Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
herum zu dem Touristenort Marsa Matruh gebracht und von dort in südlicher Richtung nach Siwa. Im Fort wohnte er seit über zwei Wochen, fast so lange, wie Alex die internationale Schule in Kairo besuchte. Razim sorgte dafür, dass niemand ihn sah. Alle Welt hielt ihn für tot – und das sollte auch so bleiben. Natürlich hatte Julius protestiert. Er hatte das Gefühl, von einem Gefängnis ins nächste gekommen zu sein. Razim hatte ihm schließlich erlaubt, Kairo zu besuchen. Julius hatte aber versprechen müssen, zur Tarnung Baseballkappe und Sonnenbrille zu tragen und sich von Alex Rider fernzuhalten. Razim war wütend gewesen, als er erfuhr, dass Julius seinen Anweisungen nicht gehorcht hatte. Bisher hatte er sich aber nichts anmerken lassen.
Julius ging durch den großen Torbogen und die massiven, mit Stahl verstärkten Torflügel schlossen sich summend hinter ihm. Er wusste, dass jetzt die kleinen Landminen, die in der Umgebung des Forts im Sand vergraben waren, aktiviert wurden. Vor einigen Nächten hatte sich ein streunender Wüstenfuchs dem Fort auf der Suche nach Nahrung genähert. Die Explosion, die das arme Tier in Stücke gerissen hatte, hatte alle Bewohner geweckt.
Auf der Terrasse des Hauses, in dem Razim wohnte, standen Getränke bereit. Das Haus selbst war ein schlichtes, würfelförmiges Gebäude mit zwei Stockwerken. Jedes Kind hätte es zeichnen können. Es hatte eine Tür und fünf Fenster, deren Läden geschlossen waren. Die Fenster waren symmetrisch angeordnet, eins rechts und eins links der Tür und drei im oberen Stock. Unter dem Ziegeldach ragten seitlich aus Palmenholz gefertigte Sparren hervor, eine Tradition der Berber. Stammesangehörige hängten daran die Knochen von Tieren und Menschen auf, um böse Geister abzuwehren. Bei den beiden Menschen auf der Terrasse war jedoch ohnehin schon Hopfen und Malz verloren.
Vor Razim stand ein hohes Glas mit Gin Tonic, Eis und Zitrone, und er rauchte wie immer eine Black Devil. Julius Grief setzte sich ihm gegenüber und lehnte das Gewehr an den Tisch. Auf sein Handzeichen hin eilte einer von Razims Männern mit einem Bier herbei.
»Du bist ein ausgezeichneter Schütze«, sagte Razim.
»Mein Vater hat mir das Schießen beigebracht. Mir und meinen Brüdern. Jedes Mal wenn wir danebentrafen, bekamen wir drei Schläge mit der Rute. Am Schluss waren wir alle ziemlich gut.«
»Ein bemerkenswerter Mann, dein Vater.«
»Ein Genie.« Julius nahm einen Schluck Bier und wischte sich den Schaum von der Oberlippe. »Es heißt doch, es sei unmöglich, einen Menschen zu klonen. Aber er hat es geschafft, und das gleich sechzehn Mal.«
»Und die kosmetische Operation?«
»Wurde von einem Arzt ausgeführt. Er hieß Baxter.«
»Du warst bestimmt sehr enttäuscht, als du gemerkt hast, dass man dir das falsche Gesicht verpasst hatte.«
»Sie haben ja keine Ahnung.« Julius umklammerte sein Glas unwillkürlich noch fester. »Es war ja nicht nur das. Ich hatte mich über Monate mit David und Caroline Friend beschäftigt. Sie waren stinkreich. Sie besaßen Supermärkte, Kunstgalerien und vieles mehr. Ich sollte als ihr Sohn bei ihnen einziehen und es ihnen wegnehmen. Aber dann musste mein Vater mir sagen, dass dieser Alex Friend überhaupt nicht existierte. Dass der Junge in Wirklichkeit Alex Rider hieß. Alles, was ich getan und durchgemacht hatte, war umsonst gewesen!«
Razim hatte bereits festgestellt, dass Julius mit einem südafrikanischen Akzent sprach, wenn er wütend war. So wie jetzt.
»Dieser Alex Rider war nur ein dummer Spion! Ich war fassungslos! Ab da ging alles schief. Alex konnte fliehen und tötete meinen Vater.«
»Ich kann mir vorstellen, wie sehr du ihn hasst. Trotzdem war es ein Fehler, mir nicht zu gehorchen.« Razim sprach leise, aber seine Stimme klang scharf. »Die Schule zu besuchen war eine Dummheit. Hätte dich jemand gesehen, wäre alles aus gewesen.«
»Man hat mich ja gesehen!« Julius lachte. »Ich habe die Uniform angezogen, die Sie mir gegeben haben, und bin einfach durch das Tor spaziert. So viel zur Sicherheit der Schule! Die Wachleute haben mich nur kurz angesehen und für Alex Rider gehalten. Von Gunters Büro aus habe ich beobachtet, wie Alex die Schule verlassen hat. Er hat sich sogar umgedreht.«
»Er hat dich gesehen?«
»Nein, keine Sorge. Aber ich glaube, er hat etwas gespürt. Es war so etwas wie Telepathie.«
»Und was hast du dabei empfunden?«
»Jetzt klingen Sie wie meine Psychiaterin. Was sollte ich schon empfinden? Wenn
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