Tür ging sofort auf. Der Lift bestand aus einem stählernen Kasten, der aussah wie ein Kühlschrank. Sie zwängten sich zu viert hinein und fuhren nach unten. Alex unterdrückte mühsam die Panik, die in ihm aufsteigen wollte. In der vergangenen Stunde hatten die Ereignisse sich überschlagen: Er hatte den Toten entdeckt, das Schiff war explodiert und er war am helllichten Tag entführt worden. Dabei hatte er keine Ahnung, wer seine Entführer waren und was sie von ihm wollten. Und was war das Glockenzimmer?
Vor allem aber machte er sich schreckliche Sorgen um Jack. Er hatte sie hinter Gunter hergeschickt. Jetzt hätte er sie dringend warnen müssen, damit sie wusste, in welcher Gefahr sie schwebte. Vielleicht hatte sie auch schon von der Explosion erfahren und Angst um ihn. Er musste ihr wenigstens mitteilen, dass er noch lebte.
»Ich muss mit Jack sprechen«, sagte er.
»Wer ist das?«, fragte Lewinsky.
»Eine Freundin. Sie schaut nach mir.«
»Wie? Ach, du meinst dein Kindermädchen?«
Alex ignorierte die spöttische Bemerkung. »Ich habe ihre Handynummer.« Er bekam keine Antwort. »Ich möchte ihr nur sagen, dass es mir gut geht.«
Lewinsky lächelte hämisch. »Wie kommst du darauf, dass es dir gut geht?«
Sie waren mit dem Lift unten angekommen und die Tür glitt auf. Vor ihnen führte ein kurzer, fensterloser Gang zu einer Holztür. Alex wollte gar nicht wissen, was sich dahinter befand, doch er hatte keine Wahl. Franklin und der namenlose Fahrer hatten den Lift bereits verlassen. Lewinsky legte ihm schwer die Hand auf die Schulter und stieß ihn vor sich her.
Beklommen ging er den Gang entlang, dabei warf er einen langen Schatten auf den Boden. Franklin öffnete die Tür. Sie führte in ein großes Zimmer, das wie das Innere einer Glocke geformt war. Es war rund, hatte nackte Ziegelwände, war mindestens zwei Stockwerke hoch und verjüngte sich nach oben hin.
Alex sah sich mit Unbehagen um. Eine einzige, an einem Draht hängende Glühbirne erhellte den fensterlosen Raum. Die Tür war schalldicht, auf dem Boden lag eine dicke Gummimatte. In der Mitte standen ein hölzerner Stuhl und daneben ein schmaler Tisch mit schräger Platte. Auf ihr waren drei Ledergurte angebracht. Alex begriff sofort, dass sie für ihn gedacht waren: einer für die Füße, einer für den Bauch und einer für Schultern und Arme. Außerdem sah er noch einen Wasserhahn und einen Eimer. Das Zimmer schien nur einem einzigen Zweck zu dienen.
Lewinsky zeigte auf den Stuhl. »Nimm Platz.«
»Ich stehe lieber.«
»Hör auf zu labern und tu, was ich dir sage! Ich kann nämlich auch anders.«
»Warum verraten Sie mir nicht, wer Sie sind?«
Franklin und der andere Mann wechselten einen kurzen Blick, aber Lewinsky verzog keine Miene. »Du bist es, der hier die Fragen beantworten muss. Setz
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