Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
warst auf dem Schiff, als …?« Jack verstummte. »Ich wollte es nicht glauben, als ich davon hörte, und dachte schon … Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Aber dann bekam ich deine Nachricht.«
Der CIA-Wagen fuhr weg.
Jack schien ihn erst jetzt zu bemerken.
»Wer war das?«
»Das ist eine lange Geschichte. Wenn du nichts dagegen hast, dusche ich zuerst mal und ziehe mich um. Ich stinke. Und hast du was zum Abendessen da? Ich bin am Verhungern.«
Wenig später setzten sich Alex und Jack zum Essen auf den Balkon. Der Abend war angenehm warm. Die Sonne verschwand bereits hinter den Gebäuden der Anlage, die lange Schatten über den Rasen warfen. Der Pool war leer. Craig, Simon und die anderen saßen jetzt bestimmt drinnen an ihren Hausaufgaben. Alex wünschte sich, er hätte ihre Sorgen.
Er hatte ein weites T-Shirt und Shorts angezogen. Seine Haare waren noch nass vom Duschen und auf seinem Knie klebte ein Pflaster. Er wusste gar nicht mehr, bei welcher Gelegenheit er es sich aufgeschürft hatte, aber Jack hatte den Kratzer sofort bemerkt und unbedingt eine halbe Tube antiseptische Salbe draufschmieren wollen. Schließlich war er im Nil gewesen. Alex fühlte sich an die vielen Male erinnert, die sie ihn bemuttert hatte. Einige Dinge änderten sich nie.
Zum Essen gab es verschiedene ägyptische Snacks: Hummus, Oliven, gefüllte Weinblätter, Hackfleischbällchen und geräucherte Auberginen, dazu ein warmes Fladenbrot. Jack trank gekühlten Rosé, Alex Wasser.
»Als ich deine erste Nachricht bekam, saß ich noch vor dem Goldenen Haus«, sagte sie. »Ich wollte dich eigentlich nicht allein lassen, aber als Gunter dann herauskam, folgte ich ihm doch, wie du mir aufgetragen hattest. Er sah aus, als sei er zum Golfen unterwegs. Er hatte eine Golftasche dabei.«
»Ich weiß.«
»Er hielt ein Taxi an und ich bekam eins unmittelbar hinter ihm. Es war wie im Film. Ich folgte ihm durch ganz Kairo und war schon gespannt auf sein Ziel, aber dann fuhr er nur zu einem Apartmenthaus um die Ecke von hier. Ich habe mir die Adresse aufgeschrieben. Ich glaube, er wohnt dort. Weil ich so besorgt um dich war, bin ich danach gleich wieder den ganzen Weg zum Goldenen Haus gefahren – nur dass das Goldene Haus nicht mehr existierte. Überall war Polizei. Angeblich hatten Terroristen einen Anschlag verübt. Ich wollte gleich Mr Smithers anrufen, aber als ich mein Handy herausholte, sah ich, dass du angerufen hattest. Ich las deine Nachricht und kehrte hierher zurück.«
Jack schenkte sich ein zweites Glas Wein ein. »Jetzt bist du dran. Was ist auf dem Schiff passiert? Wie konntest du fliehen? Und wer war der Mann in dem Wagen?«
Alex fasste seine Erlebnisse in wenigen Sätzen zusammen, erzählte ihr von dem Toten im Waffengeschäft, der Explosion, seiner Gefangennahme durch die CIA-Agenten und dem Glockenzimmer. Das Waterboarding ließ er aus. Er wollte den Schrecken nicht noch einmal durchleben und wusste auch, dass Jack entsetzt gewesen wäre.
»Und das Auto, in dem ich gekommen bin, war von der CIA«, schloss er. »Sie waren wenigstens so anständig, mich nach Hause zu fahren.«
Jack schüttelte den Kopf. »Das ist so typisch für Mr Blunt«, sagte sie. »Zuerst versichert er uns, deine Aufgabe sei total harmlos, dann haben wir es auf einmal mit Leichen auf Schiffen, Bomben und politischen Attentaten zu tun. Was machen wir jetzt?«
Die Frage hing bereits seit Alex’ Rückkehr in der Luft und er hatte sich auch schon eine Antwort überlegt. »Ich finde, wir sollten tun, was Mr Byrne vorgeschlagen hat. Nämlich abreisen.«
»Nach England?«
»Ja.« Alex hatte genug gegessen. Er legte Messer und Gabel weg und lehnte sich zufrieden zurück. In einiger Entfernung hatten Zikaden ihr abendliches Konzert angestimmt. »Meine Tarnung ist sowieso aufgeflogen. An der Schule ist ein Junge aus Brookland, der mich erkannt hat, und bald werden auch die anderen Fragen stellen. Dann läuft alles aus dem Ruder – und das muss ich mir nicht antun.«
»Glaubst du, der Schule droht ein Anschlag?«
»Wenn ich das glauben würde, würde ich bleiben. Ich mag die Schule, sogar Miss Watson. Aber ich bin jetzt seit drei Wochen hier und mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Nur Mr Blunt sagt, die Schule sei gefährdet – und du hast Recht, man darf ihm nichts glauben. Was ich heute erlebt habe, spricht dafür, dass er sich geirrt hat.«
Alex hatte noch einmal über alles nachgedacht und war zu keinem anderen Schluss gekommen.
»Erik Gunter
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