Alexa, die Amazone – Die große Chance
angedeuteten Kopfnicken zu Gerolf hin geht Alexa den Gang entlang in Richtung Reithalle. Harald und Gerolf werfen sich einen kurzen Blick zu. Harald zuckt kurz die Achseln, ein Lächeln liegt um seinen Mund.
»Sie hat noch nicht einmal gefragt, wann sie reiten darf.«
»Kein Wunder, wir haben ein paar Minuten in Hans-Ulrichs Unterricht hineingelauscht, vielleicht liegt da der Grund.«
»Aha!«, lacht Harald. »Dabei reitet sie wirklich gut.«
»Nehme ich an, sonst hättest du sie wohl kaum eingeladen. Noch dazu ohne eigenes Pferd. Aber vielleicht ist sie in der Theorie nicht so sattelfest.«
»Könnte sein ... wir werden ja sehen.« Harald schiebt Arianes Kopfbehutsam von sich weg und beginnt sich mit der Handfläche über seinen verschmierten Pullover zu reiben.
»Hat ja doch keinen Sinn.« Er gibt auf. »Altes Ferkel«, sagt er und tätschelt zärtlich Arianes Nüstern. »Komm, Gerolf, gehen wir die anderen holen. Bianca wartet.«
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Angst vorm Vorreiten
Bei Amor bleibt Alexa stehen. Klaus hat ihn bereits gesattelt und legt ihm nun Gamaschen an.
»Ein schönes Pferd«, beginnt Alexa.
»Oh ja!« Klaus richtet sich auf.
»Trakehner?«, fragt Alexa, denkt aber gleichzeitig, so eine bescheuerte Frage, wo das Brandzeichen doch klar und deutlich zu sehen ist.
»Ja, ja«, bestätigt Klaus und strahlt.
Irgendwie hatte Alexa das Gefühl, der tickt nicht richtig.
»Bist du auch beim Kurs?«, fragt sie vorsichtshalber.
»Ich? Oh nein. Ich arbeite hier manchmal. Helfe Herrn Roth. Oder mache Bahndienst.«
»Ach so, aha.« Alexa fällt keine Frage mehr ein, sie lächelt ihm zu und geht zur nächsten Box. Klaus steht noch immer da und schaut ihr nach. Alexa fühlt seinen Blick im Rücken und dreht sich nach ihm um. Er lächelt sie an.
»Das ist Fernando. Er gehört Herrn Struckat. Ich meine, seinem Bruder.« Wem denn nun, denkt Alexa und schaut sich den großrahmigen Schwarzbraunen an, der sich langsam nach ihr umdreht. Ein großer weißer Stern prangt mitten und symmetrisch auf seiner Stirn.
»Na, Fernando, werden wir beide vielleicht die Ehre miteinander haben? Ein schöner Kerl bist du ja.«
Da wird die Schiebetür aufgerissen. Irene Liertz führt ihren Braunen herein. Die anderen folgen. Einige lehnen ihre Sättel gegen die grau verputzte Wand der betonierten Stallgasse. Klaus springt los, um zu helfen. Die drei aus der Reiterstube tauchen auf.
»Macht doch nicht so nen Dreck«, schnauzt der kurzhaarige Friedhelm Hartmann.
»Dann putz ihn eben weg. Wer hat denn heute Stalldienst, du doch!«, funkelt die Deutsche Meisterin in spe ihn an.
»Komm, komm, halt bloß deinen Rand!«
»Was willst denn du schon!«
Die durchtrainierte Figur der Reiterin spannt sich.
»Willst du mir etwa drohen?«, faucht das Kurzhaar und geht drei Schritte auf Irene zu.
»Hört schon auf, ihr Idioten!«
»Grünauge!«
Frank Hansen hat Klaus die Zügel seines Rotschimmels in die Hand gedrückt und stellt sich zwischen Irene und Friedhelm. »Das wäre ja noch schöner, wenn ihr hier aufeinander losgeht. Ihr habt wohl ne Schraube locker! Und du, Friedhelm, lass endlich die Irene in Ruhe. Sonst staubt es hier wirklich einmal gewaltig. Komm, auf jetzt, versorgt die Pferde, damit wir endlich diesen elenden Parcours aufbauen können!«
Ohne sich weiter um Friedhelm zu kümmern, der noch immer breitbeinig vor Irene steht, geht er wieder zu seinem Pferd zurück. Auch Irene lässt den Kurzhaarigen jetzt unbeachtet links liegen. Sie geht mit ihrem Pferd an Alexa vorbei.
»Ach, bist du die Neue?«, sagt sie kurz, eher als Feststellung und nicht als Frage, und zieht die linke Augenbraue etwas hoch.
Alexa gibt keine Antwort, nickt nur kurz und schaut sich das burschikose Gesicht der etwa Zwanzigjährigen genau an. Kein Zweifel, schließt sie ihre Betrachtung, ich würde ihr eine handfeste Auseinandersetzung mit dem Kurzhaarigen zutrauen. In ihren Bewegungen liegt wilde Entschlossenheit, die Reithose spannt sich um ihre muskulösen Oberschenkel. Alexa schaut ihr nach. Dann ist sie ihrem Tischnachbarn von gestern im Weg. Er muss sein Pferd unbedingt da anbinden, wo sie geradesteht. Ohne ein Wort zu verlieren, gibt sie nach und geht einige Schritte weiter vor.
Sabine hat dem schmächtigen Klaus bereits die Zügel ihrer Ballerina in die Hand gedrückt. Eifrig führt er die Stute an Alexa vorbei zu ihrem Stall. Sabine winkt Alexa zu. Wenigstens jemand, der sich freut,
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